Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 56
sich die Armen und die Ausländer in der Stadt konzentrieren
und das bringt auch sozialen Sprengstoff. Die Sicherung des Wohlstands und der
Werte, meine Damen und Herren, kommt in Gefahr, und wenn nicht rechtzeitig
konjunkturtreibende Maßnahmen gesetzt werden, Herr Finanzstadtrat, ist das
tragisch.
Allein die Zahlen beim Wiener Budget stellen Ihre
heutige Erklärung, Herr Finanzstadtrat, in ein anderes Licht. Bei den Ausgaben
der Wohnbauförderung, die sinkend sind, waren es 2001 noch
4,56 Milliarden S, im Jahre 2002 sind es nur mehr
3,52 Milliarden S. Die Sanierungsförderung betrug im Jahre 2001
3,1 Milliarden S und nun, 2002, sind es nur noch
2,4 Milliarden S. Nennen Sie diese sinkenden Ausgaben
konjunkturtreibend?
Meine Damen und Herren! Jetzt ist es fast zu spät,
aber Sie haben noch eine Chance. Wenn Sie jetzt investieren, profitiert noch
eine Kette von Menschen davon: das Bau- und Baunebengewerbe, Personen, die
wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden müssen, Frauen mit
Betreuungspflichten, Wiedereinsteigerinnen, Alleinerzieherinnen, Jugendliche
mit Zugangsbehinderungen und auch die zweite Generation von Integrationsfamilien.
Aber Sie von der SPÖ haben durch Ihre Nichtaktivität
Ihr Parteiprogramm, das Recht auf Arbeit vorsieht, verlassen. Sie haben keine
Atmosphäre zur Arbeitsplatzschaffung in den Betrieben geschaffen, in denen investiert
werden soll, kein Sofortmaßnahmenpaket wie bisher. Setzen Sie, meine Damen und
Herren, die Investitionsmittel, die durch Privatisierung und Verkauf von nicht
benötigtem Beteiligungsvermögen erzielt werden, doch endlich ein.
Meine Damen und Herren! Sie haben während all der
Monate Ihre mangelnde Bereitschaft bekundet. Setzen Sie Anreize! Ändern Sie die
Förderungsgesetze! Die Chancen der fleißigen und arbeitssamen Wiener, die
dürfen Sie nicht vertun. (Beifall bei der
ÖVP.)
Ich stelle daher zwei Anträge. Der Erste enthält die
Forderung nach einem Sofortmaßnahmenpaket der Wiener Stadtregierung.
"Der Wiener Gemeinderat spricht sich für ein
Vorziehen wirtschaftsbelebender Investitionen aus. Die bereits vorgesehenen
Investitionen sind, so weit sinnvoll, nach Möglichkeit noch im ersten Halbjahr
2002 zu beauftragen beziehungsweise in Angriff zu nehmen.
Die Gemeinde Wien soll ein auf mehrere Jahre befristetes
Programm zur Sanierung der letzten rund 80 000 Substandardwohnungen in
Angriff nehmen, wobei die Sanierungen mit einem außerordentlichen Zuschuss zu
fördern sind.
Die im Rahmen des bereits laufenden Programms
THEWOSAN stattfindende energetische Wohnhaussanierung soll auch auf
Einzelwohnungssanierungen ausgedehnt werden." (Beifall bei der ÖVP.)
Auch zur Forderung nach vermehrten Investitionsmitteln
durch Privatisierung und Verkauf von nicht benötigtem Beteiligungsvermögen
möchte ich einen Beschlussantrag einbringen, der wie folgt lautet:
"Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus,
die Beteiligungen der Gemeinde Wien auf die strategische Sinnhaftigkeit
hinsichtlich Erfüllung notwendiger kommunalpolitischer Aufgaben zu überprüfen
und gegebenenfalls diese einer Privatisierung zu unterziehen. Die erzielten
Erlöse sollen in die Sicherung des Arbeits- und Wirtschaftsstandorts Wien
investiert werden. Insbesondere möge die Stadt Wien den Verkauf von Gemeindewohnungen
an interessierte Mieter im Rahmen eines alle Sozialwohnungsprojekte umfassenden
Gesamtkonzepts weiter vorantreiben. Die neuen privaten Wohnungseigentümer
würden weitere Investitionen bei Sanierung ihrer Objekte tätigen und damit vor
allem das Baunebengewerbe in seiner Auftragslage stärken, was weitere Arbeit in
diesem Sektor sichern würde.
Die erzielten Verkaufserlöse sollen in weitere Standortprojekte
investiert werden und somit beschäftigungspolitische Maßnahmen zur Verfügung
stellen."
Für diesen Antrag beantrage ich die Zuweisung an die
Ausschüsse der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung sowie
Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke. (Beifall bei der ÖVP.)
Mit jedem arbeitslosen Bauarbeiter in Wien verliert
Wien Geld. Sind sie beschäftigt, erhält Wien 30 000 S an Steuern und
Abgaben. Nehmen Sie sich ein Beispiel an der Bauinnung, die Umschulungen von
Hilfsarbeitern zu Facharbeitern durchführt. Nehmen Sie sich - und das sage ich
Ihnen, weil immer wieder Kritik an der Bundesregierung geübt wird - ein
Beispiel an den Aktivitäten der Bundesregierung. Die Bundesregierung hat die
Wohnbauförderung für Wien gesichert - das haben wir schon gehört -, den
Dachbodenausbau erleichtert, die Reinvestitionsfrist des Reservekapitals der
gemeinnützigen Bauvereinigung von fünf auf drei Jahre herabgesetzt. Hier wird
schneller investiert. Es wurden neue Ansätze in der Wirtschaftspolitik
geschaffen: mehr Wettbewerb, Liberalisierung, Erleichterung der Gewerbeordnung,
Deregulierung und Privatisierung. - Unter dem SPÖ-Bundeskanzler hat es
"Euroteam" gegeben. Das wurde mit Geld gefüttert, hat aber keine
Arbeitsplätze geschaffen.
Meine Damen und Herren! Setzen Sie Taten, damit es in
Wien endlich weniger Arbeitslose gibt, damit dieser hausgemachte negative
Rekord endlich beseitig wird, damit die Menschen und die Familien wieder froh
sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Römer zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Johann Römer
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Vizebürgermeister! Werte Kolleginnen und
Kollegen!
Der Herr Vizebürgermeister hat heute in seiner Mitteilung
ein Bild gemalt, das - und das kann man sicher objektiv feststellen - so nicht
stimmt. Tatsache ist, dass wir in Wien derzeit 80 218 Arbeitslose gemeldet
haben, und da beruhigt es mich nicht und da kommt keine Freude auf, wenn er
darauf verweist, dass es in anderen Großstädten viel ärger ist, denn immerhin
legen ja die Sozialdemokraten sehr viel Wert darauf und plakatieren
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