Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 94
Phase 2: nach 2021. He, he, was heißt hier rasch? Was
sind das für Prioritäten? - Voran kommt die Straße und irgendwann kommen
Schienenverbindungen nach.
Und jetzt komme ich zum Kern meines Vorwurfs, das ist
die Frage der Gesamtfinanzierung. Es ist überhaupt nicht geklärt, wie man die
Mittel, die aus der Lkw-Bemautung kommen werden, zur Finanzierung von
Schienenprojekten hinüberführt. Ist überhaupt nicht garantiert. Im Gegenteil,
es ist bis heute eigentlich mehr oder weniger nur vorgesehen, diese Gelder zu
nehmen und damit die Autobahnen zu finanzieren. Jetzt haben wir begrenzte
Verschuldungsmaßnahmen. Und das ist der Grundvorwurf, den ich auch der Stadt
Wien machen muss. Ja, sie hat diesen Generalverkehrsplan nicht gemacht. Aber
die Stadt Wien ist nicht irgendwer im Verhandlungsbereich. Und wenn jetzt
treuherzig der Kollege Schicker im "Report" auftritt und sagt, na ja,
das entspricht aber nicht den Vorstellungen der Stadt Wien und andere Länder
haben das schon durchgesetzt, dann kann ich nur sagen: Besser verhandeln, Herr
Kollege Schicker, Herr Kollege Häupl, mehr Druck machen, Wien ist nicht irgendwer.
(Zwischenruf der StRin Dipl Ing Dr Herlinde
Rothauer.) Na, ihr könntet ja noch einiges mehr tun, weil es die einen oder
anderen Kollegen vielleicht sehr wohl auf Bundesebene gibt. Es ist ja noch
scheinheiliger, da zu jammern, Frau Kollegin Rothauer, dass in Wien fast nichts
schnell genug weitergeht, aber auf der Bundesebene nicht dafür zu sorgen, dass
die entsprechenden Finanzierungen umgesetzt werden.
Lange Rede kurzer Sinn: Das ist kein taugliches Projekt.
Das Positionspapier der Stadt Wien ist kein taugliches Projekt, weil es eine
weitaus zu starke Autobahnlastigkeit vorsieht.
Und, um das jetzt noch abzuschließen, weil ich das
gesagt habe: Wir halten diese Umfahrungsstraßen aus Siedlungsentwicklungsgründen
für falsch. Wir haben das schon einige Male skizziert. Ich muss es hier nicht
noch einmal wiederholen.
Ich sehe die Nordautobahn deswegen für falsch an,
weil wir hier einen weiteren Anreiz schaffen und es bereits Autobahnverbindungen
gibt. Ja, es ist notwendig, Österreich mit Prag auch auf Autobahnen zu
verbinden. Da sind wir keine Illusionäre. Aber es gibt bereits in den Raum Linz
etwas hinunter auf der Westautobahn und es gibt die Verbindung hinüber nach Bratislava
und das muss reichen. Und dazwischen gehören die Bahnverbindungen ausgebaut.
Und um es zu sagen, auch wenn das nicht Dinge sind, die zum grünen Grund-Credo
gehört: Ja, ich halte es auch für vernünftig, dass es dann eine Autobahnverbindung
zwischen Bratislava und Wien gibt, die man bauen muss, das ist die berühmte
Spange bei Kittsee. Aber bitte in einer Reihenfolge, wo man zuerst die Schiene
ausbaut und sich dann dazu bekennt und auch finanziert, die Autobahn zwischen
Bratislava und Wien auszubauen.
Was jetzt passiert, ist, dass wir in den nächsten
fünf bis sechs Jahren Massen an Autobahnen ausbauen, wenig oder spät etwas für
die Schiene tun und uns dann treuherzig hierher stellen und sagen: Huch, der
Autoverkehr wächst, der Lkw-Verkehr wächst, der Transitverkehr wächst. Das ist
nicht naturwüchsig, sondern das ist eine Politik, die von der Bundesregierung
gemacht wird, aber die auch von der Stadt Wien in keiner Weise mit einem
Gegenpart versehen wird. Das ist der Grund, warum wir diesem Masterplan und
diesem Positionspapier nicht zustimmen können. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. - Als Nächster ist Herr GR Mag Gerstl zum
Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Mag Wolfgang Gerstl
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Als vor einigen Monaten Herr Dr Görg vorgeschlagen hat,
dass man die Positionen, die die Gemeinde Wien gegenüber dem Bund für die
Erstellung des Generalverkehrsplans beziehungsweise für die Erstellung eines
Masterplans einnimmt, präzisiert, da ist dies von der Regierungsfraktion als
nicht nötig dargestellt worden.
Heute, meine Damen und Herren, wird nun ein Abänderungsantrag
der Sozialdemokratischen Fraktion eingebracht zur Unterstützung Ihres Stadtrats
und Bürgermeisters, damit Sie vielleicht in Zukunft doch noch das erreichen,
was wir eigentlich für Wien erreichen sollten.
Denn wir müssen uns klar sein, dass Frau Bundesministerin
Forstinger und die gesamte Bundesregierung mit allen Bundesländern intensive
Verhandlungen geführt haben, dass die Landeshauptleute aus Vorarlberg, aus
Tirol, aus allen anderen Bundesländern selbstverständlich zur Frau Ministerin
Forstinger gegangen sind und gesagt haben, was sie wollen, was für ihr Bundesland
wichtig ist.
Aber glauben Sie, dass das in Wien so der Fall war?
Wo der Weg am kürzesten wäre? Von hier, vom Rathaus bis zum Verkehrsministerium
sind es 2 Kilometer. - Nein! Der Herr Bürgermeister hat es nicht der Mühe
wert gefunden, den Weg zur Verkehrsministerin zu gehen. (GR Mag Thomas Reindl: War der Herr Görg dort?) Er ist nicht zu ihr
gegangen, sondern er hat seinen Verkehrsstadtrat geschickt. Er ist somit der
einzige Bürgermeister, der einzige Landeshauptmann, der sich nicht persönlich
darum bemüht hat. Er ist derjenige, der auch in der Stadtentwicklungskommission,
obwohl er Chef dieser Stadtentwicklungskommission ist, sich wieder vertreten
hat lassen. Was ist das für ein Anliegen, das der Bürgermeister der Stadt Wien
hat, wenn er sich nicht einmal um diesen Masterplan kümmert, sondern wenn er
sich immer vertreten lässt? (Beifall bei
der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Der Herr Bürgermeister hat in seiner
Regierungserklärung einen Masterplan gefordert. Eine wichtige Forderung, die
wir sehr unterstützen. Doch was ist nun bis jetzt daraus geworden? - Wir haben
im Oktober des vergangenen Jahres ein Positionspapier vorgelegt bekommen, mit
dem wir nicht 100-prozentig zufrieden waren, aber wo es geheißen hat, das kann
noch nachverhandelt werden. Und wir sind dann in eine
Stadtentwicklungskommission gegangen,
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