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Gemeinderat, 11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 17 von 94

 

an diese Sofiensäle hat und dass wir das zukünftigen Generationen bewahren sollten. Wir selbst sind der Meinung, dass diese wertvolle Bausubstanz auch einen ungemeinen historischen Wert hat. Allein die Tradition der Familie Strauß - mehr als 100 Werke sind hier aufgeführt worden - verpflichtet uns.

 

Wir Freiheitliche haben nach der Brandkatastrophe eine Hotellösung, wie sie schon vom Kollegen Chorherr angesprochen wurde, ventiliert. Wir glauben, dass durch den Einbau eines renovierten, wiederhergestellten Ballsaals in ein modernes Veranstaltungs-Hotel-Zentrum eine Möglichkeit bestünde, hier in Wien eine ausgesprochen attraktive Alternative zu anderen Hotels, zu anderen Kongresszentren aufzubauen. Es wäre aus dieser Verbindung von Alt und Neu etwas ungemein Attraktives für den Wiener Fremdenverkehr und auch für die Stadt Wien als solche zu erzielen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Der wiederhergestellte Ballsaal mit Nebenräumen, umgeben von einem neuen Hotel, das von der wirtschaftlichen Betrachtungsweise her, würde ich meinen, zirka 300 Zimmer und von der Bauhöhe her um die 50 Meter umfassen könnte - was noch immer deutlich niedriger wäre, als die umliegenden Hotels wie Hilton und ähnliche -, ist etwas, was wirklich etwas Wichtiges und Anzustrebendes in Wien wäre.

 

Wir haben auch entsprechende Beispiele. In Österreich selbst wurden die Redoutensäle in einer gemeinsamen Kraftanstrengung wiederhergestellt, und ich glaube, heute gibt es niemanden, der in irgendeiner Form diese Tatsache bedauert, dass wir in den Neunzigerjahren die Wiedererrichtung der Redoutensäle in die Wege geleitet haben. Wir haben aber auch im Ausland eine Reihe von Beispielen, so etwa in Berlin - wir haben das schon öfter zitiert -: Es gibt im Sony-Center nunmehr eingebaut den alten Kaisersaal aus der Jahrhundertwende plus Nebenräume wie das Frühstückszimmer. All das wurde nun in dieses hypermoderne Sony-Center eingebaut und stellt eine neue Attraktion für die Stadt Berlin dar.

 

Ohne die Bausubstanz werten zu wollen, möchte ich doch behaupten, dass die Wiener Sofiensäle als, wie gesagt, klassizistischer Ballsaal und als klassizistischer Veranstaltungssaal etwas ganz Besonderes sind. Die Bauten Berlins aus dem Ende des vorvorigen Jahrhunderts sind sicher wertvoll, aber ich glaube, unsere Bausubstanz ist ganz, ganz wichtig.

 

Ich glaube also, dass wir aus dieser Verbindung von Alt und Neu nur profitieren könnten und dass wir uns alle miteinander - Bund, Land und Betreiber plus Investoren - massiv anstrengen müssen, um Wien ein wirkliches Baujuwel und ein Kunstjuwel zu erhalten. Eine gemeinsame Anstrengung zur Erreichung dieses gemeinsamen Ziels erscheint uns dringend erforderlich. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Der nächste Redner ist GR Ernst Woller. - Bitte schön.

 

GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Gemeinderats und Landtags): Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Wenn in den letzten Tagen in den Zeitungen im Zusammenhang mit den Sofiensälen von einem politischen Streitthema gesprochen worden ist, dann widerlegt dies die heutige Debatte und die reale Situation. Ich glaube, dass fast jeder Wiener schockiert war, als er im Sommer des vorigen Jahres gehört hat, dass die Sofiensäle in Flammen stehen. Ich glaube, fast jeder Wiener hat seine ganz persönlichen und sentimentalen Erinnerungen an die Sophiesäle - Jung und Alt -, sei es jetzt die Teilnahme an Bällen, Konzerten, Opernveranstaltungen oder in den letzten Jahren an Clubbings. Ich glaube, jeder wünscht sich, dass dieser kulturhistorisch wichtige Saal erhalten bleibt.

 

Das wünscht sich auch die Wiener SPÖ und das wünscht sich auch der 3. Bezirk. Der Herr Bezirksvorsteher hat diese Woche deutlich gesagt, er möchte, dass der denkmalgeschützte Saal als Veranstaltungsort erhalten bleibt.

 

Aber es gibt nun einmal Tatsachen, die sich auch durch den Brand der Sofiensäle letztes Jahr geändert haben. Tatsache ist, dass das Grundstück und das Objekt in privatem Besitz ist, Tatsache ist, dass es eine gültige Baubewilligung für ein Hotelprojekt unter Bewahrung des historischen Saales gibt, und Tatsache ist auch, dass dieser private Bauunternehmer nach dem Brand der Sofiensäle den Antrag auf Aufhebung des Denkmalschutzes gestellt hat.

 

Das Einzige, was in den letzten Wochen umstritten war, ist, warum es so lange dauert, dass der Bescheid des Denkmalamts erstellt wird. Der zuständige StR Schicker hat in den letzten Wochen Druck gemacht und auf Grund dieses Drucks scheint nun auch etwas weiterzugehen. Der Bundesdenkmalbeirat, der aus sechs namhaften unabhängigen Experten besteht, hat sich diese Woche die Örtlichkeit genau angeschaut, und es ist damit zu rechnen, dass in den nächsten zwei bis drei Wochen der Bescheid des Bundesdenkmalamts erscheint.

 

Nach allen - natürlich noch höchst inoffiziellen - Aussagen, die schon in die Öffentlichkeit gedrungen sind, waren viele Mitglieder des Denkmalbeirats überrascht, in welch gutem Zustand gewisse Teile der Sofiensäle sind, und es ist doch zu hoffen, dass es zu keiner Aufhebung des Denkmalschutzes kommt.

 

Wenn nun der Denkmalschutz aufrecht bleibt, dann ist es völlig klar: Es gibt ein bewilligtes Hotelprojekt, und es wird dann darum gehen, dieses Projekt unter Erfüllung aller Auflagen des Bundesdenkmalamts zu realisieren. Der Bauträger ist ja auch in Eile, denn die Baubewilligung läuft im Sommer dieses Jahres aus, und er müsste umgehend mit der Realisierung dieses Projekts beginnen.

 

Das ist der erklärte Wunsch des 3. Bezirks, der immer hinter diesem Projekt "Hotel mit Veranstaltungssaal" gestanden ist, und der Bezirksvorsteher hat auch gesagt, er möchte diesen Veranstaltungssaal für Bälle, für Konferenzen, für kulturelle Veranstaltungen bewahrt haben. Ich glaube, nicht so sehr für Clubbings, nicht, weil wir generell gegen Clubbings sind, ganz im Gegenteil, aber

 

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