Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 56
Beschlussantrag:
"Der Stadtrat für Finanzverwaltung wird aufgefordert,
sich als Präsident des Wiener Arbeitnehmerförderungsfonds für ein Vorziehen
dieser Aktionen einzusetzen, damit sie noch im ersten Quartal 2002 wirksam
werden können."
Ich würde mir wünschen, Herr Kollege Schuster, dass
Sie und Ihre Fraktion diesem Antrag ebenfalls Ihre Zustimmung geben könnten. (Beifall bei der FPÖ.)
Es wurde in der Debatte von mehreren Vorrednern zu
Recht darauf hingewiesen, dass Wien, auch wenn wichtige Budgetansätze im
Vorhinein feststehen, trotzdem budgetären Handlungsspielraum hätte, nämlich
dann, wenn Strukturreformen in Wien tatsächlich stattfinden würden. Herr StR
Rieder, wir werden Sie letztlich an dem messen, was Sie in Wien strukturell
verändert haben. Da sehen wir leider bis dato noch keine Anzeichen. Es gibt
keine Signale, dass Sie das Thema Verwaltungsreform in Wien ernst nehmen. Es
gibt keine Signale, dass Sie sich etwa dazu entschließen könnten, nicht durch
eine Magistratsabteilung, sondern zentral einkaufen zu lassen und eine
Beschaffungsagentur einzurichten. Es gibt keine Signale, dass Sie an ein
effizienteres Gebäudemanagement denken.
Der Bund hat vorgemacht, wie es mit der Bundesimmobiliengesellschaft
gehen könnte. Wir erlauben uns daher, heute auch diesbezüglich einen Beschlussantrag
einzubringen:
"Wir fordern die Stadtregierung auf, möglichst
rasch die erforderlichen Schritte zur Schaffung einer Wiener
Immobiliengesellschaft in die Wege zu leiten, und ersuchen in formeller
Hinsicht um die Zuweisung dieses Antrags an den Finanzausschuss. "(Beifall bei der FPÖ.)
Es gibt keine oder zu wenige Signale, dass Sie Ausgliederungen
und Privatisierungen ernst nehmen. Sie geben, statt weniger Subventionen zu
geben, mehr Geld für Subventionen aus. Kurzum, es fehlen bisher jegliche Anzeichen
für wichtige strukturelle Veränderungen in dieser Stadt.
Die Bundesregierung macht genau das und schafft sich
damit auch budgetären Spielraum für die Zukunft. Letztlich zeigt die
Bundesregierung auch, dass sie im Gefolge der schwierigen konjunkturellen
Situation in Europa, aber auch der schwieriger gewordenen konjunkturellen
Situation in Österreich die notwendige Flexibilität an den Tag legt. Sie hat
vor kurzem im Ministerrat wichtige Änderungen beschlossen, etwa im Bereich des
Steuerrechts. Es kommt jetzt bereits zu ersten Steuersenkungen - dadurch, dass
die Voraussetzungen für die Forschungsförderung erweitert werden, dadurch, dass
die Voraussetzungen für den Bildungsfreibetrag neu definiert werden.
Unternehmen, die Verluste erwirtschaften, sollen in diesen Bereichen Prämien,
also echte Steuerrückvergütungen erhalten.
All das wird dazu beitragen, dass die Steuerquote
sinken wird, und all das werden zusätzliche und richtige Impulse sein, um die
Konjunktur wieder anzukurbeln. Über die Maßnahmen, die vor allem den Bereich
der Bauwirtschaft ankurbeln sollen, wurde bereits berichtet. Es werden
Investitionen vorgezogen, und auch hier darf ich auf eine steuerliche Maßnahme
verweisen, die die Bundesregierung verwirklichen wird. Es wird in diesem Jahr
eine mit 7 Prozent begrenzte vorzeitige Abschreibung geben. Das ist eine
wichtige und richtige Maßnahme, die zusätzliche Mittel für die Bauwirtschaft
frei machen wird. Darüber hinaus gibt es wichtige strukturelle Veränderungen
etwa im Bereich der Gewerbeordnung, aber auch wichtige Veränderungen bei der
Förderung von Neugründungen.
Meine Damen und Herren! Ich glaube daher, dass die
Bundesregierung letztlich auf einem richtigen Weg geht, auch wenn vorübergehend
die Steuerquote gestiegen ist. Ich meine, dass so viel Zeit sein sollte - Herr
Klubobmann Kabas hat bereits darauf hingewiesen und ein Beispiel dafür genannt
-, dass sich in dieser ernsten Situation alle politischen Parteien in Wien an
einen Tisch setzen und gemeinsam überlegen, welche Vorschläge die Wiener
Wirtschaft wirklich weiterbringen und welche Vorschläge letztlich Arbeitslosigkeit
in Wien verhindern.
Meine Damen und Herren von der SPÖ! Sie wollen das
nicht. Wir können das nur zur Kenntnis nehmen. Aber wir werden das aufzeigen
und dagegen argumentieren. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als
nächste Rednerin ist Frau GRin Frauenberger zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihr.
GRin Sandra Frauenberger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die SPÖ hat immer für eine
aktive Arbeitsmarktpolitik in diesem Land gekämpft und alle ihr zur Verfügung
stehenden Mittel eingesetzt, um Arbeitslosigkeit zu verhindern. Wir stehen für
die Sicherheit von Arbeitsplätzen in dieser Stadt und in diesem Land. Die
schwarz-blaue Regierung hingegen tut nichts, um die Wirtschaftskrise und die
hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Wenn hier von Seiten der ÖVP Ideenreichtum
und finanzpolitische Weitsicht eingefordert werden, dann kann ich nur sagen:
genau das ist es, was wir uns von dieser Bundesregierung erwarten würden, wovon
in der Arbeitsmarktpolitik aber leider keine Rede ist! (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenruf des GR Gerhard
Pfeiffer.)
Ich kann daher zu Beginn meiner Ausführungen nur
meine Verwunderung darüber ausdrücken, dass ausgerechnet Sie von der ÖVP einen
zusätzlichen Gemeinderat zum Thema "Steigende Arbeitslosigkeit in Wien -
Forderung nach einem Sofortmaßnahmenpaket der Wiener Stadtregierung"
verlangen. Aus meiner Sicht ist das ein ziemlich plumper Versuch, von den
Versäumnissen der Bundesregierung abzulenken. (Beifall bei der SPÖ. - GR Dr Matthias Tschirf: Also, Ihnen ist das
kein Anliegen, die Arbeitslosigkeit!) Das habe ich Ihnen schon zu Beginn gesagt,
dass wir dafür immer eingestanden sind und gekämpft haben.
Wie viel nun tatsächlich aus der Arbeitslosenversicherung
abgezweigt wird, zum Beispiel um das Nulldefizit zu erreichen, ist bei diesen
vielen widersprüchlichen
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