Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 94
Die ist so weit in der Zukunft, da gibt es so viele neue
Bundesregierungen, so viele neue Wiener Stadtregierungen, vielleicht auch so
viele neue Erkenntnisse, dass es diese Nordostumfahrung nicht geben wird.
Das heißt noch lange nicht, dass wir das positiv
sehen, weil es einige Projekte gibt, die wir insbesondere vom Ablauf her massiv
kritisieren. Und das ist das Hauptproblem dieses Masterplans jetzt auf
Bundesebene, auch was den Wiener Raum betrifft.
Auf den ersten Blick könnte man sagen: Na, da haben
sie ja etwas dazugelernt, über 50 Prozent der Gesamtmittel geht in die
Schiene, deutlich weniger als 50 Prozent gehen in die Straße. Aber es gibt
zwei ziemlich relevante Einwendungen gegen diese Grundsatzhaltung:
Erstens: Was kommt am Anfang dran? - In den Jahren
2002 bis 2011 und 2002 und 2006 wird selbstverständlich die Nordautobahn a)
finanziert und b) rasch angegangen, viele der notwendigen Bahnprojekte aber
nicht. Jetzt verbeiße ich mich insbesondere in die Verbindung Wien -
Bratislava, die ein Skandal ist. Meine Damen und Herren, das ist ein Skandal,
und das sind nicht nur wir Grüne,
die das sagen. Fahren Sie nach Bratislava, reden Sie mit dem Herrn Busek, der
sich bemüht, jetzt im Südosten Europas vieles weiterzubringen. Jeder, der die
Situation Wien - Bratislava kennt, der muss empört sein - ich habe mir extra
noch den Zugfahrplan ausdrucken lassen -, wenn er nach Bratislava fahren will.
Prinzipiell landen Sie in Petrzalka, obwohl es oben eine Verbindung gibt.
Es
gibt Zeiten von 1 Stunde 20 Minuten bis 2 Stunden
40 Minuten. Wir sind von einer Klausur zurückgefahren. Ich bin in einen
Dieselwagon eingestiegen, wo ich das Gefühl gehabt habe, ich bin im
19. Jahrhundert. Alle sagen, EU-Erweiterung ist wichtig - Kollegin Vana
wird auch einen Antrag einbringen -: Da gibt es gar nichts. Da ist kaum etwas
Entsprechendes vorgesehen. Aber das Autobahnnetz wird entsprechend ausgebaut.
Also, gehen wir es genau durch: Die Nordautobahn,
immerhin mit 4,8 Milliarden S, ist finanziell gesichert und wird
demnächst angegangen. Die Nordostautobahn, die Spange Kittsee ist auch
vorgesehen.
Die Schienenprojekte, die vorgesehen sind, sind alle
auf den Zeitraum 2007 bis 2011 ausgerichtet. Insbesondere für die notwendige
Verbindung in den Norden des Landes ist erstens die Finanzierung nicht
gesichert - auf das gehe ich noch speziell ein - und zweitens sind wir
vertragsbrüchig, meine Damen und Herren. Es gibt einen aufrechten Vertrag -
apropos Kollegen von der FPÖ: da gibt es einen aufrechten Vertrag - mit
Tschechien und Deutschland, in dem sich Österreich verpflichtet, diese Strecke,
nämlich die Nordbahn, rasch auf 160 Stundenkilometer auszubauen. Die
Finanzierung ist nicht vorhanden. Und was heißt rasch in Bezug auf die
Bundesregierung? - Es wird nicht vor 2007 zu bauen begonnen. Aber die Autobahn
haben wir schon fertig stehen. Na was glauben Sie, wie wird sich die
Verkehrsrelation verhalten? - Da werden alle auf jener Strecke fahren, wo man
in einer gewissen Weise glaubt, man ist noch auf der Mariazeller Bahn. Und
sicherlich wird dann das der EU beigetretene Tschechien seinen Schwerverkehr
auf die Schiene bringen. Da verstehe ich Sie nicht, da verstehe ich auch Wien
nicht, dass hier nicht entsprechend Druck gemacht wird.
Weitere Bereiche. Und jetzt komme ich auf Bratislava
zu sprechen. Da geht es einmal um symbolische Fragen. Seit dem Fall des
Eisernen Vorhangs gibt es die Verbindung Wien - Flughafen - Hainburg - Kittsee
und da fehlt ein ganz ein kleines Stück. Bei der Verbindung Wien - Hainburg -
Kittsee fehlen einige wenige Kilometer. Seit 1989 weiß man, dass dort ein
kleines Zipferl fehlt. Es wäre ein großer symbolischer Akt, diese wenigen
Kilometer zu bauen und für Hainburg und für Kittsee und für andere diese Verbindung
fertig zu stellen.
Wir haben mit Kollegen von der ÖBB gesprochen, wir
haben mit Experten hier im Haus gesprochen. Da geht es - ich sage Ihnen die
Summe - um weniger als eine halbe Milliarde S, nicht Euro, um wiederum
eine Straßenbahn - Straßenbahn ist falsch -, um eine schnellbahnartige
Verbindung - wo es eine Straßenbahn gab, wo Leute aus Bratislava hierher
gefahren sind - in Betrieb zu nehmen. Ich halte das angesichts der
Abermilliarden, die für Autobahnen ausgegeben werden, für notwendig, dass man
das angeht. Und auch wenn sie nicht hier drinnen stehen, werde ich weiter
Gespräche führen, damit es gelingt, auch vielleicht mit einer gewissen Leistung
Wiens, um zu zeigen, es ist uns wichtig, nicht nur immer Autobahn, Autobahn,
wie vielleicht der Kollege Reiter sagt, der vielleicht auch für die Bahn etwas
überhat. Wir schenken ihm einmal ein Bahnticket. Dann fahren Sie einmal am
Wochenende nach Bratislava. Geben Sie sich das einmal und fragen Sie sich,
warum alle mit dem Auto kommen. Und verteidigen Sie dann die Transitlawine oder
den Verkehr, der durch Wien oder um Wien geht, wenn man im Bahnbereich nichts
tut.
Zweitens: Es gibt eine Verbindung über den Norden,
den Marchegger Ast. Das ist die Hauptverbindung, meine Damen und Herren. Die
ist bis heute nicht elektrifiziert.
Noch einmal: Die Strecke nach Bratislava, so weit von
Wien entfernt wie St Pölten, ist nicht einmal elektrifiziert. Es gibt
sogar einen oder zwei Züge in der Früh, die fahren die Strecke in
47 Minuten. Wenn man den verpasst, fährt man 2,20 Stunden. Also bis
zur Ausgestaltung. Es wäre möglich, hier im Stundentakt über den Norden, wo man
dann am Hauptbahnhof in Bratislava herauskommt, eine entsprechende Verbindung
zu machen.
Die anderen Projekte, die vor allem über den Flughafen oder
über den Süden Wien und Bratislava verbinden, wo ich auch einmal an die
Kooperation der Flughäfen denken möchte. Es gibt in Bratislava einen total
unterausgelasteten Flughafen. Seit der Teilung zwischen der Slowakei und
Tschechien ist dort das Flugaufkommen deutlich zurückgegangen. Hier würde sich
eine Kooperation anbieten. Eine moderne Zugverbindung schafft das in
20 Minuten. Wann ist denn das? - Phase 1: bis 2011,
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