Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 138
gefragt hat, wo ich
denn gewesen wäre damals als Planungsstadtrat, wie dieses Thema hochgekommen
ist. Ich habe jetzt auch vom Kollegen Schuster her Kritik gespürt, der gemeint
hat, Kollege Marboe hat dies sehr vernünftig gemacht. Die Schlussfolgerung
daraus das heißt: Der Herr Görg, der eine Pressekonferenz gemacht hat (GR Godwin Schuster: Es war so!), hat
das weniger vernünftig gemacht. Ich möchte ganz sine ira et studio - der Werner
Amon ist nicht im Raum, daher kann ich "sine ira et studio" sagen (Heiterkeit.) -, also ganz ohne
Aufregung, einmal ein paar Fakten festhalten und zur Klärung beitragen.
Aus meiner
Erinnerung heraus - ich kann mich an das Datum nicht mehr genau erinnern, aber
es muss irgendwann im Jahr 1998 gewesen sein - kamen Vertreter der
Kultusgemeinde und der Hakoah zu mir in meiner Eigenschaft als
Planungsstadtrat, um mir ein Projekt Hakoah Augarten vorzulegen. Sie sind ziemlich
gleichzeitig - das ist auch das gute Recht der Kultusgemeinde und vor allem der
Hakoah - zum Herrn Bürgermeister gegangen und hatten das Projekt dem Herrn
Bürgermeister vorgestellt. Ich habe daraufhin mit dem Bürgermeister gesprochen
und wir haben vereinbart, dass wir durch die Planungsabteilung unter der
Führung von Kollegen Klotz eine Arbeitsgruppe einrichten, wo mehrere Standorte,
unter anderem auch der Standort Augarten, untersucht werden. Herr Mag Müller
ist vom Bürgermeister als Verbindungsmann des Bürgermeisterbüros zum Kollegen
Klotz genannt worden.
Wir haben auch
mehrere Standorte untersucht, wobei ich sage, die Untersuchung war insofern
wahnsinnig problematisch, weil die Kultusgemeinde und die Hakoah, aber in
erster Linie die Kultusgemeinde, bei jedem anderen Standort als beim Augarten
völlig unkooperativ gewesen sind. Es war immer die Botschaft da: Ihr braucht
gar nichts anderes zu untersuchen. Wir wollen einfach nur den Standort Augarten.
Wobei es unterschiedlich war. Die Hakoah war etwas flexibler in der
Argumentation als die Kultusgemeinde. Wenn ich Kultusgemeinde sage, so war es
im Wesentlichen Präsident Muzicant, der immer wieder apodiktisch festgestellt
hat: Es kommt nur der Augarten in Frage.
Ich habe dann,
nachdem ich einen Lokalaugenschein gemacht habe - ich habe mir das mit dem Kollegen
Klotz vor Ort angesehen -, die Entscheidung getroffen: Als Planungsstadtrat kann
ich den Standort Augarten nicht gutheißen und habe der Kultusgemeinde und
Hakoah mitgeteilt, dass für mich der Standort Augarten nicht in Frage kommt,
dass ich aber bereit bin, gemeinsam mit der Kultusgemeinde alle anderen
möglichen Standorte zu studieren und mir auch Vorschläge von Seiten der
Kultusgemeinde und von Hakoah machen zu lassen.
Ergebnis war,
dass die Kultusgemeinde gesagt hat: Herr Dr Görg, wenn wir von Ihnen den
Augarten nicht kriegen, es gibt schon noch jemanden in dieser Stadt, von dem wir
den Augarten kriegen werden. Ich bin daraufhin zum Bürgermeister gegangen und
habe ihm, ohne jetzt im Einzelnen darüber zu berichten, gesagt: Herr Bürgermeister,
ich kann Ihnen nur sagen, ich als Planungsstadtrat kann den Standort Augarten
nicht gutheißen. Der Bürgermeister hat es zur Kenntnis genommen. Er hat nicht
gesagt, ich bin mit Ihnen. Ich sage nur, wie es war, ich versuche wirklich, wahrheitsgemäß
zu berichten. Er hat meinen Standpunkt zur Kenntnis genommen. Das war ungefähr
Sommer, Herbst 1999, nachdem wir ein Jahr lang mit der Kultusgemeinde und
Hakoah herumdiskutiert haben und Muzicant mir gesagt hatte: Sie werden schon
noch sehen, mit Ihnen rede ich nicht mehr, wenn Sie den Augarten nicht
hergeben, dann bin ich nicht mehr bereit, in Zukunft das Thema mit dem
Planungsstadtrat zu diskutieren. - So viel einmal zu meiner Einbindung in das
Thema und zu meinem Versuch, eine Lösung zu finden.
Lieber Herr
Kollege Schuster, auch wenn Sie jetzt so angedeutet haben, es war gar nicht als
Kritik gemeint, dass ich eine Pressekonferenz zu dem Thema gemacht habe (GR Godwin Schuster: Das habe ich sehr wohl
kritisiert!) - das ist ganz okay, ich habe gar kein Problem damit -, sage
ich Ihnen ganz klipp und klar eines: Die ersten Meldungen zum Thema Standort
Augarten kamen überhaupt nicht von mir. Die kamen zum Teil aus dem Bezirk, die
kamen von den GRÜNEN - da habe ich mich noch gar nicht zu Wort gemeldet gehabt
-, die kamen vom Bürgermeister, der irgendwann einmal gesagt hat, die Chance
sei 60 zu 40 oder 40 zu 60. Aber eines geht ganz sicher
nicht, Herr Kollege Schuster, auch wenn Sie jetzt die absolute Mehrheit haben:
Die Entscheidung über diesen Standort trifft nicht allein der Bürgermeister.
Ich bin nach
wie vor daran interessiert - das ist der Grund, warum ich zugestimmt habe, dass
heute keine sofortige Abstimmung bei unserem Antrag erfolgt -, dass es zu einer
Vier-Parteien-Einigung kommt. Ich bin nicht der Typ. Jetzt bin ich neun Jahre
in der Politik. Herr Schuster, mir vorzuwerfen, ich hätte meine politische Laufbahn
mit viel politischem Kleingeld gemacht, ist ein bisserl absurd. Ich werde auch
jetzt nicht politisches Kleingeld daraus schlagen. Ich bin an einem klaren
Standpunkt der ÖVP in dieser Frage interessiert, bei allem Anerkenntnis des
klaren Rechtes von Hakoah auf einen Standort. Da gibt es überhaupt nichts
herumzudeuteln. Ich brauche da überhaupt nicht irgendwo auf Stimmenfang zu
gehen, aber ich wollte unseren Standpunkt klar machen, nachdem alle anderen
ihre Standpunkte klar gemacht haben, mit Ausnahme - das gebe ich zu - des Herrn
Bürgermeisters, der keinen Standpunkt nennt, sondern sagt, 40 zu 60
ist die Chance. Das ist aber keine starke Position aus meiner Sicht.
Daher habe ich die
Pressekonferenz gemacht. Aber weil ich nach wie vor die Hoffnung habe, dass wir
eine Vier-Parteien-Einigung zu Stande bringen, war ich bereit, darauf zu
verzichten, dass wir heute hier eine sofortige Abstimmung haben, weil ich nicht
gesehen
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