Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 94
wir glauben, dass die Clubbings in den Sofiensälen in den
letzten Jahren genau deshalb so erfolgreich waren, weil zwar das Ambiente des
Raums toll ist, aber der bauliche Zustand nicht so gut war, wodurch er für
Clubbings besonders geeignet war.
Wenn der Saal dann bestens saniert und Teil eines
großen Kongresshotels ist, dann, glaube ich, ist er auch nicht der geeignete
Ort für die Clubbing-Besucher. Ich glaube, dass es geeignetere Orte auch im 3. Bezirk
gibt, wo Clubbings stattfinden können, nämlich dort, wo es weniger Anrainer
gibt und einen besseren Anschluss und kürzere Wege zur U-Bahn. Es gibt hier
auch Vorschläge des 3. Bezirks. Im Bereich des Gasometers haben wir jetzt
eine Veranstaltungshalle, wir haben in St Marx eine Halle, die dafür zur
Verfügung stehen könnte, und wir haben ein Projekt, das in den nächsten Jahren
an der früheren Endstelle der U 3 in Erdberg realisiert werden soll, und
da wäre es sicher auch möglich, einen derartigen Raum aufzunehmen.
Für den nicht wünschenswerten Fall der Aufhebung des
Denkmalschutzes hat StR Schicker schon klar gesagt, was seine Prämissen sind,
nämlich dass die neuen Nutzungen und Projekte überlegt werden müssen, dass es
aber zu keiner Vermehrung der Kubatur kommen darf, dass jedenfalls eine Lösung
mit Veranstaltungssaal gefunden werden muss, dass die Umweltverträglichkeit und
höchste architektonische Qualität garantiert werden müssen und dass er sich
dann für einen internationalen Wettbewerb aussprechen wird. Ich glaube, das ist
eine ziemlich klare Linie.
Wir müssen jetzt die Entscheidung des
Bundesdenkmalamts abwarten und werden dann natürlich auch hier im Gemeinderat
sicherlich weiterdiskutieren. Wir müssen aber anerkennen, dass es einfach
Tatsachen gibt, die einzuhalten sind. (Beifall
bei der SPÖ).
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön. - Frau GRin Ringler gelangt nun zu
Wort.
GRin Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Damen und Herren!
Ich amüsiere mich, wer plötzlich aller zu einem
Experten oder einer Expertin im Bereich der Clubbings wird, denn wenn ich mich
so umschaue, dann bin ich ja der Schulklasse sehr dankbar, die heute hier
gewesen ist, weil sie den Altersdurchschnitt in diesem Haus um einiges gesenkt
hat. (GR Gerhard Pfeiffer: Sie glauben,
nur Sie verstehen etwas von Clubbings! Das ist doch präpotent!)
Aber es gibt zwei Stichworte, die mir hier ein
besonderes Anliegen sind - ich höre es, Sie sind empört darüber -: Ich nehme
mit Erstaunen und doch auch mit einiger Betroffenheit zur Kenntnis, dass
offensichtlich die SPÖ zwar der Meinung ist, dass dieser Veranstaltungssaal,
der ja auch ein besonderer Ort ist, wie wir alle wissen, erhalten bleiben soll,
dass er aber gleichzeitig nicht für das, wofür die Sofiensäle bekannt, berühmt
und geschätzt waren, genutzt werden soll, nämlich dafür, dass junge Menschen,
aber vielleicht auch ältere, dort Spaß haben können, und zwar sehr wohl
außerhalb des Rahmens eines Balles.
Das finde ich schon sehr, sehr traurig und schade,
gerade wenn man sich anschaut, wie wenige Orte es eigentlich in dieser Stadt
gibt, die es möglich machen, dass junge Leute, dass junge Menschen ihre
Freiräume nützen können. Wir hatten vor nicht allzu langer Zeit auch eine
Debatte über die Vergnügungssteuer, und es gibt da einiges, was diese Stadt
tut, um eigentlich zu verhindern, dass junge Menschen in dieser Stadt Spaß
haben, dass sie ihre kulturellen Ideen umsetzen und verwirklichen können. (GR Andreas Schieder: Na geh!) Es ist
wirklich bedauerlich, dass offensichtlich die SPÖ sich so vor der Jugend
fürchtet, dass die Clubbings nicht mehr in den Sofiensälen stattfinden dürfen.
Eines ist uns wichtig - Kollege Woller hat es
angesprochen -: Wir werden heute auch über Cineplex und Multiplex reden, und
Sie wissen, es gibt durchaus auch in der Architektur eine ganz ähnliche
Entwicklung, wo wir bemerken, dass alles immer serieller und gleichartiger
wird. Ich glaube, es kann nicht in unserem Interesse sein, dass an diesem Ort,
der doch eine gewisse interessante Geschichte hat, ein Einheitsarchitekturbrei
entsteht. Das kann nicht in unserem Interesse sein, und ich hoffe sehr, dass
Herr StR Schicker die Gelegenheit wahrnehmen wird, einen städtebaulichen
Wettbewerb auszuschreiben, dort internationale Architektur zuzulassen und diese
auch durchzusetzen. Dies auch deshalb, weil es notwendig ist (GR Godwin Schuster: Sind Ihnen die
Eigentümerinteressen auch wichtig?), dass nicht nur der klare Auftrag
ergeht, hier etwas zu erhalten, sondern weil es auch darum gehen muss, spannende
neue Akzente zu setzen, und das geschieht sicherlich am besten über einen
Wettbewerb. (GR Godwin Schuster: Sie
bestimmen über etwas, was Ihnen nicht gehört!)
Wir hoffen sehr, dass es im Zuge dieses Wettbewerbs
auch Überlegungen geben wird, wie man die kulturelle Nutzung in diesem Haus
sicherstellen und darüber hinaus gewährleisten kann, diesen Saal nicht nur zu
einem Ballsaal und nicht nur zu einem Veranstaltungssaal der klassischen Sorte
werden zu lassen, sondern die Vielfalt, die dort viele Jahre lang von vielen
von uns geschätzt wurde, auch wiederherzustellen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Godwin Schuster: Fragen Sie sich einmal,
wer der Eigentümer ist! Wer ist denn der Eigentümer dort?)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön. - Frau StRin Dipl Ing Dr Rothauer hat
sich zu Wort gemeldet. - Bitte schön.
StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Es ist heute, glaube ich, etwas missverständlich
dargestellt worden, dass es uns nur um Polemik und um politischen Streit geht.
Ich will das korrigieren, meine Damen und Herren. Der ÖVP geht es darum, dass
wir uns mit diesem Thema sehr ehrlich und sehr intensiv auseinander setzen. Ich
werde auch sagen, warum: nämlich deshalb, weil man dieses Problem nicht dem
privaten Eigentümer alleine überlassen kann.
Auch an die Adresse der Freiheitlichen Partei gerichtet:
Herr StR Herzog hat uns vorgeworfen, dass wir
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