Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 94
sagen - Ihre Punkte einerseits eine Zusammenstellung waren
von Formulierungen, die in Wirklichkeit ohnedies schon im Papier enthalten
waren, nur in anderer Textierung, andererseits viele Punkte umfassten, die eben
aufgenommen wurden, und auch ein bisschen was, wo es, wenn man es sich genauer
anschaut, leicht skurril geworden ist. Das war dieser Wunsch im Punkt 7,
"Vorrang für den höherrangigen Verkehr in ganz Wien", für den
übergeordneten Verkehr. Herr GR Schuster hat Sie dann auch in der Sitzung
gebeten, sich das einmal für den Gürtel zu überlegen: Da würde Wien im Chaos
enden! - Deswegen steht dann eben auch bei Punkt 7: wurde nicht
angenommen, sondern mehrheitlich abgelehnt.
Das einmal auch zur Arbeitsweise und Vorgangsweise
bezüglich der Erstellung dieses vorliegenden Positionspapiers. Wir haben das
Papier auch nachher noch einmal im Gemeinderatssauschuss beschlossen. Die
Debatte und die Beschlussfassung hier im Gemeinderat ist ja der formale
Endpunkt eines langen, ausführlichen und intensiven Diskussionsprozesses, der,
wie ich glaube, in einer sehr demokratischen, fairen und auch für Vorschläge
anderer Parteien offenen Art und Weise geführt worden ist.
Ich möchte noch eines anmerken zu dem im
"Kurier" erschienenen Artikel, der da immer wieder zitiert wird, laut
dem Schicker angeblich gesagt hätte, er sei so zufrieden mit dem
Generalverkehrsplan: Es war in diesem Artikel, wenn man das fair zitiert, ja
kein Zitat Schickers wiedergegeben, sondern es ist darin einfach geschrieben
worden, dass Kritik geäußert wird, vor allem im Schienenbereich.
Was wirklich zählt, ist zum Beispiel eine
APA-Aussendung mit der Nr 0240 vom 21. Jänner:
"Generalverkehrsplan - Scharfe Kritik am Bund aus dem Wiener
Rathaus." Untertitel: "Schicker: Schienen-Projekte verschoben." (StR Johann Herzog: Zitieren!)
Ich darf Ihnen noch eine zweite APA-Aussendung,
Nr 0318 vom 22. Jänner, zitieren: "Generalverkehrsplan - Wiener
Stadtregierung will nachverhandeln". Untertitel: "Häupl will nicht
Lachnummer im erweiterten Europa werden." - Und dann werden zwei Seiten
lang auch inhaltlich die Punkte, die kritisiert werden, dargelegt.
Ich möchte dann noch kurz auf einige Wortmeldungen
meiner Vorredner eingehen: Die B 3 heißt eben im Bundesstraßengesetz
"Donaustraße" und im Wiener Stadtplan manchmal auch
"Donaustadtstraße". Aber im Gesetzblatt heißt die B 3
"Donaustraße" - das nur als Anmerkung.
Ich glaube, dass die Erweiterung der Europäischen
Union bevorsteht und dass es auch aus dieser Sichtweise heraus notwendig ist,
sich als Stadt Wien vorzubereiten. Daher war es auch notwendig, den Masterplan
Verkehr, die Positionierungen Wiens in Bezug auf diese Fragen zu erarbeiten.
Dabei geht es nicht um die Stadt Wien allein, sondern um die gesamte Ostregion
- sie nimmt ja auch eine besondere Stellung ein -, und es sind ja auch alle
Verkehrsfragen nicht nur in Wien, in der Stadt zu lösen, sondern in der
gesamten Region.
Die Ostregion rückt mit der Erweiterung auch ins
Zentrum, sie wird profitieren. Es gibt starke Bestrebungen und auch sehr
konkrete Initiativen, die Vernetzung Wiens mit dem Umland voranzutreiben, eine
Europaregion Wien - Bratislava - Brünn - Györ - Sopron - Eisenstadt -
St Pölten aufzubauen, eine Vielzahl von Vernetzungen von Projekten am
Arbeitsmarkt, im Jugend- beziehungsweise Schüleraustausch, in allen Bereichen
des gesellschaftlichen Lebens. Natürlich braucht es dafür auch
Verkehrsverbindungen und die notwendigen Reaktionen im Verkehrsbereich, sowohl
was den Personenverkehr betrifft, als auch was den Güterverkehr betrifft, wo
wir sowohl und vor allem die Bahn forcieren als auch die Donau und den
Donaukorridor zur Verfügung haben.
Gerade eingedenk dieser historischen Situation und
Chance der Stadt Wien ist es besonders schlecht, besonders beschämend und
besonders negativ für die Stadt Wien, dass die Bundesregierung mit ihrem
Generalverkehrsplan in Wahrheit eine destruktive Politik gegenüber der
Ostregion betreibt. Bereits einige begonnene Projekte, bei denen die Packer und
die Bauarbeiter schon am Werken waren, wurden wieder eingestellt, weil man mit
den Planungen nicht zufrieden war, weil man sie politisch nicht verfolgen
konnte. Der Lainzer Tunnel wurde kurzfristig gestoppt, der
Semmering-Basistunnel, die Bahnverbindung Linz - Prag, die Spange Kittsee und
so weiter.
Projekte, die jetzt im Generalverkehrsplan stehen,
werden frühestens 2007 wirksam, und ich frage mich: Ist das eine adäquate
Reaktion auf die lahmende Konjunktur? Ist das eine adäquate Reaktion auf die Rezession,
in der wir sind? - Nein! Das ist eine zu späte Reaktion zur Bekämpfung der
Rezession, das ist eine zu späte Reaktion für die heimische Bauwirtschaft, und
es ist auch zu spät für die arbeitslosen Bauarbeiter. Es ist eine skandalöse
Vernachlässigung der Ostregion!
Dafür wird auch in folgendem Zitat der Beweis
geliefert: "Wir sind der größte Gewinner des Generalverkehrsplans",
sagt der Kärntner Landesverkehrsreferent Dörfler von der FPÖ. Da sieht man
auch, wer sich hier in der Bundesregierung bei wem warum durchgesetzt hat! Und
das ist schändlich, denn in der Ostregion leben nicht nur die meisten Menschen
dieser Stadt, sondern die Ostregion ist auch jenes Gebiet, das die
Investitionen am dringendsten braucht. Dass hier wegen kleinkarierten innerparteilichen
Notwendigkeiten in der Freiheitlichen Partei die gesamte Ostregion
vernachlässigt wird und dass der Kärntner Landesverkehrsreferent das auch noch
so offen ausspricht, finde ich wirklich beschämend! (Beifall bei der SPÖ. - StR Johann Herzog: Besser verhandelt, das ist
alles!)
Unser Positionspapier zum Masterplan Verkehr wurde unter der
Annahme erstellt, dass die Bedürfnisse der Ostregion seitens des BMVIT ernst
genommen werden. Deswegen hat man hier auch keine Forderungen, die himmelhoch
jauchzend sind, erhoben, sondern versucht, sehr zurückhaltend realistische
Positionen zu beziehen. Ich hoffe, dass von diesen zurückhaltenden Forderungen,
denen in der Realität leider nicht entsprochen wurde,
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