Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 94
wo noch einmal Änderungen
vorgenommen wurden. Aber es sind auch bestimmte Punkte in der Stadtentwicklungskommission
nicht berücksichtigt worden.
Und
auf einen möchte ich ganz besonders hinweisen, weil Sie ihn heute nämlich im
Abänderungsantrag einbringen, meine Damen und Herren der Sozialdemokratischen
Fraktion. Die Österreichische Volkspartei hat in der Stadtentwicklungskommission
gefordert, dass der Hauptbahnhof Wien rascher realisiert werden muss. Und
dieser Antrag ist mit Ihren Stimmen abgelehnt worden! Und heute stellen Sie
denselben Antrag nunmehr im Gemeinderat. Also, was sollen wir davon halten? Mit
welchem Maß messen Sie?
Und
dasselbe ist uns im Ausschuss passiert. Im Ausschuss am 16. Jänner haben
wir moniert, dass sich die Prioritätenliste, die Realisierungszeitraumliste geändert
hat. Und auf Nachfragen, um welche Änderungen es sich dabei konkret handelt,
hat der Herr Stadtrat an seine Senatsrätin verwiesen, und seine Senatsrätin hat
gesagt, sie kann im Moment das nicht beantworten, sie muss telefonieren gehen,
und nach der Sitzung könnte sie dann erklären, welche Punkte in der zeitlichen
Befristung abgeändert wurden.
Also,
meine Damen und Herren, wo kann denn da das große Verhandlungsengagement
gewesen sein, wenn man es selbst nicht erklären kann, welche Punkte abgeändert
wurden? - Und danach geht man in den "Report" und sagt, man ist unzufrieden
damit! Das kann ich gedanklich nicht nachvollziehen.
Wenn
es sich nämlich bei diesem Plan, wie es in der Einleitung zu unserer heutigen
Vorlage ja konkret heißt, um ein Positionspapier handelt, warum kann der
Stadtrat nicht die Position, die er im Oktober im Positionspapier bereits
gehabt hat, nunmehr wieder hineinschreiben? Warum schreibt er selbst eine
andere Position hinein, wenn es ja nur ein Positionspapier für die Erstellung
des Masterplans ist? Und warum bedarf es eines Gemeinderatsbeschlusses, damit
er selbst diese Position abändern kann, wenn man Richtlinien für die Zukunft
festlegen möchte? Wenn man ja erklären will, wo man hinmöchte, was man für Wien
erreichen möchte? Wenn es sich wirklich nur um ein Positionspapier handelt,
dann soll ich ja meine Wunschvorstellungen hineinschreiben. Da brauche ich
niemanden anderen dazu, der mir das noch festlegt. Das könnte ich ja ganz
alleine machen. Aber dem dürfte offensichtlich nicht so sein, und ich bin gespannt,
wie es aufgeklärt werden wird.
Noch
dazu, wenn wir mehr Mittel auch vom Bund haben wollen und wenn wir mehr
erreichen wollen für Wien, verstehe ich nicht, warum in der Stadtentwicklungskommission
unser Antrag auf die dringende vierte Ausbauphase des Wiener U-Bahn-Netzes
abgelehnt worden ist. Einen generellen Ausbau in einer vierten Stufe für die
Wiener U-Bahn, warum lehnt man das ab?
Und
hoch interessant ist auch noch, dass Herr StR Schicker vor zwei Tagen bei einer
Veranstaltung innerhalb der SPÖ - kann ich, glaube ich, sagen, denn "Team
für Wien"-Veranstaltungen darf ich wahrscheinlich schon noch
SPÖ-Veranstaltungen nennen - erklärt hat, über die vierte Ausbauphase wird dann
in den nächsten Wochen und Monaten noch intensiv beraten. Und wahrscheinlich werden
wir es dann wieder bei der SPÖ-Klubklausur in Rust verkündet bekommen. Warum
kann man das nicht im Gemeinderat hören, wo wir uns hinbewegen wollen? Warum
sind nicht wir diejenigen, die das zu Gehör bekommen? Warum sind nicht wir hier
diejenigen, die im Gemeinderat entscheiden dürfen, sondern warum muss das die
Partei alleine entscheiden? - Das ist ein falsches Verständnis von Demokratie,
wenn das nur in einer Partei entschieden wird, was und in welcher Form man die
Infrastruktur von Wien erweitert. Meine Damen und Herren! Hier erwarte ich mir
einfach mehr Demokratie, auch von einer alleinregierenden Partei. (Beifall bei der ÖVP.)
Auch
die Einbeziehung neuer Systeme, wie Cable Liner und Schnellstraßenbahnen, wurde
in der Stadtentwicklungskommission abgelehnt. Erst vor kurzem haben wir von
Herrn VBgm Rieder über eine Presseaussendung gehört, dass die Einbindung der
U 6 in die Badner Bahn beziehungsweise umgekehrt die Badner Bahn in die
U 6 nicht möglich wäre. Dabei gibt es Experten, die von der Stadt Wien
selbst bezahlt werden, die bestätigen, dass es möglich ist.
Also,
irgendwo habe ich den Eindruck, dass es hier nicht um das fachliche Können
geht, sondern nur um das Wollen. Und dieses Wollen ist offensichtlich nicht da,
dieses Wollen des Einsetzens für Wien, wirklich Verbesserungen zu schaffen.
Denn
anders kann ich mir nicht erklären, wenn Herr StR Schicker sagt, dass er gerne
die U-Bahnen bis zum Stadtrand ausbauen möchte, dass da noch keine Planungen
vorgenommen werden dürfen, wenn diese Planungen auch abgelehnt werden in der
Stadtentwicklungskommission.
Meine
Damen und Herren! Hier steht die Glaubwürdigkeit einer Regierungserklärung
bereits heute am Spiel.
In diesem Masterplan, der ja offensichtlich nicht
mehr adaptiert wurde, seitdem er uns hier das erste Mal präsentiert wurde,
nämlich im Oktober, befinden sich noch immer die Aussagen: Die Umstellung des
europäischen Währungssystems auf die Einheitswährung Euro steht unmittelbar
bevor. Na ja, ich glaube, das haben wir bereits seit einem Monat. Natürlich
steht in diesem Positionspapier, das wir heute beschließen sollen, auch noch
drinnen: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie erstellt
derzeit einen Generalverkehrsplan für Österreich. Ja, meine Damen und Herren,
haben diejenigen, die das hier heute vorgelegt haben, vollkommen übersehen,
dass ein Generalverkehrsplan auf Bundesebene bereits beschlossen ist, dass es
einen Generalverkehrsplan gibt, den zu erstellen bereits vor 20 Jahren der
erste sozialistische Verkehrsminister versucht hat und der bis heute von keinem
sozialistischen Verkehrsminister bisher erstellt wurde, ein Generalverkehrsplan,
der nunmehr wirklich umfassende Änderungen in der Zukunft betreffen wird,
nämlich, dass wir wirklich Rücksicht nehmen auf die Änderungen, die vor über
10 Jahren eingetreten sind?
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