Gemeinderat, 12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches
Protokoll - Seite 11 von 81
Wiener Innenstadt,
dass also dort dezidiert Hochausbauten nicht verfolgt werden dürfen. Und das
ist jetzt das Entscheidende.
Das heißt: Werden Sie sich in Zukunft an Ihr eigenes
Konzept halten, denn dann müssten Sie das Projekt Wien-Mitte verhindern?
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker: Also,
Herr Gemeinderat, ich glaube, dass eigentlich die Freiheitlichen das größte
Interesse daran haben müssten, dass der Bahnhof Wien-Mitte, eine sozialistische
"Räuberhöhle", wie Sie das bezeichnet haben, endlich verändert wird.
Ich rechne daher damit, dass Sie Ihre Gegnerschaft da aufgeben und mit den
Sozialdemokraten daran arbeiten werden, dass wir dort die Veränderungen
schaffen.
Zu dem
konkreten Punkt. Sie haben vollkommen Recht, wir haben bereits eine gültige,
eine aufrechte Flächenwidmung. Es hat der Betreiber einen Fluchtlinienbescheid
eingeholt. Die Laufzeit ist noch offen. Er kann noch immer eine Baubewilligung
beantragen. In dieser Zeit, das wissen Sie von Ihren Experten im Klub, nehme
ich an, ist es wenig bis gar nicht möglich, eher gar nicht möglich, dagegen
noch rechtlich vorzugehen. Wir könnten sehr wohl eine Bausperre im Gemeinderat
mit der Wirkung Null erlassen. Solange der Fluchtlinienbescheid aufrecht ist
und wenn Baubewilligung beantragt wird, können wir nicht verhindern, dass im
Rahmen der Widmung gebaut wird. Daher funktioniert alles, was ich mit den
Bauträgern unternehme, auf Goodwill. Wir sind auf den Goodwill dort angewiesen.
Was die
notwendigen Sichtbeziehungen betrifft und die Verhinderung, dass diese
Sichtbeziehungen auf Schutzobjekte in Wien durch Neubauten behindert werden, so
wissen Sie, dass wir bei der MA 19 mit dem Schutzzonenkataster sehr weit
fortgeschritten sind und damit ein sehr gutes Instrument zur Dokumentation in
der Hand haben. Sie wissen, dass wir im Zuge des Hochhauskonzepts die großen
Sichtbeziehungen aufgenommen und definiert haben. Wir werden auch für die
einzelnen Bezirksschwerpunkte, Kristallisationspunkte, Blickpunkte in den
Bezirken noch im Laufe dieses Jahres den Bezirken die entsprechenden Unterlagen
zur Verfügung stellen, um auch kleinere Projekte besser in ihrer Wirkung
beurteilen zu können.
Was aber damit
nicht verbunden ist, und das finden Sie im Hochhauskonzept auch und das steht
auch ganz bewusst dort drinnen, ist, dass Projekte, für die bereits Widmungen
ergangen sind, naturgemäß auch durch das Hochhauskonzept nicht mehr verhindert
werden können, weil hier ein aufrechter Rechtsbestand ist. Und genau das ist
der Punkt, den Sie offensichtlich im Hochhauskonzept überlesen haben. Wir haben
das ganz bewusst hineingeschrieben.
Für die
Zukunft, sollte diese Widmung dort noch nicht bestehen, so muss ich sagen, dass
wir bei diesem Projekt unter Umständen ein paar Kriterien anders angelegt hätten.
Die beziehen sich aber nicht auf den Wettbewerb, der stattgefunden hat, denn
das verlangen wir im Hochhauskonzept ja auch. Das bezieht sich nicht auf die
Erreichbarkeit und auf die Standortqualität, die gefordert ist, denn die ist
gegeben. Es bezieht sich vor allem darauf, dass wir eine höhere
Informationsdichte durch den Bauträger verlangen. Ich würde Ihnen durchaus
Recht geben, wenn Sie das kritisieren wollen, dass der Bauträger selbst in der
Öffentlichkeitsarbeit vielleicht eine Spur hintennach gehinkt ist. Ich habe
auch nicht verstanden, dass bei der öffentlichen Bürgerversammlung, zu der der
Bezirksvorsteher eingeladen hat, nicht die Hauptarchitekten dort waren. Das ist
nicht die Form, wie man mit Hochhausprojekten in Wien umgeht. In diesem Punkt
hätte ich aber auch das Hochhauskonzept vollzogen. (Beifall bei GR Kurt Wagner.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke.
- Die 4. Anfrage (FSP/01089/2002/0001-KSP/GM)
ist von Frau GRin Klicka ebenfalls an Herrn amtsf StR Dipl Ing Schicker
gestellt: Kürzlich präsentierten Sie die
vierte Ausbauphase zur Erweiterung des Wiener U-Bahn-Netzes. Welche Grundlagen
waren für die nunmehr vorliegenden Planungen ausschlaggebend?
Bitte um die
Beantwortung.
Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker: Frau
Gemeinderätin!
Wir stehen vor
der Situation, dass wir in weniger als sechs Jahren das letzte Teilstück der
dritten Ausbauphase der U-Bahn fertig gestellt haben werden. Wir wissen aus den
vergangenen Perioden, dass es dann sehr schwierig ist, die
Grundstücksverhandlungen, die Planungen geordnet mit Bürgerbeteiligungsverfahren,
noch dazu jetzt neuerdings die Umweltverträglichkeitsprüfung, durchzuarbeiten,
wenn wir nicht ausreichend Zeit dafür haben. Wie notwendig das ist, war ja bei
der dritten Ausbauphase spürbar, wie mit der Lage, mit der Orientierung der
U 1-Verlängerung Richtung Norden es notwendig war, da noch in
Bürgerbeteiligungsverfahren die Lage der U-Bahn-Stationen und der Trassen zu
verändern. Und dafür braucht man Zeit. Die war bei der dritten Phase sehr, sehr
knapp, eher zu kurz, und deswegen war es das Ziel, die vierte Ausbauphase
möglichst bald zu fixieren, um mit der Detailplanung möglichst bald beginnen zu
können.
Ich habe daher
in der Stadtentwicklungskommission im Arbeitsausschuss am Montag den Entwurf
für die vierte Ausbauphase des U-Bahn-Netzes vorgestellt und dabei sind
eindeutig zwei Punkte herausgekommen:
Erstens. Wir wollen
die U 1 Richtung Süden verlängern, um die Möglichkeit zu haben, dort den
Güterterminal Wirtschaftspark Rothneusiedl anzusiedeln und extrem gut mit der U-Bahn
zu erschließen, aber auch um die Per-Albin-Hansson-Siedlung mit der U-Bahn
besser zu erschließen. Zusätzlich haben wir die Möglichkeit, dort wo die
S 1, also die jetzige B 301 an der Laxenburger Straße
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