Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 138
Nun, unentwegt, wie
unsere Volkspartei nun einmal ist, und unbeeindruckt unternahmen wir 1995 einen
erneuten Vorstoß, Licht ins Dunkel - in dem Fall ins Dunkelrote - zu bringen:
Vergeblich, weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Erneut hielt man das
Erscheinen des Rechnungshofpräsidenten für nicht angezeigt und legte noch ein
Schäuferl nach, indem man durchblicken ließ, dass es ohnehin nicht zwingend
sei, Tätigkeitsberichte direkt dem allgemeinen Vertretungskörper vorzulegen.
Das ist eine besondere Geschichte, die ich Ihnen nicht vorenthalten kann:
"Gerade
dort, wo die Aufklärung von Mängeln oder Missständen im Vordergrund steht, ist
eine unmittelbare Berichterstattung an die Landesregierung, welche dadurch in
die Lage versetzt wird, aufgezeigte Mängel oder Missstände raschest abzustellen
und die von ihr veranlassten Maßnahmen zugleich dann mit der Vorlage des
Tätigkeitsberichts kundzutun, durchaus sinnvoll." - Also kümmert euch nicht
darum, wir wissen schon, was euch gut tut, und zum Schluss dürft ihr alles
absegnen!
Aber im April
1996 verlangten die zwei Unentwegten, Tschirf und Prochaska, untermauert mit Beispielen
aus anderen Bundesländern, die nämlichen Rechte für den Rechnungshof in Wien,
gleichzeitig auch mit einer sehr heftigen Kritik an den monatelangen
Lagerzeiten der Rechnungshofberichte zwischen Einlangen und Vorlage an den
Gemeinderat. Witzigerweise verstieg man sich damals angesichts des schon zu
erwartenden Verlusts der absoluten Mehrheit nicht mehr ins altbekannte
"Njet", sondern man fühlte sich vom Antrag wörtlich "überrumpelt
und beleidigt". Ja, man wähnte sogar in einem Zwischenruf das Ende der
politischen Kultur in Wien zu erblicken und lehnte aus formalistischen,
vorgeschobenen und keineswegs stichhaltigen Gründen ab - allerdings zum letzen
Mal, wie alle Oppositionsredner damals in weiser Voraussicht festhielten.
Nach dem
erfolgten und höchst notwendigen Verlust der "Absoluten" für die SPÖ
und dem Eintritt der Volkspartei in die Regierung - einer Volkspartei, die sich
auch in der Regierung treu blieb - konnten wir dann dieses von uns
jahrzehntelang vorgetragene Begehren in der Folge durch- und auch umsetzen und
dürfen uns heute am Tag der Realisierung zu Recht und echt freuen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen
und Herren! Der Rechnungshof hat uns drei Wahrnehmungsberichte geschickt. Zwei
davon stehen heute zur Debatte. Ich möchte Ihre geschätzte Aufmerksamkeit auf
jenen über den Wiener Flughafen richten.
In der
Ausschusssitzung ist er auf nicht so großes Interesse gestoßen, nur die
Volkspartei hat sich zu Wort gemeldet. Aber es scheint mir dieser Bericht, aber
auch der Vorstand der Flughafen Wien AG, ein besonders bemerkenswerter zu sein.
Man ist als
jahrelanges Mitglied des Kontrollausschusses nicht unbedingt verwöhnt, wenn man
die mangelnde Einsicht der kritisierten Ressorts und Abteilungen und ihre
Antworten kennt, aber die Hartleibigkeit der Verantwortlichen in Wien-Schwechat
hat schon einen besonderen Aufmerksamkeitswert.
Nicht nur,
dass man in der Flughafen AG seit Jahren im Dauerclinch zwischen einem
geheimniskrämerischen Vorstand und einem eher wissbegierigen Aufsichtsrat lebt
- was ja, wie viele betriebsinterne Meinungsverschiedenheiten, nicht von
besonderer Erfolgsträchtigkeit begleitet ist -, haben diverse Ungereimtheiten,
Unklarheiten, Verstöße gegen Vergaberichtlinien, Interessenkollisionen,
Kontrollmängel zu einem "möglichen Vermögensnachteil" - und das ist
eine sehr vornehme Diktion des Rechnungshofs - von 103 Millionen S
geführt. (GRin Ursula Lettner: Sie sind
nirgends dabei! Wie in der Bundesregierung!) - Ich darf Ihnen etwas sagen,
liebe Frau Kollegin! Sie wissen wahrscheinlich nicht, dass der
geheimniskrämerische Vorstand SPÖ-dominiert ist (GRin Ursula Lettner: Sie haben nie einen schwarzen Direktor!) und
dass die Rechnungshofprüfung auf Grund des lästigen Aufsichtsrats, der eher
eine ÖVP-Mehrheit aufweist, in Kraft getreten ist. So schaut es nämlich in
Wirklichkeit aus! (Beifall bei der ÖVP.) Ich
habe etwas übrig für Zwischenrufe, aber sie sollten wenigstens ein bisschen
Qualität haben. - Nicht böse sein! (GRin
Ursula Lettner: So viel Qualität wie Sie habe ich immer noch!) - Also gut:
Ich bin ein bürgerlich erzogener, höflicher Mensch. Lassen wir es sein! (Heiterkeit des GR Rudolf Klucsarits.)
Das besondere
Interesse des Vorstands, der Ihnen so sehr ans Herz gewachsen ist, obwohl Sie
ihn gar nicht kennen, lag unter anderem auch darin, Gutachten - und zwar
zahlreiche Gutachten - über die Kompetenz des offenbar zu lästigen
Aufsichtsrats anzufordern; wobei schon der Rechnungshof festgestellt hat, dass
die Informationen an den Aufsichtsrat an sich unzureichend und daher nicht geeignet
waren, den notwendigen klaren Überblick zu vermitteln. - Aber vielleicht können
Sie ihnen ein bisschen helfen, denn Sie haben ihn ja, Frau Kollegin!
Wobei sich
auch schon die Frage erhebt, ob überhaupt der Vorstand in vielen Bereichen
diesen notwendigen klaren Überblick gehabt hat. Wie anders wäre es erklärbar,
dass der Rechnungshof erhebliche Mängel bei der Auftragsvergabe festhält,
schwer wiegende Abwicklungsmängel aufschreibt?
Dabei ging es
immerhin um gewaltige Bauprojekte mit einem Umfang von 3 Milliarden S
bloß in einem der überprüften Zeiträume. So erscheint es in der Tat nicht als
tolerabel, wer immer dort drinnen auch gesessen ist - offensichtlich haben Sie
ein Schutzmantelmadonna-Gehabe und sagen: weil der meiner Partei angehört, kann
er keinen Fehler gemacht haben -, durch besondere Vernachlässigung der
Kontrolle - der Rechnungshof ist höflicher, er nennt es "eher gering
ausgeprägt" - bei Investitionsvorbereitung und -realisierung aufzufallen,
sich jahrelang nicht an die eigenen Vergaberichtlinien zu halten, kostspielige
externe Firmen mit Dingen und Projekten zu beauftragen,
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