Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 97 von 138
die
Grundvoraussetzung dafür, warum diese zweite Sondervereinbarung vorliegt. Ich
halte es auch inhaltlich für sehr, sehr wichtig, dass man sagt, all die Gruppen
des Schulschwimmens, des Kinderschwimmens, der älteren Damen und Herren, die
aus gesundheitlichen Gründen in der Früh ihre Runden drehen, sollen nicht den
erhöhten Tarif, sondern nur 50 S Eintrittspreis zahlen, weil sie eben oben
in dem Sportbecken auf den extra freigehaltenen Bahnen dann auch genau das
machen, nämlich ihre 5, 10, 20 - je sportlicher, desto besser - Runden drehen.
Und da ist es, denke ich mir, durchaus legitim, dass dieser Tarif eingesetzt
wird.
Ich möchte nur
eines noch bemerken zur Wortmeldung des Herrn Gerstl. Ich kann mich an eine
Aussendung von damals erinnern, wo Sie zum Penzinger Bad meinten,
Privatisierung ist der richtige Schritt. Und heute stellen Sie sich hier heraus
und reden von sozialer Verantwortung. Sie haben das damals so sehr zelebriert
und ich zitiere jetzt aus Ihrer APA-Aussendung, die damals im Mai 1998
erschienen ist: "Privatisierungen sind so sinnvoll, das hat nun auch der
sozialistische Stadtrat erkannt" und so weiter, "sagt Gerstl und
hofft, dass das weiterhin Schule macht. Als nächsten Schritt könne man sich
unter anderem, so Gerstl, die Privatisierung der öffentlichen WC-Anlagen
vorstellen." (GR Heinz Hufnagl: Muss
man dann für "groß" aufzahlen?) Das frage ich mich auch.
Als nächsten
Schritt, um beim Wassersport zu bleiben, verlese ich dann, dass StRin Rothauer
gemeinsam mit Klubobmann Tschirf die Privatisierung des Schiliftes auf der
Hohen-Wand-Wiese fordert. Ich möchte extrem davor warnen, denn wenn wir diesen
Schritt zum Beispiel auch gehen würden, dann würden wir eine ähnliche Debatte,
wie wir sie heute über soziale Verträglichkeit und Sondervereinbarungen führen,
auch zu führen haben. Das möchte ich genau aus meiner sozialen Verantwortung
heraus vermeiden.
In diesem
Sinne möchte ich nur noch eines sagen: Ich halte es für ein bisschen
doppelzüngig, einerseits von sozialer Verantwortung zu reden, andererseits
alles privatisieren zu wollen. Sich einerseits im Wahlkampf auf einem Schilift
im Schioutfit abbilden zu lassen und dann wenige Monate später als Landespartei
die Privatisierung zu fordern, das ist doppelzüngig. Das werden die Leute
allerdings durchschauen und sie haben es auch am 25. März durchschaut.
In diesem
Sinne, denke ich mir, ist es, dem einstimmigen Beschluss des Wiener Gemeinderats
von 1999 folgend, auf jeden Fall richtig, dass man dieser zweiten
Sondervereinbarung bezüglich des Penzinger Bades heute zustimmt. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Wir
haben eine tatsächliche Berichtigung vom Herrn GR Mag Gerstl. - Bitte. (GR Harry Kopietz: Jetzt zieht er den
Absetzungsantrag zurück!)
GR Mag
Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Kollege Schieder, leider muss ich Sie korrigieren. (GR Andreas Schieder: Das werden wir aushalten!) Die Privatisierung
hat nichts mit dem konkreten Akt zu tun. Hier wollen Sie eine soziale
Verpflichtung erfüllen und die erfüllen Sie unserer Meinung nicht, indem Sie
eben nur Schwimmer begünstigen und nicht die sozial bedürftigen Gruppen. -
Punkt eins.
Punkt zwei:
Die Privatisierung der öffentlichen WC hat mit diesem Akt nichts zu tun, aber
Sie könnten sich allein damit 50 Millionen S ersparen, und das wollen
Sie auch nicht. (Ironische Heiterkeit bei
der SPÖ.)
Dritter Punkt:
Die Privatisierung des Schiliftes Hohe Wand wurde von mir weder erwähnt noch
gefordert noch schriftlich irgendwo verlangt. Distanzieren Sie sich! Ich habe
das nie in meinem Leben gesagt. (GR
Andreas Schieder: Das habe ich auch nicht behauptet!)
Frau StRin
Rothauer hat Sie darauf hingewiesen (GR
Christian Oxonitsch: Das hat er ja gesagt!), dass der Hohe-Wand-Lift einen
Deckungsgrad von nur 10 Prozent aufweist, dass man äußerst schlecht wirtschaftet
und dass es zwei Möglichkeiten gibt: Entweder Sie bieten es den Bürgerinnen und
Bürgern gleich gratis an - das wäre fünfmal gescheiter, als 10 Prozent
dafür in die Stadtkassa einzunehmen - oder Sie lassen private Investoren zu.
Dabei erinnere
ich Sie daran, dass ich, wie ich noch in der Penzinger Bezirksvertretung
gesessen bin, dort einen Antrag eingebracht habe, dass die Schipiste Hohe Wand
erweitert werden soll. Was ist geschehen? - Es ist abgelehnt worden. Die
Attraktionen für die Hohe-Wand-Wiese sind abgelehnt worden. Diese Woche ist
wieder eröffnet worden und es ist noch immer ein alter Lift. Machen Sie mehr
Attraktionen und bringen Sie nicht die ganze Zeit den Schnee in die Innenstadt,
indem Sie ihn von Tirol oder aus der Steiermark um teures Geld herankarren,
sondern nützen Sie den Schilift auf der Hohen-Wand-Wiese und machen Sie etwas
daraus! (Jawohl- und BravoRufe sowie
Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Somit
ist niemand mehr zum Wort gemeldet. Je früher wir fertig sind, desto früher
kommen Sie ins Erlebnisbad. (Allgemeine
Heiterkeit.) Die Debatte ist somit geschlossen.
Der Herr
Berichterstatter ... (GR Dr Matthias
Tschirf: Das ist zu teuer! Nur im August in der Halle! Oder der Herr
Vorsitzende lädt uns alle ein!) Ich würde ersuchen, die Frage des
Vorsitzenden zu Privatisierungsanträgen der ÖVP hier nicht zu provozieren.
Wir kommen
nun, nachdem der Herr Berichterstatter auf sein Schlusswort verzichtet hat, zur
Abstimmung.
Ich lasse
gemäß § 17 Abs. 6 der Geschäftsordnung den Antrag des Herrn GR Mag
Gerstl abstimmen, der schon ausführlich erläutert ist.
Wer diesem Antrag
beitreten will, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich darf
festhalten,
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