Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 113 von 138
Wagner: Was hat das alles mit der Wehrmachtsausstellung zu
tun?), was dort mit
Steuergeldern aus Vorarlberg gefördert wird und was nicht. (Beifall bei der ÖVP. - GR Günter Kenesei: Na, geh!)
Sie haben zwei
Positionen gehört. Der Vergleich macht Sie sicher! (Beifall bei der ÖVP. - GR Günter Kenesei: Ha ha!)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Hatzl gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Johann Hatzl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Hoher Gemeinderat!
Meine
Wortmeldung hat sich eigentlich auf die Wortmeldung von GR STEFAN bezogen. Ich
möchte aber jetzt noch einen kleinen Nachtrag für meinen Vorredner bringen.
Wenn ich davon
ausgehe, dass ein Prinzip schlecht ist, dann muss es unabhängig davon sein, wie
groß Städte oder Gemeinden sind. (GR Dr
Wilfried Serles: Das Hatzl-Prinzip!) Nachdem ich relativ regelmäßig zwei
Berliner Zeitungen lese, habe ich festgestellt, dass es, bevor jetzt in Berlin
möglicherweise die Entscheidung für SPD/PDS fällt, eine Reihe von Gemeinden und
Städten gibt, wo es eine Koalition CDU/PDS gibt. (GR Günter Kenesei: Hört, hört!) Bitte nachzulesen, sogar bei einer
Landratswahl. Wenn dieses Prinzip für den einen Bereich als schlecht gilt, dann
ist es schwierig, für die kleineren Gemeinden oder Städte dieses Prinzip nicht
zu halten. (GR Georg Fuchs: Wo gibt es
eine Koalition? Wo?) Sie brauchen nur bei Ihren Parteifreunden in Thüringen
und in Brandenburg nachzufragen (GR Heinz
Christian Strache: Das sind aber keine Koalitionen!) und Sie werden es
wissen. (GR Kurth-Bodo Blind: Das schreit
nach einer tatsächlichen Berichtigung!)
Zweiter Punkt,
als Bemerkung: Man muss vorsichtig mit der SED und den Nachfolgeparteien umgehen.
Wenn man sagt, das ist so schrecklich, dann will es, wenn man es so kritisiert,
nicht ganz in meinen Kopf hinein, wieso es für die CDU beim Mauerfall kein Problem
bedeutet hat, die Ost-CDU mit dem gesamten Geld und Vermögen aufzusaugen, ohne
dass man die Personen getauscht hat. (Beifall
bei der SPÖ und bei den GRÜNEN. - GR Dr Matthias Tschirf: Dieser Vergleich ist
unglaublich!)
Das ist dann
eigentlich auch eine Frage, die man in der Richtung dokumentieren kann. (GR Gerhard Pfeiffer: Sie können doch nicht
die Ost-CDU mit der PDS vergleichen!)
Das Dritte:
Wenn alles schon so fürchterlich ist, dann hätte ich gerne vom Kollegen Salcher
die Erklärung, warum sich beim letzten Wahlkampf in Berlin der regierende
Bürgermeister in seiner tiefen Abneigung gegenüber der SED einen der verantwortlichsten
SED-Funktionäre des Zentralkomitees als Wahlmanager und Berater in seine
Mannschaft geholt hat. (GR Heinz
Christian Strache: Weil er sich losgelöst hat!) Das verstehe ich überhaupt
nicht! Dann kann ich nur davon ausgehen, dass er offensichtlich von deren
Methoden lernen wollte, wie man Wahlen gewinnt! Das ist nur in die Hose
gegangen, richtigerweise und Gott sei Dank! Das ist nur eine Bemerkung zu dem,
dass man das auch in diesem Zusammenhang sehen kann. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich sage
ganz offen, ich bin eigentlich von der ÖVP erschüttert, durch die Ablehnung zum
Antrag der GRÜNEN, betreffend die Wehrmachtsausstellung. Bei den Freiheitlichen
kann ich nur sagen, es ist offensichtlich eine konsequente Linie. Ich hoffe,
dass das noch nicht das letzte Wort war, was heute der GR STEFAN in diesem
Zusammenhang ausgesprochen hat.
Aber zuerst
noch, warum ich es bei der ÖVP als so schrecklich empfinde: Für mich ist das
Schrecklichste die Begründung gegen eine Ausstellung indirekt mit anderen
Gräuelbereichen von anderen politischen Richtungen. Ich gehe davon aus, dass
man korrekterweise diese Dinge trennen sollte. Ich halte es ehrlich gesagt für
unzumutbar, indirekt zu argumentieren, man ist gegen die Dokumentation der Verbrechen
des Faschismus, weil nicht gleichzeitig im Antrag vorkommt, auch über die
Verbrechen des Kommunismus Dokumente zu bringen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Meine Damen
und Herren, das ist eine schlechte politische Haltung, eine schlechte
politische Argumentation! Wir sollten das nicht durcheinander bringen! (GR Gerhard Pfeiffer: Wieso nicht?)
Ich spreche
noch etwas anderes an, warum ich so überzeugt für diese Ausstellung bin, selbst
wenn es unter Umständen zu heftigen kritischen Diskussionen führt, dass sie
gezeigt wird. Wir haben eine Situation, dass im Regelfall die heute 65-Jährigen
in dieser Stadt die Zeit des Faschismus nicht bewusst erlebt haben. Es ist
daher von uns allen das Gebot der Stunde, wenn man sich die Weltgeschichte
anschaut, wenn man sich bestimmte Strukturen von Kleinstgruppen
rechtsnationaler Art, nicht nur in Österreich, sondern auch international,
anschaut, wenn man sich anschaut, was es an Menschenhatz und an Menschenverfolgung
gibt, dass man für jene Generationen, die das nicht bewusst erlebt haben, was Faschismus
bedeuten kann, welche Opfer er bringt und welche Verbrechen und Gräueltaten
damit verbunden sind, rechtzeitig und umfassend dokumentieren soll. (Beifall bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.)
Meine Damen
und Herren! Wer sich in der ÖVP - ich rede jetzt den Herrn StR Marboe, aber
auch alle anderen, an - dazu bekennt, dass er sagt, ich lasse das lieber
liegen, vielleicht findet sich irgendwo ein Direktor eines Museums, der das
dann dokumentiert, der handelt fahrlässig gegenüber der jetzigen und gegenüber
der kommenden Generation! (Beifall bei
der SPÖ und bei den GRÜNEN.)
Das will ich Ihnen
noch zur Überlegung geben, in diesem Bereich darüber nachzudenken: Man löst
kein Problem durch Verschweigen, sondern durch offene Diskussion. Herr StR
Herzog, wenn eine Ausstellung
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