Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 56
sagen: Die machen alles schlecht. Die SPÖ ist in vielen
Bereich dieser Republik nach wie vor an der Macht. Ich meine jetzt konkret
nicht - darüber werde ich später reden - die absolute Rathaus-Mehrheit in Wien,
auch mit den vielen gestalterischen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben,
sondern ich meine ein bestimmtes Wirtschaftsunternehmen.
Ich meine konkret eine bestimmte Bank, die letztlich
im Eigentum des ÖGB steht, nämlich die PSK, bei der die BAWAG vor kurzem die
Mehrheit erworben hat. Dort findet eine Auseinandersetzung zwischen dem
Generaldirektor und dem Vertreter der Arbeitnehmer statt, die an Brutalität
nicht mehr zu überbieten ist. (GR Mag
Hilmar Kabas: Aber von Seiten des Arbeitgebers!) Sie ist an Brutalität
seitens des Herrn Elsner nicht mehr zu überbieten. Ich darf an die Adresse der
SPÖ in diesem Haus die dringende Bitte richten: Lassen Sie den Kollegen
Harwanegg nicht im Regen stehen! Die Nichtauslieferung, über die wir im Landtag
diskutieren werden, ist zu wenig. Es wäre notwendig, dass Sie ihm politisch den
Rücken stärken. (Beifall bei der FPÖ
sowie des GR Dr Matthias Tschirf.)
Denn wenn ein Arbeitnehmervertreter davon spricht,
dass die BAWAG aus der PSK seit deren Kauf einen Trümmerhaufen gemacht hat,
wenn ein Arbeitnehmervertreter davon spricht, dass die BAWAG - eine
Gewerkschaftsbank! - die PSK ausbluten lässt und daher die PSK am Rande des
Zusammenbruchs steht (GR Johann Driemer: Sie heißt ja Bank für Arbeit und
Wirtschaft!), wenn ein Arbeitnehmervertreter davon spricht, dass er mit dem
Rücken an der Wand steht, weil 1 200 Mitarbeiter von ihm Kampfmaßnahmen
fordern, und wenn er in Richtung Elsner sagt, dass da gelogen und manipuliert
wird, dann zeigt das tatsächlich, wie ernst die Situation in der PSK ist. Daher
hat Kollege Harwanegg Ihre politische Unterstützung verdient. Sorgen Sie bitte
dafür, dass in Ihrem ureigensten Bereich Ordnung gemacht wird. Herr Driemer -
Sie wissen, dass ich Sie sehr schätze -, setzen Sie Ihren politischen Einfluss
im ÖGB ein, dass man den Amoklauf des Herrn GenDior Elsner stoppt! (Beifall bei der FPÖ sowie des GR Dr
Matthias Tschirf.)
Die Feststellungen, die vor allem von der SPÖ und vom
Kollegen Oxonitsch heute hier getroffen worden sind, zwingen zu einer Reihe von
Entgegnungen unter dem Motto "So schaut es aus in Wien".
Entgegnung Numero eins: Wien hat tatsächlich ein
ernstes Problem im Bereich der Arbeitslosigkeit. Seit dem Amtsantritt des
Bürgermeisters, seit dem Jahre 1994, hat Wien um 20 000 Arbeitsplätze
weniger; andere Bundesländer haben um 100 000 mehr. So schaut es aus in
Wien, meine Damen und Herren!
Zweite Bemerkung, zum Thema Investitionen: Der Herr
Vizebürgermeister hat im Vorfeld dieser Diskussion, aber auch heute hier neue
Rechnungen aufgemacht, die für uns einfach nicht nachvollziehbar sind. Wir
halten uns an die gute und für uns nachvollziehbare alte Investitionsquote.
Festzuhalten ist, dass diese Investitionsquote seit Amtsantritt des
Bürgermeisters, seit dem Jahre 1994, notorisch im Sinkflug ist. 1994 hatte Wien
eine Investitionsquote von 1 453 Millionen EUR, im Voranschlag
2002 hat Wien eine Investitionsquote von 1 101 Millionen EUR. (VBgm Dr Sepp Rieder: Mittlerweile wurden
die Stadtwerke ausgegliedert!) Herr Vizebürgermeister, das ist um mehr als
ein Drittel weniger gegenüber den Neunzigerjahren. So schaut es aus in diesem
Wien, das ist die Wahrheit! (VBgm Dr Sepp
Rieder: Das ist kein Sinkflug! Die Stadtwerke wurden ausgegliedert!)
Meine Damen und Herren! Nächster Punkt ist das Technologieprogramm.
Wenn Sie davon sprechen, dass das erfolgreiche Technologieprogramm in Wien
fortgeführt wird, bleibt festzuhalten: Ja, es gibt die Initiative in diesem
Bereich, aber sie greift aus unserer Sicht zu kurz. Seit 1997, in den letzten
vier Jahren, hat Wien mehr als ein Viertel seiner produzierenden Betriebe
verloren. Die Anzahl der Betriebe in Wien hat sich in den letzten vier Jahren
von 1 117 auf 812 zurückentwickelt. Wien ist im Bundesländervergleich
Schlusslicht bei der Errichtung von Gewerbeparks.
Nächstes Thema: Wirtschaftsförderung. Herr StR
Rieder, ich erspare Ihnen jetzt - wir haben es in der Fragestunde bereits
gemacht - die schmerzhafte Aufzählung der Wirtschaftsförderungsarten und
-maßnahmen, die in Wien gestrichen wurden, ich will Ihnen aber die
Schlussfolgerung nicht ersparen. Wir ziehen daraus den Schluss, dass auf Grund
der Neuorganisation im Bereich der Wirtschaftsförderung letztlich die Großen
begünstigt und die Kleinen benachteiligt werden. Bei dieser Politik in Wien
machen wir nicht mit! (Beifall bei der
FPÖ.)
Es gibt aber auch - das muss der Gerechtigkeit halber
erwähnt werden - eine Reihe von konstruktiven Ansätzen. Beispielsweise hat die
ÖVP heute einen Beschlussantrag eingebracht, mit dem sich der Wiener
Ge-meinderat für das Vorziehen wirtschaftsbelebender Investitionen aussprechen
soll, ein langfristiges Programm zur Sanierung von Substandardwohnungen in
Angriff genommen werden soll und letztlich die Initiativen auf dem Gebiet der
energetischen Wohnhaussanierung verstärkt werden sollen. Wir halten das für
eine richtige und wichtige Initiative und werden dem unsere Zustimmung
erteilen.
Es gibt aber auch von der SPÖ einen Antrag, dem wir
uns nicht verschließen können. Wenn die SPÖ in einem Beschlussantrag den
zuständigen Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit auffordert, das
Arbeitsmarkt-service zu beauftragen, die Rücklagen so weit aufzulösen, dass dem
AMS zumindest 109 Millionen EUR an zusätzlichen Mitteln zur Verfügung
stehen sollen, dann werden wir auch diesem Antrag zustimmen. Wir meinen, das
ist eine wichtige Maßnahme, die von Seiten Bartensteins tatsächlich
einzufordern ist.
Ich darf mir aber auch erlauben, im Namen meiner Fraktion
einen Beschlussantrag zum Thema einzubringen. Wir glauben, dass man im WAFF Initiativen
setzen soll, und meinen, dass im WAFF vor allem die Frauenarbeitsstiftung und
das Wiedereinsteigerinnen-Programm vorgezogen werden sollen. Es sind dafür die
notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Wir stellen daher den
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