Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 114 von 138
kommt und sie unter
Umständen wieder historisch falsch ist, dann diskutieren wir darüber. Das ist
dann besser, als wir verweigern und zensurieren, bevor wir sie gesehen haben! (Beifall bei der SPÖ und bei den GRÜNEN. -
StR Johann Herzog: Nein! Das ist nicht so!)
Jetzt, meine
Damen und Herren, auch noch einige persönliche Worte in Richtung FPÖ: Ich sage
Ihnen ganz offen, warum mich das erschüttert, was GR STEFAN gesagt hat.
Wahrscheinlich wird es immer Ausstellungen geben, die nicht korrekt sind. Bei
historischen ist es sicher unangenehm. Aber die öffentliche - ich wiederhole es
-, die öffentliche Diskussion hilft mit, Korrektes von Unkorrektem zu unterscheiden.
(StR Johann Herzog: Das Ziel einer Ausstellung
muss von Haus aus die Wahrheit sein!)
Was mich so
trifft, ist - ich will das sehr persönlich sagen -, bei dieser Wehrmachtsausstellung
geht es um keine Verunglimpfung Österreichs. (StR Johann Herzog: Eine ganze Generation war davon betroffen! In
Deutschland und in Österreich!) Es ist eine Dokumentation über die deutsche
Wehrmacht. Ich bin davon überzeugt, die Österreicher, die in der deutschen
Wehrmacht Dienst gemacht haben, waren wahrscheinlich in großem Maße zutiefst
unzufrieden und gezwungen, für etwas, das nicht ihr Vaterland war, das nicht
ihre Heimat war, Krieg zu führen. Sie waren missbraucht. Sicher hat es auch
eine kleine Gruppe gegeben, die mit Begeisterung mitgetan hat, die das damals
als ihre Heimat empfunden hat. (StR
Johann Herzog: Renner!) Sie wollen es nicht verstehen! (StR Johann Herzog: Nein!)
Ich sage
Ihnen, ich hätte den Eindruck, dass es für einen österreichischen Patrioten
kein Problem geben kann, einzelne, manche, viele verschiedene Gräueltaten einer
fremden Wehrmacht, die noch dazu Österreich von der Landkarte ausgelöscht und
Zigtausende Österreicher hingerichtet hat, ganz einfach zu dokumentieren, aufzuzeigen
und Gespräche darüber zu führen. (GR Dr
Wilfried Serles: Wir können Ihnen nicht mehr zuhören! Dauernd kommt die alte
Leier!) Meine Damen und Herren, ich sage es nochmals, eine Partei, die
immer wieder in den Verdacht kommt, dass man über solche Dinge nicht reden
soll, weil es vielleicht ein Stück ihrer eigenen Parteigeschichte sein kann und
die sich - ich unterstelle Ihnen das jetzt - möglicherweise mit Recht wehrt, in
diese Stufe eingeordnet zu sein (StR
Johann Herzog: Was haben Sie angesprochen? Die Verquickung der Sozialdemokratie?),
die muss ganz besonders aufpassen, wenn diese Ausstellung in Deutschland
stattfindet und die deutschen Nazis dagegen demonstrieren, denn wenn ich Verantwortlicher
in der Wiener FPÖ bin, habe ich ein Interesse daran, dass diese Ausstellung
herkommt, weil ich mit den Nazis in Deutschland nicht verbunden und vermittelt
werden möchte! Das, meine Damen und Herren, wäre etwas zum Nachdenken für Sie! (Beifall bei der SPÖ und des GR Mag Rüdiger
Maresch.)
Sie hätten als
Österreicher keine Probleme, dass diese Ausstellung Österreichern gezeigt wird,
wenn Sie bei Ihrer Haltung bleiben. (GR
Dr Wilfried Serles: Wollen Sie auch irgendetwas Wichtiges sagen?) Bei der
ÖVP bedauere ich das auch, wenn man bei dieser Haltung bleibt. Dann muss man
sich ganz einfach gefallen lassen, ob nicht mehr dahinter steckt, als nur das
zuvor in der Diskussion Vorgeschobene. (Beifall
bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner hat sich Herr GR Dr Salcher gemeldet. Herr Dr Salcher, Sie
haben noch 7 Minuten Restzeit. - Bitte.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Die brauche ich nicht.
Frau
Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter
Herr GR Hatzl!
Damit es hier
zwischen ÖVP und SPÖ nicht auf Grund der Lautstärke zu Differenzen kommt, die
überhaupt nicht vorhanden sind: Wir machen Ihnen keinen Vorwurf, wenn Sie heute
diesen Antrag unterstützen und Sie sollten uns keinen Vorwurf machen, wenn wir
berechtigte Zweifel haben, weil das kann es ja nicht sein, das kann doch nicht
das Kriterium sein!
Die SPÖ und
die ÖVP - das wissen Sie - haben in der letzten Periode diese Ausstellung nicht
nach Wien kommen lassen. (GR Godwin
Schuster: Nicht diese! - GR Johann Hatzl: Das war eine andere!) Eine
andere, ja. Zu einem Zeitpunkt, als wir damals, nachdem sie schon ein, zwei
Jahre lang unterwegs war, gewusst haben, dass es berechtigte Zweifel gibt. Der
Herr Bürgermeister hat damals auch mitentschieden, das zu tun.
Jetzt geben
wir alle in dem Raum zu, dass keiner von uns die neue Ausstellung kennt. Daher
haben Sie vielleicht mehr Vertrauen, wir haben vielleicht ein bisschen weniger
Vertrauen, aber wir haben vor allem das Vertrauen, dass nicht dieser Kreis das
entscheiden sollte, sondern dass die Verantwortlichen - dafür gibt es genug -,
zum Beispiel das Museum der Stadt Wien, diese Entscheidung treffen sollte. Ich
verstehe ehrlich gesagt Ihren Vorwurf nicht - den halte ich auch nicht für
redlich -, zu sagen, alle, die heute einer Ausstellung zustimmen, die sie auch
nicht kennen, sind quasi die Guten und alle, die dieser Ausstellung, die sie
ebenfalls nicht kennen, nicht zustimmen, sind die Schlechten! Das kann ich so
nicht akzeptieren! (Beifall bei der ÖVP.
- GR Johann Hatzl: So ist es aber!)
Damit auch in der
anderen Causa nichts hängen bleibt: Die DDR war eine schlimme Diktatur, wie wir
alle wissen. Es ist klar, dass, wenn eine schlimme Diktatur fällt - genauso wie
der Nationalsozialismus anno 1945 -, die dann entstehenden demokratischen
Parteien, Menschen, die entweder öffentlich bekennen, etwas falsch gemacht zu
haben, oder Menschen, die dann eine andere Überzeugung haben, aufnehmen. Das
war in Österreich so, das war klarerweise auch in der DDR so. Daher ist es ganz
natürlich, dass es dann solche Funktionäre gibt. In der DDR hat es quasi keine
anderen Funktionsträger gegeben, als die in den so
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