Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 96 von 138
wissen über die Zustände in diesem
Bad. Wir wissen, wie so genannte Nurschwimmer schikaniert werden, wir wissen,
dass es beim Bad selbst tatsächlich keinen leicht sichtbaren Hinweis auf die Nurschwimmerkarte
gegeben hat, und wir wissen, dass Sie zweieinhalb Jahre später kommen, um an
den Pächter tatsächlich Geld auszuschütten.
Und da
verlangen Sie von uns die Zustimmung zu diesem Aktenstück! Sie verlangen sie
insofern, weil Sie genau wissen, dass es für Grüne
in dieser Situation nicht möglich ist, dagegen zu stimmen, dass gerade sozial bedürftige
Menschen die Möglichkeit haben, das Bad kostengünstig zu nutzen. Aber schaffen
Sie doch bitte auch die Voraussetzungen, dass diese Menschen dann nicht im Bad
diskriminiert werden. Machen Sie das doch bitte!
Wir
unterstützen daher den Antrag des Kollegen Gerstl auf Absetzung und würden uns,
um eine Möglichkeit für die Nachverhandlung zu haben, sehr, sehr wünschen, dass
auch Sie zustimmen, diesen Punkt von der Tagesordnung abzusetzen. - Danke sehr.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster ist Herr GR Blind zum Wort gemeldet. (GR Harry Kopietz: Kein Schwimmer!)
GR Kurth-Bodo Blind (Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Herr Vorsitzender!
Als Penzinger
Mandatar kenne ich die Situation beim Penzinger Bad sehr genau. Ich habe damals
schon StR Hatzl gesagt, dass das, was hier gebaut wird, keinesfalls ein Ersatz
für das abgerissene Baumgartner Bad darstellen wird. Es haben sich unsere
Voraussagen leider bewahrheitet. Die Schwimmerkarte gibt es nicht. Das ist eine
Fantasie der Sozialisten.
Diese
Schwimmerkarte - ich habe es selber diesen Sommer probiert, eine Schwimmerkarte
zu erwerben - war natürlich nicht ausgepreist, selbstverständlich war sie eine
Geheimkarte. Wer es wusste, hat sie vielleicht erwerben können. Aber die
Frechheit dabei ist, mitten im Hochsommer eine Schwimmerkarte herzugeben, und
diese Schwimmerkarte gilt mitten im August nur für die Halle! Was soll denn das
sein? Welcher normale Mensch geht in ein Bad, wenn es August ist, es brennt die
Sonne herunter, und man kriegt die Schwimmerkarte für 50 S für die Halle,
man darf nicht aus der Halle hinaus? - Das ist ja - ich möchte mir die
Schimpfworte ersparen -, aber das ist einfach sozialistisch. (Beifall bei der FPÖ. - Lebhafte
Zwischenrufe.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Liegt
noch eine Wortmeldung vor? - Herr GR Schieder, bitte. (GR Günter Kenesei: Jetzt kommt der Retourschwimmer! - GR Harry
Kopietz: Er hat keine Schwimmflügerl! - Lebhafte Heiterkeit. - GR Harry
Kopietz: Kollege Blind, sind Sie Freischwimmer? - Ruf: Er ist nur Fahrtenschwimmer!
Freiheitlicher Schwimmer! - Neuerliche Heiterkeit.)
GR Andreas Schieder (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Ich denke mir,
die Geschichte des Penzinger Bades und des Schwimmens ist inzwischen auch schon
eine stadtbekannte und lange. Doch obwohl stadtbekannt und lang muss man sie
anscheinend immer wieder wiederholen, weil sie irgendwie durch die Brille der
Zeit manchmal nicht ganz richtig gesehen wird, wie zum Beispiel die Frage der
ersten Sondervereinbarung. Da darf ich schon sagen, die ist am 28. Juni
1999 hier im Gemeinderat als Post 54 oder 56 beschlossen worden. Das ist
auch dem Akt beigelegen und war einfach nachzulesen. Dahin gehend wissen wir
auch und kann man aus dem Akt sehr gut erfahren, wie die Geschichte ist.
Die Sache ist
so, dass man sich, nachdem quasi dieses Grundstück anscheinend auch etwas
unglücklich belastet ist - das Bad ist abgebrannt; es hat dann bei der
Errichtung Verzögerungen gegeben -, als Stadt Wien entschlossen hat, das Bad
privat zu verpachten, einem privaten Pächter zu überantworten, in dem Glauben
und auch in der Einschätzung, dass ein privater Pächter all die Faktoren, die
hinsichtlich des Spaßes und der optimalen Nutzung eines Erlebnisbades
erforderlich sind, besser erfüllen kann.
Zusätzlich zu
diesem Bedürfnis eines Erlebnisbades, wo man sich spielerisch betätigen kann,
gibt es allerdings in einem Bezirk natürlich auch andere Bedürfnisse: das
Schulschwimmen, das Schwimmen lernen, das sind die meist älteren Damen und
Herren, die in der Früh ihre Runden drehen wollen, zur Ertüchtigung, zur Stärkung
des Kreuzes und so weiter. Das war die Problemlage, die lange Zeit in dem Bad bestanden
hat, und daher kam es sowohl zum ersten Sondervertrag als auch zum Beschluss im
Gemeinderat damals, der übrigens einstimmig hier im Hause gefällt worden ist,
dass genau für diese Zielgruppe in Zukunft der gleiche Tarif wie bei den
städtischen Bädern anzubieten ist.
Ich denke,
dass es, wenn dieses Haus etwas einstimmig beschließt - auch wenn es nur mit
Mehrheit ist, aber wenn es einstimmig ist, besonders -, dann natürlich auch
Verpflichtung ist, diesen Beschluss umzusetzen. Dass die Verpflichtung, einen
Beschluss umzusetzen, zunächst einmal nur für die Stadtverwaltung gilt und
nicht für einen privaten Betreiber, macht es natürlich manchmal notwendig, dass
Verhandlungen hart, langwierig und zäh erfolgen und man dafür auch die
notwendige Zeit braucht, was ja nicht an dem Verhandlungswillen der Stadt
gelegen ist - die MA 44 hat ja mit denen sehr oft und auch sehr hart verhandelt
-, sondern mitunter auch am privaten Betreiber und an seiner nicht ganz so
gestalteten Flexibilität. Denn das ist der Irrglaube Nummer eins, dass private
Betreiber immer extrem flexibel, freundlich und entgegenkommend sind. Das sind
oft die Privaten eben auch nicht.
Ein einstimmiger
Beschluss dieses Hauses, dem ein Resolutionsantrag zu Grunde gelegen ist, ist
einmal
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