Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 94
Großhandelspreis einkaufen; ich
gehe davon aus, dass sie auch Großhandelspreise bekommen. Ich stelle daher an
Sie, Herr Vizebürgermeister, die Frage: Glauben Sie nicht, dass es geschickt
wäre, die Tariferhöhungen bei den WIENER LINIEN an den Großhandelspreisindex
anzulehnen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Auch da muss ich in Erinnerung rufen, dass wir ja hier im Gemeinderat einen
Vertrag beschlossen haben, der Detailregelungen für die erste Tarifanpassung
enthält. Das ist die Richtschnur, auch für die Verhandlungen zwischen der Stadt
und den WIENER LINIEN. Daher steht Ihre Empfehlung im Widerspruch zu einem
Gemeinderatsbeschluss.
Natürlich spielt die Indexveränderung eine Rolle.
Aber wenn Sie im Vertrag nachlesen und wenn Sie sich das, was ich gesagt habe,
noch einmal in Erinnerung rufen, dann werden Sie sehen, dass die Frage der
Tarifänderung überhaupt nicht in erster Linie auf die Indexanpassung abgestellt
ist, sondern dass es um die Qualitätsverbesserungen und Leistungserweitungen
geht.
Ich rufe auch in Erinnerung, dass es gegenüber
früheren Phasen in den letzten zehn Jahren - wenn man den Maßstab nimmt, den
Sie gewählt haben, und nicht den Zeitraum seit der letzten Tarifanpassung, die
zu Beginn des Jahres 1999 erfolgt ist, als Maßstab heranzieht -, eine gewaltige
Erweiterung des Verkehrsnetzes gegeben hat, gerade im U-Bahn-Bereich, dass
Mitte der Neunzigerjahre der Nachtautobus eingeführt wurde, dass es allein
dadurch der Einstellung von 100 zusätzlichen Mitarbeitern bedurfte, dass die
Erweiterung des U-Bahn-Netzes 25 Fahrer zusätzlich notwendig gemacht hat
und und und.
Der entscheidende Punkt ist daher weniger die Frage
einer einfachen Anpassung nach Tarifindexentwicklungen, sondern der
entscheidende Punkt ist, ob diese qualitativen und quantitativen Mehrleistungen
einfach mit Rationalisierungen aufgefangen werden können. Das ist der Punkt,
auf den es ankommt und in Bezug auf den das Unternehmen seine Vorschläge
darlegen und seinen Bericht vorlegen muss.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. - Die letzte Zusatzfrage stellt
Herr GR Dr GÜNTHER.
GR Dr Helmut GÜNTHER (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vizebürgermeister!
Die
Abgangsabdeckung bei den WIENER LINIEN hat im Durchschnitt zwischen 3,5 und
4 Milliarden S jährlich betragen. Sie ist aber jedenfalls nie über
diese 4 Milliarden S hinausgegangen. 3,5 Milliarden S waren
es meistens dann, wenn Tariferhöhungen durchgeführt wurden, und dann ist das
eben wieder angestiegen. Jetzt liegt der im ÖPNV-Vertrag festgelegte Betrag bei
4 Milliarden S, also an der oberen Grenze dieses Bereichs, innerhalb
dessen sich der Zuschuss bisher bewegte.
Nun
ist zu erwarten, dass bei den WIENER LINIEN, die ja jetzt als privater Betrieb
geführt werden, auch im Verwaltungsbereich Einsparungspotenziale vorhanden
sind. Daher frage ich Sie: Besteht nicht die Möglichkeit, Änderungen im
Verwaltungsstrukturbereich - die vielleicht schon stattgefunden haben, die aber
sicher auch noch stattfinden müssen - in einem Ausmaß vorzunehmen, dass sich
Tariferhöhungen so knapp nach der Zuerkennung dieser 4 Milliarden S
erübrigen würden?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Das ist Gegenstand der Prüfung, die wir durchführen werden. Sie haben
vollkommen Recht: Das ist ein wichtiger Punkt, auf den wir Wert legen werden.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. - Somit ist die 4. Anfrage
beantwortet.
Wir kommen nun zur 5. Anfrage (FSP/00507/2002/0003-KSP/GM). Sie ist
von Frau GRin Mag Ramskogler an die amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe
Gesundheits- und Spitalswesen gerichtet: Was
halten Sie von den kommerziell ausgerichteten Nabelschnurblutbanken?
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und
Herren! Frau Gemeinderätin!
Auf Ihre Frage, ob ich es für sinnvoll halte, die
kommerziellen Nabelschnurstammzellen- oder -blutbanken einzuführen und dafür
Kunden zu werben, könnte ich eigentlich ganz kurz mit einem Nein antworten. Ich
möchte das aber doch detaillierter ausführen, zumal heute wieder ein großer
Kongress bezüglich der Nabelschnurstammzellen startet.
Sie wissen, die Stammzellen sind seit einigen Jahren
in aller Munde. Es wird Großartiges versprochen und ich bin auch dafür, dass
wir die Forschung massiv forcieren. In der Stammzelle liegt ein hohes Potenzial
und man muss die Forschung entsprechend betreiben. Ich selbst bin von meinem
Fach her Hämatoonkologin und wir arbeiten schon sehr lange mit der Stammzelle,
mit der erwachsenen Stammzelle im Bereich der Knochenmarktransplantation oder
auch mit der peripheren Blutstammzelle, die mittels Zellseparatoren gewonnen
wird, ebenfalls für Transplantationen.
Was mich an dem derzeitigen Zustand so stört, ist,
dass man Zukunftsmusik als Gegenwart verkauft, dass die Menschen glauben, in
absehbarer Zeit sei all das, was man im Tierversuch zum Teil schon vollbringen
kann, bereits in greifbarer Nähe als Möglichkeit vorhanden. Das ist bis heute
noch nicht so eingetroffen. Man versucht jetzt zum Beispiel,
Herzinfarktpatienten eigene Stammzellen in den kranken Muskel zu injizieren und
dadurch dort wieder Herzmuskelzellen zu produzieren. Die Fallzahlen sind aber
noch nicht ausreichend, sodass man sagen könnte, ob es tatsächlich einen
Benefit für diese Patienten gibt. Da es derzeit nicht erlaubt ist, injizierte
Zellen radioaktiv zu markieren, hat man überhaupt keine Möglichkeit
festzustellen, ob es die injizierten Zellen waren, die zur Verbesserung geführt
haben, oder ob es die eigene Regenerationskraft war. Daher braucht man im
Vergleichsfall große Fallzahlen und die hat man derzeit nicht.
Was verspricht man jetzt den Müttern? - Man verspricht ihnen
eine Investition für die Zukunft. Man sagt
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