Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 94
Verhandlungen aufnehme.
Ich werde in diesem Zusammenhang auch eine entsprechende Prüfung der
betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit im Rahmen eines externen Gutachtens
veranlassen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Zweite Zusatzfrage: Herr GR Dipl Ing
Margulies.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr
Stadtrat!
Ich
entnehme Ihren Äußerungen bezüglich Tariferhöhung der WIENER LINIEN - zum Teil
aus dem Fernsehen, zum Teil aus den Medien, zum Teil im Landtag sowie im
Gemeinderat -, dass Sie nicht gewillt sind, Tariferhöhungen bei den WIENER
LINIEN zu verhindern. Es deutet vielmehr alles darauf hin, dass die
Tariferhöhungen in Wirklichkeit schon beschlossene Sache sind, auch wenn die
formalen Voraussetzungen dafür erst geschaffen werden müssen.
Es haben
sich also - leider, muss ich sagen - die Befürchtungen der GRÜNEN, dass die
Wiener Bevölkerung infolge einer Alleinregierung der Sozialdemokratie stark von
Tarif- und Gebührenerhöhungen betroffen sein wird, bestätigt.
Nun
betrifft das aber nicht nur die WIENER LINIEN, sondern die Tarif- und
Gebührenerhöhungen ganz allgemein.
Daher
meine Frage: Wir haben vor rund drei Monaten im Wiener Gemeinderat beschlossen,
dass der Gebührenspiegel seitens des Magistrats dahingehend überprüft werden
soll, inwiefern welche Gebühren noch angemessen sind. Welche Gebührenerhöhungen
kommen auf Grund des Ergebnisses dieser Überprüfung, das ja längst vorliegen
müsste, noch in diesem Jahr auf die Wienerinnen und Wiener zu?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Herr Gemeinderat!
Zunächst einmal möchte ich Sie in einem Punkt
korrigieren, wo Sie in Ihrer Formulierung, glaube ich, an der Sache vorbeigegangen
sind: Es ist nicht so, dass es auf Grund der Gesetzeslage, der Rechtslage, der
Vertragslage ein Verhinderungsrecht gegenüber einem Unternehmen gibt, das in
diesem Bereich als ausgegliedertes Unternehmen eine Freiheit in der
Tarifgestaltung gehabt hat - das war der vorangegangenen Fragestellung Ihres
Kollegen GÜNTHER zu entnehmen -, sondern es gibt hier eine Verhandlungsbasis
darüber, ob eine Tarifveränderung betriebswirtschaftlich notwendig ist und ob
es etwa, auch bei Vorliegen einer betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit,
Möglichkeiten gibt, soziale Anliegen der Stadt einzubringen. Ich erinnere nur
etwa daran, dass in dem Finanzierungsvertrag Regelungen betreffend die
Finanzierung der Studentenfreifahrten enthalten sind.
Insofern ist es also nicht so, dass es ein
Verhinderungsrecht gibt, sondern die Frage ist, wie man in der gegenwärtigen
Vertragslage sinnvoll mit der Notwendigkeit, die sich aus der
betriebswirtschaftlichen Situation eines Unternehmens ergibt, umgeht.
Das Zweite ist: Man muss sich bei der Frage der
WIENER LINIEN klar darüber sein, dass, wenn eine Kostenerhöhung eingetreten
ist, die durch Rationalisierungsmaßnahmen nicht aufgefangen werden kann, der
Mehrbetrag der Aufwendungen dann, wenn man Ihrem Weg folgt, auf den
Steuerzahler überwälzt wird. Nun geht aber bei all jenen Bereichen, wo es
individuelle Zurechnungen gibt, unser Bestreben nicht dahin - sofern nicht
soziale Gesichtspunkte dem entgegenstehen -, den Weg zu gehen - der sehr bequem
ist, das verstehe ich schon -, dass wir sagen, der Steuerzahler zahlt alles.
Was nun - um jetzt konkret auf Ihre Frage zu
antworten - den Gebührenspiegel betrifft, so gibt dieser Auskunft darüber,
inwieweit die jeweilige Gebühr kostendeckend ist. Das bedeutet nicht
automatisch, dass jede Gebühr auf ein Ausmaß angehoben werden muss, dass sie
kostendeckend ist. Es ist auch überhaupt nicht das Anliegen der Stadt, generell
zu sagen, wir wollen jetzt durchgehend kostendeckende Gebühren herstellen.
Davon war nie die Rede. Daher ist das wirklich eine blanke Unterstellung, wenn
Sie das gemeint haben.
Ich
gehe davon aus, dass die gegenwärtigen Prüfungen voraussichtlich neben der
erwähnten Frage der Tarifanpassung bei den WIENER LINIEN in der Frage der
Müllgebühr zu einer Analyse führen werden. Aber darüber hinaus würde ich
persönlich jetzt aus meiner Sicht eine Tarif- oder Gebührenerhöhung
ausschließen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die dritte Zusatzfrage stellt Herr GR
Mag Gerstl. - Bitte.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vizebürgermeister!
Sie
haben im Zusammenhang mit den Tariferhöhungen des Öfteren darüber gesprochen,
dass einfach die Preise in den letzten Jahren immens gestiegen seien und dass
sich auch daraus eine Notwendigkeit ergeben könnte, die Tarife bei den WIENER
LINIEN anzuheben.
Ich
habe mir nun die Mühe gemacht, ein bisschen die Verbraucherpreisindices
anzuschauen und diesen die Preisentwicklung bei den Jahreskarten, Einzelfahrscheinen
und Halbpreiskarten gegenüberzustellen. Aus diesem Vergleich von Jahreskarten,
Einzelfahrscheinen und Halbpreiskarten, die ganz besonders wichtig sind - ich
erwähne das gerade auch deshalb, weil wir heute so viele Schülerinnen und Schüler
hier als Zuhörer haben -, ergibt sich, dass gerade bei diesen
SchülerInnenkarten und SeniorInnenkarten die größte Preissteigerung zu
verzeichnen ist: In den letzten zehn Jahren ist der Kartenpreis für die
Schülerinnen und Schüler und für die Seniorinnen und Senioren um
42 Prozent gestiegen - und gerade das sind ja die Bevölkerungsgruppen, die
am wenigsten über Geldmittel verfügen und für die es natürlich am schwierigsten
ist, jede Preissteigerung auch wirklich mitzumachen.
Dazu
kommt noch, dass die WIENER LINIEN, glaube ich, ja nicht im
Verbraucherpreisindex ...
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer
(unterbrechend): Herr Mag Gerstl! Darf ich Sie bitten, zur Frage zu kommen,
denn Ihre 2 Minuten Redezeit sind bereits vorbei!
GR Mag Wolfgang Gerstl (fortsetzend): Selbstverständlich, ich komme sofort zur Frage:
Die WIENER LINIEN werden nach dem
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