Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 56
wohl kaum zugute kommen. 18,4 Milliarden S für
12 000 Bauarbeiter. Für 30 000 arbeitslose Frauen, Herr Stadtrat, der
jetzt, glaube ich, leider nicht mehr da ist, weil Frauenarbeitslosigkeit
irgendwie nicht sein Thema ist - (VBgm Dr
Sepp Rieder steht hinter den Bänken der letzten Reihe.) ah ja hier, da
hinten, schön -, für diese 30 000 arbeitslosen Frauen haben Sie läppische
39 Millionen S im WAFF-Budget übrig. Das ist eine Katastrophe, meine
Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Das zeigt Ihre Prioritätensetzung!
Es wundert mich ja sehr, dass die Frauenstadträtin
Brauner dem zugestimmt hat und dass es da keinen Aufschrei von den SPÖ-Frauen
gibt, die ich für sehr engagiert halte und die das auch sind.
Das Einzige, was es an Maßnahmen, an Ad-hoc-Maßnahmen
als Antwort auf die Rekordarbeitslosigkeit gibt und mit denen Sie sich rühmen,
mit denen sich StR Rieder rühmt und mit denen er eine Pressekonferenz mit dem
Bürgermeister gegeben hat, sind 18,4 Milliarden S Subvention für das
Baugewerbe. "Frauen am Bau", meine Damen und Herren, und ich richte
das jetzt in erster Linie an die Sozialdemokratie, obwohl diese Forderung ja
nicht nur originär von Ihnen kommt, sondern die ÖVP hat diese Forderung ja auch
gestellt und darum haben wir hier "Schwarz-rot, Frauen am Bau, eine
Initiative der ÖVP und der SPÖ" (Die
Rednerin zeigt auf einen Bauhelm, der am Rednerpult liegt.), aber
vielleicht habe ich Sie einfach nur falsch verstanden. Vielleicht erklären Sie
mir, wie Sie 30 000 arbeitslose Frauen in der Baubranche unterbringen
wollen! Da wäre ich sehr gespannt.
Aber vielleicht war es auch einfach ein Hörfehler vom
Herrn Stadtrat, der vielleicht, da seine SPÖ-Kolleginnen von
"Frauenpower" gesprochen haben, sich hier verhört hat und Frauenbower
mit weichem b verstanden hat und daraus "Frau am Bau" gemacht hat.
Vielleicht war es aber auch der Hörfehler, dass er bei unserem Antrag zum Gender
Mainstreaming, der im letzten Ausschuss Gott sei Dank die Mehrheit gefunden hat
- oder Göttin sei Dank, müsste man eigentlich sagen -, statt Gender
Mainstreaming "Gender Manstreaming" verstanden hat und meint, er
müsse jetzt offensive Männerpolitik machen, indem er das sofort umsetzt, was
wir fordern. Nein, Herr Stadtrat, so war es sicher nicht.
Es kann aber auch einfach sein, dass Ihnen die
30 000 Frauen, die in Wien arbeitslos sind, einfach Wurscht sind, weil
viel habe ich heute von Ihnen dazu nicht gehört. Uns, meine Damen und Herren
von der Sozialdemokratie, sind die 30 000 arbeitslosen Frauen in Wien
nicht Wurscht!
Deshalb stellen wir heute einen Beschlussantrag auf
ein "frauenpolitisches Aktionsprogramm für den Arbeitsmarkt zur Bekämpfung
der Frauenarbeitslosigkeit" mit folgendem Wortlaut zur sofortigen
Abstimmung:
"Die Stadt Wien möge ein Sofortmaßnahmenprogramm
zur Bekämpfung der Frauenarbeitslosigkeit erarbeiten. Insbesonders sind Maßnahmen
zur Förderung des beruflichen Wiedereinstiegs und zur Vereinbarkeit von Beruf
und Betreuungstätigkeiten auszuweiten.
Des Weiteren möge die Stadt Wien jene arbeitsmarktpolitischen
Programme verstärken, die auf Weiter- und Höherqualifizierung von Beschäftigten
abzielen, insbesondere im Niedriglohnbereich und für so genannte a-typische
Beschäftigungen.
Dieses zu erarbeitende Sofortmaßnahmenprogramm ist
innerhalb von zwei Monaten dem GRA für Integration, Frauenfragen,
Konsumentenschutz und Personal und dem GRA für Finanzen, Wirtschaftspolitik und
Wiener Stadtwerke vorzulegen." (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Denn wo sind sie denn, vielleicht erklären Sie es uns
heute, wo sie sind, Ihre Wiedereinstiegshilfen für die Frauen nach der Karenz,
um die negativen Effekte des Kindergeldes aufzufangen? - Und ich spreche nicht
von den bisherigen Maßnahmen, die ich schon kenne, denn das brauchen Sie mir
nicht wieder alles erzählen, was wir im WAFF schon diskutiert haben. Ich meine
die neuen Maßnahmen. Ich meine die Maßnahmen als Reaktion auf die
Arbeitslosigkeit. Das will ich heute von Ihnen hören!
Wo sind sie denn, Ihre Qualifikationsprogramme im
Niedriglohnbereich? Wo sind sie denn, die Umstiegshilfen für a-typisch
Beschäftigte, von denen Sie schon sehr lange reden, aber die es noch nicht
gibt? Wo ist denn die Ausweitung der Mittel für die betroffenen Arbeitnehmer
und Arbeitnehmerinnen und nicht nur die Ausweitung der Mittel für die
Wirtschaft? Wo ist denn das? - Ich würde das gerne von Ihnen heute hören! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Noch ein Allerletztes, weil es heute gut als Abschluss
passt: Ich bin sehr enttäuscht, Herr StR Rieder, dass Sie unserem Antrag zu
einem grenzüberschreitenden Territorialen Beschäftigungspakt mit unseren Nachbarländern
und Nachbarstädten mit der Begründung, Sie würden Beschäftigungspakte für kein
geeignetes Instrument der Beschäftigungspolitik und der Wirtschaftspolitik
halten, nicht nachgekommen sind. Ich finde das sehr schade. Es wäre ein ganz,
ganz wesentliches außenpolitisches Signal in Zeiten des Kriegs der Worte, in
Zeiten, wo die österreichische Bundesregierung ein desaströses Bild ihrer
Außenpolitik abgibt und Österreich als der größte Blockierer der Erweiterung
der Europäischen Union gilt, gewesen, gerade in der Beschäftigungspolitik gerade
in jenen Bereichen, die sehr sensibel für die Menschen in diesem Land,
insbesondere in dieser Stadt sind, hier ein Zeichen der Zusammenarbeit mit den
Nachbarländern zu setzen. Wir sind sehr enttäuscht und wir werden diese Idee
natürlich nicht aufgeben, vor allem weil sie in den Nachbarstädten eigentlich
sehr positiv aufgenommen wurde und man sich dort schon fragt, warum da jetzt
keine Initiative aus Wien kommt. Das wird mit großer Bestürzung aufgenommen.
Deshalb möchte ich Sie bitten, diese Entscheidung
noch einmal zu überdenken und hier wirklich innovativ und grenzüberschreitend
Beschäftigungspakte mit unseren Nachbarn zu schließen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke der Kollegin Vana. - Wir kommen nun zur
Wortmeldung des Herrn GR DDr Görg. Ich erteile ihm das Wort.
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