Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 94
§ 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl
von Mitgliedern des Gemeinderats gegeben ist.
In
der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender Beratung die
Postnummer 50 zum Schwerpunkt-Verhandlungsgegenstand erklärt und folgende
Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummer 75, 50, 54, 55, 74,
62, 65, 69, 56, 58, 60, 44, 45, 28, 35, 37, 43, 13, 15, 17, 18, 20, 22, 16, 2,
4, 5, 6, 9 und 7.
Die
Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen.
Wir kommen nun zur Postnummer 75 (00344/2002-MDALTG).
Sie betrifft Ergänzungswahlen des Gemeindevermittlungsamts für den
14. Bezirk.
Bevor wir über die vorliegenden Wahlvorschläge
abstimmen, ist über die Art der Abstimmung zu entscheiden. Gemäß § 27
Abs. 2 der Wiener Stadtverfassung sind Wahlen mittels Stimmzettel
vorzunehmen, wenn der Gemeinderat nicht mit Zweidrittelmehrheit anderes
beschließt.
Ich schlage vor, die auf der Tagesordnung unter
Postnummer 75 vorgesehenen Wahlen der heutigen Sitzung durch Erheben der
Hand vorzunehmen.
Ich bitte nun jene Damen und Herren des Gemeinderats,
die mit meinem Vorschlag einverstanden sind, um ein Zeichen mit der Hand. - Das
ist somit einstimmig. Wir werden nun die Wahl mit Handerheben durchführen.
Der Wahlvorschlag für die Bestellung einer neuen
Vertrauensperson des Gemeindevermittlungsamts des 14. Bezirks über
Vorschlag der Sozialdemokratischen Partei Österreichs lautet auf Frau Silvia
Rubik.
Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag
ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist somit
einstimmig. Ich danke sehr.
Der Wahlvorschlag für die Bestellung einer
Ersatzperson des Gemeindevermittlungsamts für den 14. Bezirk über Vorschlag
der Freiheitlichen Partei Österreichs lautet auf Herrn BVSt Mag Oliver
Drahosch.
Ich bitte nun jene Damen und Herren, die diesem
Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist
ebenfalls einstimmig.
Es gelangt nunmehr Postnummer 50 (00223/2002-GSV) der Tagesordnung zur Verhandlung.
Sie betrifft das Positionspapier zum MasterplanVerkehr 2003.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Driemer, die
Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Johann Driemer: Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich ersuche um Zustimmung zum Poststück
Nummer 50.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich eröffne die Debatte. Als Erster ist Herr GR Mag
Chorherr zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen
und Herren!
Nach Vorlage des Generalverkehrsplans für Österreich
durch die Bundesregierung - und dieses Positionspapier Masterplan Verkehr ist
eine Grundlage dafür - hat es in der Steiermark eine Sondersitzung gegeben. In
Wien ist offensichtlich in Summe ein geringeres Interesse, sowohl medial als
auch seitens der Abgeordneten, denn auch deren Interesse hält sich irgendwie in
Grenzen.
Um uns noch einmal die Summe vor Augen zu führen: Es
geht um über 600 Milliarden S. Ich gehöre auch zur Mehrheit der
Österreicher, die die Euros noch in Schilling umrechnen müssen, und jetzt darf
man es ja noch sagen. (GR Heinz Hufnagl:
Sagen dürfen Sie es immer!) Ja, sagen wird man es immer dürfen, nur
irgendwann, hoffe ich, werden auch die Euros zur Gewohnheit werden.
Meine Damen und Herren, es geht um
600 Milliarden S. Es gibt wenige Bereiche, in denen die öffentliche
Hand Mittel in einer derart signifikanten Höhe ausgibt. Bei diesem
Positionspapier, über das wir heute reden - und damit natürlich auch über das,
was für den Großraum Wien vorgesehen ist -, lohnt es sich schon, über
Prioritäten und Notwendigkeiten zu diskutieren.
Bevor ich jetzt ins Detail eingehe, einmal eine
grundsätzliche Haltung - das hat auch schon unser Bundessprecher beim
Bundeskongress gesagt -: Ich würde mir auch für andere Bereiche ein
600-Milliarden-S-Investitionsprogramm wünschen. Im Bildungsbereich etwa, der
ganz, ganz wichtig ist, wäre ein Generalbildungsplan zu entwickeln. Anstatt den
Bildungsbereich zu kürzen, wären starke Investitionen in diese
Zukunftsinfrastruktur zu tätigen. Außerdem bezweifle ich, dass einige dieser
Projekte im Generalverkehrsplan a) sinnhaft sind, b) befürchte ich, dass sie
eigentlich das Gegenteil dessen bewirken, was sie vorgeben.
Ich möchte unsere Skepsis gegenüber Autobahnen
vorbringen, die auch in diesem Projekt hier vorgesehen sind. Ich werde heute
auch - da werden Sie dann die Ohren spitzen - ein Autobahnprojekt durchaus als
positiv bewerten. Damit möchte ich darauf hinweisen, dass wir nicht
grundsätzlich gegen Autobahnen sind. Die Grundlage ist jedoch schlicht und
einfach die, dass wir in Österreich im EU-Schnitt - und das ist eines der
vielen Dinge, die nicht bekannt sind - pro Kopf der Bevölkerung um 60 Prozent
mehr Autobahnen haben, als in anderen Ländern, egal, ob das Spanien ist, ob das
Deutschland ist, ob das Frankreich ist. Wir haben bereits jetzt mehr
Autobahnen. Und wenn wir uns wundern, dass wir ein Verkehrschaos haben, dann
haben wir das unter anderem deswegen, weil wir über Anreizmaßnahmen auffordern:
Geh, bitte, fahrt auf den Autobahnen, wir haben sie ja für euch hingestellt!
Das ist der Grund, warum wir sagen, es müsste jetzt
eigentlich einen Aufholprozess auf der Schiene geben und nur in ganz, ganz,
ganz wenigen begründeten Ausnahmefällen einen weiteren Ausbau des
Verkehrsnetzes auf der Straße. Das ist der Grund, warum wir viele dieser hier
vorgeschlagenen Projekte für falsch halten.
Wenn ich mir die Zeit realistisch anschaue - und auch, wenn
ich den Kollegen Reiter schon scharren sehe, der hier wieder das von ihm als so
wichtig erachtete Projekt der Nordostumfahrung sieht -, so ist es zumindest
eine gewisse Entlastung, dass man einmal sagen muss, bis auf weiteres ist die
Nordostumfahrung gestorben.
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