Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 94
erstens einmal uneinheitlich in der Meinung sind und
zweitens jetzt irgendwie auf einen fahrenden Zug aufgesprungen sind. Das ist
nicht so.
Wir sind natürlich nicht die Partei, die irgendwie in
einer billigen und marktschreierischen Art und Weise Bürgerinitiativen
vereinnahmt, wobei ich große Hochachtung vor dieser Bürgerinitiative habe, weil
sie sich in einem hohen Maß und mit sehr ideellen Vorstellungen engagiert, und
das gehört durchaus gewürdigt. Dazu kann ich nur sagen: Proponenten unserer
Partei, konkret Herr Klubobmann Dr Tschirf und Herr StR Dr Marboe, haben sich
bereits am 11. September des vergangenen Jahres nach Vorgesprächen zu
einer ernsthaften Besprechung mit der Bürgerinitiative getroffen. Ich hoffe,
das rückt das Ganze in ein etwas anderes Licht, als es Herr StR Herzog
gezeichnet hat. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Auch wenn es sich um eine
Privatliegenschaft und um ein nunmehr privates Eigentumsobjekt handelt, gibt es
ein öffentliches Interesse und auch - das ist mein persönlicher Standpunkt -
eine moralische Pflicht, wenn es um wertvolle traditionelle Strukturen geht,
die zu erhalten wären. Es gibt ja auch in anderen Bereichen hinsichtlich
traditioneller Strukturen politischen Konsens, wo wir auch von der öffentlichen
Hand her durchaus Unterstützung leisten, um traditionelle Strukturen zu
erhalten und auch wieder zu verbessern. Ich nenne nur ein Beispiel, wo wir auch
nicht unerhebliche Mittel investieren, nämlich zur Erhaltung von
Nahversorgungsstrukturen. Ich glaube, dass das ein Anliegen ist, das durchaus
angemessen auch auf Baustrukturen zu übertragen ist und in diesem Fall auch auf
die Nutzungsstruktur.
Die traditionsreiche Geschichte dieses Veranstaltungsorts
ist heute schon hervorgehoben worden. Ich meine, dass das durchaus in
zeitgemäßer Form weitergeführt werden soll. Das beweist im Übrigen auch der
Umstand, dass das jetzt baugenehmigte Projekt - Kollege Woller hat es schon
dargestellt - von der Idee ausgegangen ist, neben einer neuen Nutzung auch den
alten, wertvollen Saal mit zu integrieren. Es gibt eine Menge Ideen, jetzt auch
schon von der Bürgerinitiativ. Eine der Ideen ist, dort ein Strauß-Center zu
errichten. Das macht durchaus auch Sinn auf Grund der geschichtlichen
Beziehungen. Das macht auch insofern Sinn, meine ich, als jetzt der Rückkauf
der Strauß-Meyszner-Sammlung beschlossen wurde und die Stadt Wien in den Besitz
dieser Sammlung gelangt ist, woraus sich auch ein Nukleus für eine weitere Initiative
in diese Richtung ergeben könnte.
Die Zerstörung dieses Saals durch diesen
verhängnisvollen Brand hat uns natürlich alle sehr betroffen gemacht. Es ist
aber dennoch so - ich komme noch darauf zurück, dass das Bundesdenkmalamt jetzt
natürlich in erster Linie gefordert ist -, dass auch bei zerstörten oder
weitgehend beschädigten Objekten eine gewisse Verpflichtung besteht, diese
Objekte nicht sofort der Spitzhacke anheim fallen zu lassen.
Wo liegen die Unterschiede zu den früheren
Überlegungen des Investors und jetzigen Eigentümers, der den Saal renovieren
und in die moderne Baustruktur einbeziehen wollte? - Es wird Mehrkosten
verursachen, die Zerstörungen durch den Brand zu beseitigen, ich gehe jedoch
davon aus, dass diese Mehrkosten teilweise auch durch Versicherungsleistungen
abgedeckt werden. Unabhängig von der tragenden Rolle des Bundesdenkmalamts ist
aber auch die Stadt Wien gefordert, hier unterstützend einzugreifen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. - Als Nächster ist Herr GR Strache zum
Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Heinz Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Eingangs möchte ich kurz auf die ÖVP eingehen und
einiges vielleicht richtig- oder klarstellen. Es ist schön, wenn Frau StRin
Rothauer sagt, dass Sie schon am 11. September mit der Bürgerinitiative
gesprochen haben, aber ich frage mich dann, warum Sie eigentlich keine
Initiativen gesetzt haben seit dieser Zeit und immer nur dann aufgesprungen
sind, wenn Initiativen von unserer Seite gekommen sind.
Wir haben schon vor Monaten einen Antrag in der
Bezirksvertretung eingebracht, der auch angenommen wurde. Sie sind erst jetzt
vor der letzten Bezirksvertretungssitzung draufgekommen, dass es notwendig ist,
hier etwas zu tun, und haben den gleichen beziehungsweise einen fast
wortidentischen Antrag noch einmal eingebracht. Wir haben im Gemeinderat einen
Antrag formuliert und eingebracht und haben damals auf Grund des Wunsches des
Klubobmanns Tschirf dann natürlich auch Sie als Antragssteller auf den Antrag
hinaufgenommen, weil Sie der Meinung waren, dass Sie unseren Antrag auch
unterstützen wollen. Das finde ich gut und das ist auch richtig so, aber ich
sage, es wäre notwendig gewesen, nicht fünf vor zwölf aufzuwachen, sondern seit
dem Brand als solches eben schon Initiativen zu setzen, damit wir die Rettung
und die Wiedererrichtung der Sofiensäle garantieren und sichern können. (Beifall bei der FPÖ.)
Es helfen uns keine Alibiaktionen, sondern es helfen
uns nur klare Willenskundgebungen für die Errichtung. Es bringt uns auch
nichts, wenn wir uns alle hier herausstellen und sagen, dass wir für die
Errichtung sind. Setzen wir doch einen klaren Akzent, dass wir alle dafür sind,
indem wir einen Antrag unterstützen, der in die Richtung zu formulieren wäre,
dass wir uns als Wiener Gemeinderäte dafür aussprechen, dass die
Wiedererrichtung von unserer Seite mit allen Mitteln, die wir zur Verfügung
haben und die wir möglich machen können, unterstützen, dass wir auch von Seiten
der Stadt Wien finanzielle Mittel für die Wiederrichtung zur Verfügung stellen
und dass wir auch den Bund etwas in die Verantwortung nehmen und auch
finanzielle Mittel vom Bund her einfordern werden.
Das wäre eine konkrete Forderung, das wäre eine konkrete
Maßnahme, und da kann man sich nicht darauf zurückziehen, dass man sagt: Das
Denkmalamt soll entscheiden, wir wollen damit nichts zu tun haben. Nein!
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