Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 138
dazu geführt, dass es
zu sehr unerquicklichen Auseinandersetzungen gekommen ist. Der Aufruf zur Plattform
"Bildung ist Menschenrecht" wurde so organisiert, dass man eine
Alibiorganisation gebraucht hätte, weil sonst zu sehr und zu eindeutig sichtbar
geworden wäre, dass es sich hier um eine gemeinsame Plattform nur von SPÖ und
GRÜNEN handelt. Daher hat man sich an den Katholischen Familienverband herangemacht
und versucht, ihn in die Plattform einzubinden. Es hat auch Gespräche dazu
gegeben und dabei wurden einige Vereinbarungen getroffen. Diese Vereinbarungen
wurden dann eklatant missachtet, sodass sich der Geschäftsführer des
Katholischen Familienverbands verpflichtet gesehen hat, das klarzustellen. Er
hat folgende Mitteilung an Herrn Mader gerichtet:
"Uns
erscheint es unumgänglich, dass sich der Protest der Plattform nicht nur gegen
die Bundesregierung richtet, sondern mindestens ebenso gegen die Stadt Wien,
die der Kürzung der Lehrerposten zugestimmt hat und nunmehr die Verantwortung
dafür trägt, dass der Dienstpostenplan so umgesetzt wird, dass die Qualität der
Bildung möglichst wenig darunter leidet."
Das ist alles
natürlich nicht passiert, sondern es ist am 30. Jänner angekündigt worden
- und das wurde von SPÖ-Gemeinderäten auch hier am Rednerpult behauptet -, dass
der Katholische Familienverband hier mitmacht, was damals schon nicht mehr
gestimmt hat. Das hat dann letztlich dazu geführt, dass der Katholische
Familienverband seine Aktivitäten in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der
Elternvereine überhaupt zurückgelegt hat, und zwar aus folgenden Gründen:
"Zunächst
wurden Textbausteine für die Pressekonferenz ohne Rücksprache bereits unter
Nennung unseres Verbandsnamens im Stadtschulrat verteilt, was unserer Abmachung
krass widerspricht. Heute ist dann die SPÖ mit den Grundforderungen der
Plattform ohne Rücksprache und ohne Einhaltung der Sperrfrist an die Öffentlichkeit
gegangen.
Dann haben Sie
uns eine Unterstützung des Bildungsvolksbegehrens unterjubeln wollen, ohne darüber
auch nur in der Plattform gesprochen zu haben. Der Katholische Familienverband
Wien wollte aber der Unterstützung des Bildungsvolksbegehrens auf keinen Fall
zustimmen, zumal darin eine gemeinsame Mittelstufe der Zehn- bis
Vierzehnjährigen verlangt wird, was unseren langjährigen Forderungen klar widerspricht."
Das hat dann
letztlich im April dazu geführt, dass der Katholische Familienverband Wien
überhaupt aus dem Landesverband der Elternvereine ausgetreten ist. Ich darf
dazu abschließend noch kurz zitieren:
"Bezug
nehmend auf die Vorgänge rund um die Bildungsplattform im Jänner dieses Jahres
ist der Vorstand des Katholischen Familienverbands nach eingehenden
Überlegungen und intensiver Beratung in der Sitzung am 24.4. zu dem Entschluss
gekommen, die Zusammenarbeit im Landesverband der Elternvereine an öffentlichen
Pflichtschulen unter Protest zu beenden."
Meine Damen
und Herren! Wir haben bisher der Tätigkeit und der Unterstützung der Tätigkeit
des Elternvereinverbands zugestimmt, sind aber absolut dagegen, dass, auch wenn
einzelne handelnde Personen oder Funktionäre sich deklariert der SPÖ zuzählen,
die gesamte Organisation für parteipolitische Zwecke missbraucht wird. Das ist
hier eindeutig geschehen. Es hat bis heute keine Distanzierung des Elternverbandsvorsitzenden
beziehungsweise des Geschäftsführers gegeben, und, was noch viel gravierender
ist, es hat bis heute auch keinen Versuch gegeben, mit dem Katholischen
Familienverband wieder Gespräche aufzunehmen, um ihn sozusagen wieder in den Landesverband
der Elternvereine zurückzuholen.
Solange das
nicht geschieht und in dieser Angelegenheit nicht eine deutliche Distanzierung
erkennbar ist, sehen wir uns außer Stande, diesem Geschäftsstück zuzustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster ist Herr GR Ing RUDOLPH zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Ing Herbert
RUDOLPH (Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Frau Berichterstatterin! Frau Vorsitzende!
Der
Landesverband Wien der Elternvereine an den öffentlichen Pflichtschulen trägt
in seinem Briefkopf folgende Selbstbezeichnung: "Die Interessenvertretung
der Wiener Elternvereine". Dieser Verein - er ist nichts anderes als ein
Verein - suggeriert damit, ein offizielles Vertretungsorgan, ein
Vertretungskörper zu sein, was er aber nicht ist: Er ist ein Verein, der sich
eben diese Selbstbezeichnung gegeben hat, und man kann diesem Verein beitreten,
wenn man vom Vereinsvorstand aufgenommen wird, oder nicht. Was aber die
Entscheidungen betrifft, die in diesem Verein fallen, so ist es nicht so, dass
diese aus den Elternvereinen heraus getroffen werden, dass sich also
beispielsweise vor einer Hauptversammlung die Elternvereine an den Schulen
zusammensetzen würden, um zu überlegen, wer hier in diese Interessenvertretung
gewählt wird. Nein, das ist überhaupt nicht der Fall, sondern das entscheidet
schon dieser Landesverband, dieser Verein für sich selbst.
Nun, aus
politischer Sicht ist das verständlich und erfolgt aus gutem Grund, denn so behält
man das Ganze gut unter politischer Kontrolle. So kann man sicherstellen, dass
etwa der Geschäftsführer des Vereins hier weiterhin die Interessen der SPÖ
vertritt, dass die Vorsitzende des Landesverbands die Interessen der SPÖ
vertritt. - Das kann man mit gutem Gewissen behaupten, weil beide gleichzeitig
auch Angehörige der sozialdemokratischen Kollegiumsfraktion im Wiener
Stadtschulrat sind.
Bei dem
Geschäftsführer des Landesverbands, seines Zeichens Mader, fügt es sich
glücklich, denn er ist gleichzeitig auch Geschäftsführer des so genannten Bundesverbands
- was bei jedem Verein natürlich
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