Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 56
das unter anderem auch dauernd: Wien ist anders! Ich glaube,
das ist auch wichtig und das erwarten wir. Ich will mich nicht mit anderen
Großstädten messen, sondern ich will das Beste für unsere Wienerinnen und
Wiener.
Diese Arbeitslosigkeit ist gegenüber dem Vorjahr,
Dezember 2001 zu Dezember 2000, mit einer Steigerung von 25,8 Prozent
behaftet; bei den Männern ist sogar eine Steigerung von über 28 Prozent
festzustellen, und am Bau ist sogar eine Steigerung von 35 Prozent zu
notieren. Hiezu ist auch noch zu bemerken - es wurde schon erwähnt, aber ich
glaube, das ist so wichtig, dass man es noch einmal sagen muss -, dass die
Arbeitslosenstatistik in Wien dadurch beschönigt wird, weil wir Arbeitslose in
die benachbarten Bundesländer exportieren. Da sucht sich dann der Herr
Vizebürgermeister die Zahlen heraus, die schlechter sind, und vergleicht den
Anstieg der Arbeitslosigkeit der Bauwirtschaft mit dem in Salzburg. Dort ist er
offiziell noch schlechter. Aber wenn wir davon ausgehen, dass wir 11 000
Bauarbeiter arbeitslos haben, die in Wien wohnen, dann können wir uns
vorstellen, wie viele Bauarbeiter das wären, wenn man jene dazunimmt, die in
Niederösterreich, in der Steiermark, im Burgenland, in Oberösterreich wohnen
und die uns aus der Statistik herausfallen.
Und weil die Arbeitslosigkeit in Wien immer noch mit
dem österreichischen Durchschnitt verglichen werden muss - ich glaube, das ist
mehr als notwendig, dass man das macht -, so möchte ich feststellen, dass die
Arbeitslosigkeit im Durchschnitt des Jahres 2001 zu 2000 in Österreich um
4,9 Prozent, in Wien jedoch um 6,4 Prozent gestiegen ist.
Und weil Frau Kollegin Frauenberger es als arg so
hingestellt hat, dass in Österreich um 600 Arbeitsplätze weniger sind, muss ich
sagen: Ja, ich finde das auch arg, aber ich möchte bemerken, dass im
Jahresdurchschnitt in Wien allein 2 500 Arbeitsplätze weniger sind, und
man muss sich bei den anderen Bundesländern bedanken, dass sie uns geholfen haben,
1 900 aufzuholen. Also, man soll schon alles sagen, wenn man sich mit
solchen Themen befasst und auch der Wahrheit die Ehre geben.
80 000 Arbeitslose bedeuten nicht nur
Unsicherheit in Zigtausenden Familien in Wien, sie bedeuten nicht nur
Einschränkungen für Zigtausende Frauen, Männer und Kinder und Angst vor der
Zukunft für alle diese Betroffenen, sondern das bedeutet auch höhere
Sozialausgaben durch die Gemeinde Wien, steigende Ausgaben an Sozialhilfe, an
Familienunterstützung, an Wohnbeihilfe, an Krankenkosten. All diese Dinge
sollte man auch bedenken, wenn man sich den Kopf darüber zerbricht, ob wir
überhaupt zuständig sind für die Arbeitsmarktpolitik, deren Priorität
unbestritten beim Bund liegt.
Aber ich glaube, dass es - abgesehen von allen anderen
Dingen, von den menschlichen, von den humanitären Dingen, von den psychischen
Belastungen der Betroffenen - immer noch besser ist, man investiert in den WAFF
- darum sind wir an und für sich auch froh, dass es diese Institution gibt -
und in andere Institutionen, als man kann dann nur mehr reparieren und mit
Sozialausgaben mit demselben Aufwand die Familien unterstützen. In diesem
Zusammenhang möchte ich auch anmerken, dass durch die bevorstehende
Tariferhöhung für diese Familien die Situation nicht besser wird.
Aber ich glaube, man sollte bei diesen vielen
Maßnahmen, die man trifft, auch wenn immer wieder Evaluierungen stattfinden,
trotzdem bedenken und sich die Frage stellen, ob sie wirklich so treffsicher
sind.
Ich habe jetzt zwei Beispiele erlebt. Da wurden junge
Männer auf dem IT-Sektor ausgebildet. Das Problem ist, dass sie zwar einige
Module besucht haben, aber übrig geblieben ist, dass in jeder Anzeige und auf
jedes Bewerbungsschreiben herausgekommen ist, dass sie die Kurse, die sie
eigentlich besucht haben sollten, dort nicht besuchen konnten. Ich weiß schon,
dass das irrsinnig schwierig ist, aber ich glaube, dass es eine der wichtigen
Aufgaben ist, zu untersuchen, welcher Bedarf tatsächlich gegeben ist. Ich weiß
schon, dass man als Behörde natürlich immer ein bisschen hinterherhinkt - das
ist überhaupt kein Vorwurf, das ist mir schon verständlich -, aber ich glaube,
dass es wichtig ist, dass man sich auch dessen bewusst ist, dass man die Leute
nicht immer treffsicher ausbildet und dass es äußerst notwendig wäre, darauf zu
achten, eine größtmögliche Treffsicherheit zu erzielen. Wiewohl ich schon
zugebe, dass mir natürlich auch die verschiedenen Arten von Maßnahmen der
besseren Ausbildung et cetera bewusst sind, dass es verschiedene Stufen gibt
und so weiter. Darüber brauchen wir gar nicht zu reden. Das gebe ich schon zu,
das verstehe ich schon.
Aber ich möchte in diesem Zusammenhang noch etwas
erwähnen, wie das wirklich ist, weil immer so großartig darüber gesprochen
wird. Ich habe da die Statistik der unselbständig Beschäftigten im
Technologiesektor im zweiten Quartal 2001. Die haben im österreichischen
Durchschnitt um 2,6 Prozent zugenommen, in Vorarlberg um 3 Prozent
zugenommen, in Kärnten um 8,5 Prozent zugenommen - Kärnten wird immer gern
zitiert, darum ist es mir sofort aufgefallen und ich habe mir gedacht, ich
zitiere auch Kärnten -, in Wien sind die Beschäftigten in diesem Sektor um
1,3 Prozent zurückgegangen. Das ist auch eine Zahl, die uns zu denken
geben müsste und wo man nachfragen muss, warum das so passiert ist.
In diesem Zusammenhang erlaube ich mir, einen
Beschlussantrag gemeinsam mit den Kollegen Dr Helmut GÜNTHER, Rudolf Stark, Mag
Hilmar Kabas und Dr Wilfried Serles einzubringen. Dieser lautet:
"Die Stadtregierung wird aufgefordert, eine
Technologie-Marketinggesellschaft als Träger der zukünftigen Wiener
Technologiezentren zu schaffen."
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses
Antrags an den GRA für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
beantragt.
Eines der großen Probleme - das wurde heute schon mehrmals
angesprochen - ist natürlich die Beschäftigung im Bau- und im Baunebengewerbe.
Das ist keine neue Geschichte, aber kaum fällt irgendein Satz, wird sofort
dieser Regierung die Schuld gegeben, so als wäre sie schon ewig am Regieren. In
Wirklichkeit wissen wir aber, dass viele, viele Maßnahmen erst später wirksam
werden.
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