Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 56
Ich hoffe, dass das nicht wirklich ernst gemeint ist. Aber
Sie können jetzt sicher nicht davon reden, dass es in Österreich - und da sind
Sie allerdings Meister, im Er-finden von Schlagworten, von bösen Schlagworten,
die Sie dann unter die Bevölkerung bringen, ohne dass es einen realen
Hintergrund hat. Nur wenn man hier Vergleiche mit den USA anstellt, mit diesen
problematischen Situationen, die es dort auf einigen Gebieten gibt, dann darf
ich Sie wirklich auffordern, in Österreich nicht mehr von sozialem Kahlschlag
und von sozialer Kälte zu sprechen. Wenn man solche Vergleiche anstellt und
wenn man in Wien, wo Sie absolut regieren können, das mit den sozial Schwachen
macht, was Sie in den letzten Monaten gemacht haben und noch machen werden –
Einführung der Stromsteuer, die die sozial Schwachen besonders trifft (GR Christian Oxonitsch: Wer hat denn die
Stromsteuer eingeführt? Wer denn?), Kürzung der Wohnbauförderung, Kürzung
der privaten Kindergärten um 55 Millionen, Kürzung beim "Essen auf
Räder" um 6 Millionen und die noch ins Haus stehenden Tariferhöhungen,
wo gerade die sozial Schwachen hier am meisten zum Handkuss kommen - dann,
glaube ich, ist es wirklich mehr als verfehlt, wenn Sie solche Schlagworte von
sozialem Kahlschlag und sozialer Kälte jemandem anderen unterstellen, sondern
da fällt das, was Sie an Schlagworten predigen, jetzt wirklich ganz massiv auf
Sie selbst zurück! (Beifall bei der FPÖ.)
Ich möchte nur noch ein Wort zur ÖVP sagen, weil sie
heute diese so genannte Sondersitzung hier gefordert hat.
Wir können nur sagen, die Entwicklung, vor allem auf
dem Arbeitsmarkt, ist punkto Wirtschaftsstandort seit Jahren Besorgnis
erregend. Wir haben seit Jahren immer wieder darauf hingewiesen. Daher, wenn
Sie jetzt Sorge darüber haben, können wir Ihnen nur vorhalten, Sie waren
viereinhalb Jahre in dieser Regierung und haben viereinhalb Jahre all das, was
Sie jetzt vorgeben zu sehen und zu erkennen, nicht erkannt, nicht gesehen. Sie
haben überhaupt keine Initiativen in Richtung Verbesserung des
Wirtschaftsstandorts Wien gesetzt! (Beifall
bei der FPÖ.)
Ein Wort noch: Wenn - wie es die Sozialdemokraten
behaupten - immer nur die Bundesregierung an allem schuld ist, dann müssten
sozusagen gesamtösterreichisch generell alle Bundesländer diese angeblich so
ne-gativen Maßnahmen treffen. Das ist aber nicht so, sondern seit Jahren - das
kann man nachvollziehen und auch nachweisen - entwickelt sich Wien am schlechtesten.
Daher ist es auch aus dieser Logik heraus eine hausgemachte Entwicklung und
eine hausgemachte Ver-schlechterung.
Ich möchte Sie heute wirklich einladen - wir werden
auch eine Reihe von Vorschlägen machen -, das zu ver-suchen, was der Herr Vizebürgermeister
im Ansatz bei der Frage Generalverkehrsplan mit Druckmachen ge-meint hat. Es
wäre vielleicht gar nicht so schlecht gewesen, Herr Vizebürgermeister, wenn man
da die Opposition einbezogen hätte, wir uns gemeinsam ausgemacht hätten, welche
Schwerpunkte wir Wiener in der Ostregion haben wollen. Da sind wir, glaube ich,
überhaupt nicht auseinander, wir sehen das genauso wie Sie. Dann wären wir
gemeinsam - das wäre auch ein neuer Akzent bei den Verhandlungen mit der
Bundesregierung gewesen - hingegangen und hätten den Ernst der Situation auch
im Hinblick auf die kommende Osterweiterung mit dem Gewicht des gesamten
Gemeinderats deponiert, damit dann mehr von diesen berechtigten Forderungen
berücksichtigt worden wäre. (Beifall bei
der FPÖ.)
Versuchen wir das auch bei den positiven Maßnahmen
zur Bekämpfung des Konjunkturtiefs und zur Be-kämpfung der Arbeitslosigkeit!
Das ist ein Vorschlag, den ich jetzt mache und von dem ich glaube, dass er
positiv wäre, wenn Sie ihn akzeptieren und aufnehmen würden, auch die positiven
Anregungen und Überlegungen der Opposition mehr berücksichtigen würden, mehr
prüfen würden und nicht den Reflex anwenden. (GR Godwin Schuster: Das sagen gerade Sie!) Ich weiß schon, den
gibt es bei uns auch. Überall gibt es den Reflex, weil et-was von anderen
kommt, es nicht aufzunehmen.
Ich möchte kurz, weil Herr Kollege Driemer vorhin
diesen Zwischenruf gemacht hat, das Konjunkturpaket der Bundesregierung mit
einem Volumen von 12 Milliar-den S zusätzlich zur Belebung der
Wirtschaft erwähnen. (GR Johann Driemer:
Das ist doch nichts Neues!) Da, Herr Kollege Driemer, können Sie nicht
sagen, das ist nichts. So wird etwa der Rahmen für die Infrastruktur von
31 Milliarden S auf 38 Milliarden S angehoben. Der
EAP-Fonds wird zur Konjunkturbelebung seine Zinsen senken. Für die
Bauwirtschaft wird ein ganz spezielles Konjunkturpaket geschnürt. Es gibt eine
zusätzliche Hochbaumilliarde und auch die Bundesimmobiliengesellschaft wird
2 Milliarden S an Bundeshochbauin-vestitionen vorziehen. Sie wissen,
dass davon Gott sei Dank auch Wien profitieren wird. Es werden 50 Baudenkmäler
saniert werden. Das alles belebt natürlich die Bauwirtschaft.
Aber jetzt schauen wir uns an, was Sie demgegenüber
gemacht haben. Sie kürzen mitten in der Konjunkturflaute weiter die kommunalen
Investitionen. Ich sage "weiter", weil das geht schon seit Jahren so.
Im Budget 2002 hat die Stadt ihre Investitionen um 650 Millionen S
gekürzt. Dadurch sinken natürlich auch die gesamten Ausgaben für das Bau- und
das Baunebengewerbe, Herr Kollege Driemer, heuer um insgesamt
870 Millionen S. Daher kommt es jetzt durch den Abschwung zu einem
neuen Tiefstand.
Die Bundesregierung schafft auch zur Belebung der
privaten Hochbauinvestitionen steuerliche Anreize, und zwar befristet auf
dieses Jahr. Damit diese Initialzündung greift, wird eine vorzeitige
Abschreibung von 10 Prozent für heuer eingeführt. Auch das ist eine
positive Maßnahme. (GR Heinz Hufnagl: Was
nützen neue Baumaschinen, wenn es keine Aufträge gibt?)
Herr Kollege, Sie brauchen gar keine Zwischenrufe zu machen,
weil der Herr Kollege Driemer akzeptiert diesen Punkt als einen positiven!
Also, warum wollen Sie dagegen sein? - Ich verstehe das nicht! Aber so ist das,
wenn man die alten Reflexe hat, während der Kollege
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