Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 56
für das Gewerbe gegeben. Partner waren der Bund, die Stadt
Wien und die Wiener Wirtschaftskammer, wobei die Stadt Wien und die Wiener
Wirtschaftskammer ohnedies immer den größeren Anteil gezahlt haben. Es sind
dies, nach heutigen Maßstäben gerechnet, 1,1 Millionen EUR, das
zahlen die beiden Partner auch weiter.
Der Bund hat seinerzeit 200 000 bis
250 000 EUR zugeschossen und das hat der Bund aufgekündigt. Ich habe
mir in der Kammer das Kündigungsschreiben des Bundes ausheben lassen. Das
Kündigungsschreiben des Bundes stammt vom 14. Dezember 1999! Ich gehe
einmal davon aus, dass im Dezember 1999 jedenfalls noch nicht die neue
Bundesregierung, die Sie ... (GR Dr Matthias Tschirf: Wer war damals
Finanzminister?) - Ja, wer war damals Finanzminister? - Na ja, die Frage
ist vielleicht beantwortbar, die kann jeder für sich selbst beantworten.
Das sind die Wahrheiten! Ich sage, das ist nur ein
kleines Beispiel, aber es ist ein signifikantes Beispiel dafür, dass hier tief
in die Trickkiste gegriffen wird, um Unwahrheiten und Anschuldigungen zu
verbreiten, die so grundfalsch sind, dass man, wie ein Zwischenrufer gesagt
hat, rot werden müsste - aber im Gesicht, bitte!
Jetzt noch ein paar Anmerkungen zu den eigenen
Aktivitäten und zu den eigenen Erfolgen. Ich lese da zum Beispiel, dass wir in
Wien rund 5 000 Neubauwohnungen fördern. Das stimmt schon, ich darf aber
vielleicht daran erinnern, dass die Wohnbauförderungsmittel Bundesmittel sind,
die uns zugeteilt werden, und dass wir sie vernünftig einzusetzen haben. (GR
Godwin Schuster: Das machen wir!) Die 5 000 Wohnungen sind auch keine
neue Maßnahme. Wir fördern 2001 5 000 Wohnungen und 2000 waren es
sogar 7 000 Wohnungen. Wir sind aus gutem Grund zurückgegangen, aber das
als neue Maßnahme zu verkaufen, ist wirklich ein starkes Stück.
Ich möchte ganz zum Schluss nur noch eines anfügen,
weil meine Zeit abgelaufen ist. Die Investitionen der Wiener Messe werden groß
herausgestrichen - ich übersetze es jetzt - mit 1,17 Milliarden S.
Ich übersetze es deshalb, weil wir früher noch in Schilling gerechnet haben.
Meine Damen und Herren, das wurde fixiert anlässlich des Kaufs der Wiener Messe
durch die Stadt Wien als Eigentümer, der Übergabe des Betriebs an die Firma
Reed. In einer Pressekonferenz der damaligen StRin Mag Ederer vom Dezember 2000
wurde bereits fixiert und angekündigt, dass die Stadt Wien
2 Milliarden S investieren wird. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dr Serles. Ich erteile es ihm.
GR Dr Wilfried Serles (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Herr Vizebürgermeister!
Sie haben in Ihrem heutigen Debattenbeitrag einen
Satz gesagt, den ich voll und ganz unterschreibe. Sie haben formuliert, dass
das Dilemma in Österreich nicht das Nulldefizit ist. Herr Stadtrat, Sie haben
damit völlig Recht: Das Dilemma in Österreich ist nicht das Nulldefizit,
sondern das österreichische Dilemma sind die Schulden der Vergangenheit, die
diese Bundesregierung übernommen hat! (Beifall bei der FPÖ.)
Es grenzt an ein Wunder, dass angesichts dieser
Zustände im Staatshaushalt so wichtige sozialpolitische Maßnahmen wie das
Kindergeld finanziert werden konnten. Es grenzt an ein Wunder, dass diese
Bundesregierung eine halbwegs akzeptable Pensionserhöhung zu Stande gebracht
hat. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Dafür gebührt nicht nur der
Bundesregierung unser Dank. Dafür gebührt vor allem den vielen Millionen
österreichischen Steuerzahlern und Steuerzahlerinnen unser ganz besonderer
Dank! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Jetzt erklären Sie mir bitte eines. (GR Godwin
Schuster: Zusätzliche Schulden!) Wenn das bei Ihnen Erheiterung auslöst,
dann erklären Sie mir bitte, wie das alles möglich gewesen wäre, ohne dass in
dieser Republik kurzfristig die Steuerquote steigt? Wie wäre das möglich
gewesen? (GR Godwin Schuster: Die Steuerzahler sind dazu herangezogen
worden!) Das bringen ja nicht einmal Sie zusammen, Herr StR Rieder, das
können nicht einmal Sie argumentieren. (Zwischenruf des VBgm Dr Sepp
Rieder.) Es ist aber klar festzuhalten, dass die Steuerquote - die wir
nicht gut reden - nicht darauf zurückzuführen ist, dass irgendjemand Steuersätze
erhöht hat oder einen Steuertarif erhöht hat, sondern dass Vorzieheffekte durch
höhere Vorauszahlungen passiert sind. (GR Godwin Schuster: Nächstes Jahr
fehlen 40 Milliarden!) Das ist im Wesentlichen der Hauptgrund für die
erhöhte Steuerquote. Es ist davon auszugehen, dass spätestens im Zuge der
Veranlagungen, wenn auf Grund der höheren Vorauszahlungen die vielen
Gutschriften erfolgen werden, die Steuerquote sich von selbst wieder senkt und
nach unten geht.
Aber ich stehe nicht an, hier eines klar zu sagen:
Diese Steuerquote in der Republik ist zum gegebenen Zeitpunkt zu hoch. Wir
erwarten uns von dieser Bundesregierung eine Steuerreform, die die kleinen und
mittleren Einkommen spürbar entlastet und die auch die Unternehmensgewinne
entlastet. (Beifall bei der FPÖ. - VBgm Dr Sepp Rieder: Aber nicht erst
2003!) Das ist eine klare Vorgabe, die wir als Mitglieder des Wiener
Landtags und als freiheitliche Gemeinderäte an die Adresse der Bundesregierung
richten. Ich glaube, das steht uns gut an.
Viel weniger gut steht es Ihnen an, wenn Sie ständig
mit verkürzter Perspektive den schwarzen Peter auf Bundesebene suchen. Herr StR
Rieder hat das ein bisschen differenzierter gemacht. Nach Ihren Pressediensten
und Pressekonferenzen im Vorfeld dieser Sondersitzung hätte ich mir an sich
Schlimmeres erwartet. Zugegebenermaßen war jedoch vieles dabei, was
differenziert war.
Aber Herr Klubobmann Oxonitsch war diesbezüglich wirklich
von einer Trivialität, die nicht zu überbieten war. (Beifall bei der FPÖ.)
Das ist ein Niveau der Diskussion, das einem Klubobmann - der größten Fraktion
in diesem Haus zumal - wirklich nicht zusteht. Jetzt kann ich Herrn Kollegen
Oxonitsch eines nicht ersparen. Es ist viel zu wenig, hier ständig auf den Bund
zu zeigen und zu
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