Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 56
stimmt. Hunderte Warnungen hat es gegeben, meine Damen und
Herren.
13 000 arbeitslose Bauarbeiter sind die Auswirkung
dieser Politik. Es kam zu einem Rückgang der Sanierungstätigkeit in den
abgewohnten Gebieten. Bei den Gemeindewohnungen wurden im Vorjahr
600 Millionen S nicht investiert, obwohl sie budgetiert gewesen sind.
Anträge bei THEWOSAN wurden zurückgehalten.
Und weil Herr StR Rieder gesagt hat, der Bund hätte
gesagt, die Bauwirtschaft kann es nicht schaffen: Wissen Sie, was man ihm im
Präsidium des WBSF gesagt hat, weil die Anträge zurückgehalten worden sind? -
Die Bauwirtschaft ist nicht in der Lage, diese umzusetzen.
Meine Damen und Herren! Sie haben kein Impulsprogramm
gemacht, weder beim nachträglichen Einbau von Aufzügen noch bei den
Garageneinbauten oder bei Sicherheitseinrichtungen und beim Dachgeschossausbau.
Das ist mangelnde soziale Verantwortung. (Beifall
bei der ÖVP.)
Sie wollten anscheinend - ich sage das jetzt ganz
klar - der Bundesregierung schaden, aber Sie haben die fleißigen Menschen
unserer Stadt getroffen, meine Damen und Herren, und das ist tragisch. Die
Wiener wollen Arbeit, nicht Sozialhilfe. Das haben Sie immer noch nicht
begriffen. Sie haben durch Ihre mangelnde Aktivität auch eine Verschlechterung
bei der Integration bewirkt, weil es keine Bezirkssanierungsprogramme gibt und
die Menschen dort noch immer in den abgewohnten Siedlungen, in den abgewohnten
Gebieten wohnen müssen.
Meine Damen und Herren! Die Arbeitslosigkeit mit
13 000 Arbeitslosen im Bau- und Baunebengewerbe ist außerordentlich
dramatisch und zu dieser Entwicklung ist es eben durch diese Fehleinschätzung
seitens dieser sozialdemokratischen Alleinregierung gekommen.
In der Fragestunde, Herr Vizebürgermeister, haben Sie
eine sinnvolle Ergänzung zu den Aktivitäten des Bundes zur Arbeitsmarktstiftung
für das Bau- und Baunebengewerbe abgelehnt und das, obwohl Gelder für
Notmaßnahmen vorhanden wären. Sie haben gesagt, weil irgendjemand in der
Industrie gesagt hat, das ist nicht optimal, weil er vielleicht zu wenig
Information gehabt hat, haben Sie es abgelehnt und haben gesagt, Sie werden
nichts investieren (VBgm Dr Sepp Rieder:
Ich habe gesagt, die Industriellenvereinigung hat es abgelehnt!), Sie
werden keine wie immer gearteten Maßnahmen in Wien setzen. Das ist ein starkes
Stück anlässlich dieser Diskussion. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich frage mich: Wo bleibt die kontinuierliche Auftragsvergabe,
die der Herr Bürgermeister anlässlich einer Pressekonferenz im Herbst, bei der
auch der Vizebürgermeister und der Wohnbaustadtrat anwesend gewesen sind, so
sehr prophezeit hat? Wo bleibt die Erfüllung dieser Versprechen?
Die Wettbewerbsnachteile für die Wirtschaft möchte
ich hier ganz klar nennen. Es sind die hohen Kosten. Sie sind in Wien um
5 Prozent höher gegenüber den Bundesländern wegen Müll, Wasser, Abwasser
und und und. Und jetzt wird auch noch die Rieder-Steuer, die Stromsteuer, die
KWK-Steuer eingeführt, und Gigantisches bahnt sich in Wien in diesem Bereich
noch an. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Impulse setzen heißt Antrieb
geben, Antrieb geben, Herr Finanzstadtrat, Strategie finden für
Investitionsanreize durch legistische und budgettechnische Maßnahmen.
Reformfreudigkeit ist nämlich die Voraussetzung für eine Vollbeschäftigung. Das
beginnt schon bei der Diskriminierung von arbeitsplatzschaffenden Baumeistern
gegenüber Architekten, bei der Einschränkung in ihrer Befugnis. Das geht so
weit, dass sie bei Einzelsanierungen, die gefördert werden sollen, nur dann
eine Förderung bekommen, wenn ein Kredit aufgenommen wird. Ja, damit bestrafen
Sie doch jemanden, der das selbst anspart, Sie geben keine Förderung, wenn
jemand privates Kapital einsetzt. Ist das, meine Damen und Herren, ein Anreiz
für eine Sanierung?
Oder: Wo sind denn die Impulse geblieben, um privates
Kapital zu mobilisieren? Wenn zum Beispiel ein Investor, der 50 Jahre oder
55 Jahre alt ist, bei einer Sockelsanierung 15 Jahre lang warten
muss, bis er irgendwann einen Ertrag erzielt - er hat während dieser
15 Jahre eine ertragslose Zeit -, so hat er doch kein Interesse daran,
zusätzlich zu investieren. Ich glaube, dass diese Zeit, dass diese
15 Jahre zumindest auf 10 Jahre herabgesetzt werden sollen, verkürzt
werden müssen, oder es muss möglich sein, dass der Hausbesitzer in dieser Zeit
zumindest einen Kategorie-D-Ertrag hat. Würden Sie das machen, würden Sie jetzt
hergehen und das auf zwei Jahre befristen, hätten Sie einen Konjunkturantrieb
und würden eine Investitionsfreudigkeit gigantischen Ausmaßes auslösen. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie von der sozialdemokratischen Alleinregierung in
Wien haben es jedoch - im Gegensatz zur Bundesregierung - verabsäumt, klare
Akzente in Richtung Sanierung und legistischer Maßnahmen zu setzen. Sie haben
nicht gegengesteuert. Wo ist denn Ihr Beitrag zum Abbau der Bürokratie? - Die
Bürger klagen, Baubewilligungen bleiben liegen, WBS-Förderungsansuchen dauern
zwei bis drei Jahre. Nennen Sie das Servicecharakter?
Herr Vizebürgermeister! Gehen Sie doch zum Wohnbaustadtrat!
Sagen Sie ihm, dass er hier aktiv werden soll zum Abbau der Bürokratie, damit
investiert werden kann.
Oder: Wohnen im Grünen. Das Förderungsprogramm wird
immer wieder hinausgeschoben. Grundstücke sind vorhanden. Statt
investitionskräftige Bürger in unserer Stadt zu halten, ziehen wohlhabende
Leute aufs Land. Das hat doch alles seinen Grund. Stadtplanung heißt eben
vorausplanen. Wir wollen keine leer stehenden Wohnungen in Zukunft, keine
entvölkerten Stadtviertel, leere Geschäfte, geschlossene Schulen. Wo ist Ihr Programm,
dem gegenzusteuern und damit auch Arbeitsplätze zu schafften, um diese Kernstadt
in Wien zu stärken? - Wenn wir in Wien auf Grund Ihrer Nichtaktivität bei den
Arbeitsplätzen verlieren, werden die jungen Menschen dorthin ziehen, wo eben
wirtschaftliche Dynamik gegeben ist.
Das Schrumpfen bringt Probleme mit sich. Es werden
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