Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 138
die hausintern
genauso gut hätten bewältigt werden können, wenn man die Anregungen des
Rechnungshofs aus vorigen Prüfungen ernster genommen hätte.
Unappetitlich
wird es dann dort, wo eine besonders und seit Jahren bevorzugte Firma, ein
Zivilingenieurbüro - natürlich freihändig ausgewählt, meine Damen und Herren -,
sowohl mit Kontrollagenden als auch mit umfangreichen operativen Aufgaben
beauftragt wurde - ein klassischer Fall von Inkompatibilität, also
Unvereinbarkeit, und das alles für lumpige 37,5 Millionen S in einer
Hand voll Jahren.
Von mehr als
mangelhaften Leistungsverzeichnissen bei gelegentlichen Ausschreibungen -
gelegentlichen Ausschreibungen! -, die man kaum kontrolliert hat, bis hin zu
ebenso nicht entdeckten Preisauffälligkeiten bei Anboten, zur Einholung von
Nachtragsanboten sonder Zahl, welche dann zu Abrechnungen führten, die nicht
mehr mit dem eigentlichen Auftrag vergleichbar waren, gibt es eine Fülle,
geradezu einen Fächer von Schlampereien.
Dass die
Gegenäußerungen des Vorstands von bemerkenswerter Uneinsichtigkeit zeugen, habe
ich Ihnen schon gesagt, so à la: Die gewählte Vorgangsweise habe sich nicht
nachteilig ausgewirkt. Man nehme zwar den Rechnungshofbericht zur Kenntnis,
behalte sich aber ein Abgehen von den Vorschlägen vor. Bei Befolgung wären
Mehrkosten zu erwarten et cetera, et cetera. - Dies trägt nicht zur Besserung
der Laune dessen, der den Bericht auch wirklich gelesen hat, bei.
Pikant auch,
dass in mehreren Fällen, etwa beim Vorwurf mangelnder Transparenz bei
Auswahlverfahren oder bei verfehlter Vergabeabwicklung mit
3 Millionen S Schaden, der Vorstand eine Stellungnahme überhaupt
verweigert.
Meine Damen
und Herren! Wir warten mit Interesse auf die Ausführungen des Präsidenten des
Rechnungshofs, auch weil uns heute im Gegensatz zu seinerzeit, als es um einen
Bericht über den U-Bahn-Bau ging, kein erzürnter Bürgermeister mehr brüsk aus
den Amtsräumen hinausweisen kann, sondern weil wir mit den erweiterten Demokratie-
und Kontrollrechten auch ein Stück mehr Sparsamkeit zu Gunsten der Steuer
zahlenden Bürger durchsetzen werden. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster ist Herr GR VALENTIN zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Erich VALENTIN (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Herr Rechnungshofpräsident! Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Vizebürgermeister!
Anschließend
an die Ausführungen meines Vorredners, des Herrn Kollegen Prochaska, möchte ich
ein bisschen Licht in die Chronologie bringen, wiewohl sicherlich Herr
Prochaska in der Beurteilung vieler Vorkommnisse am Flughafen Wien-Schwechat
durchaus Recht hat.
Wenn man sich
die Genesis, die zu dieser Rechnungshofprüfung geführt hat, ansieht, so muss
man festhalten, dass im ersten Halbjahr des Jahres 1998 - so lange ist das in
der Zwischenzeit schon her, und auch Herr Prochaska weiß, dass jener Vorstand,
von dem er gesprochen hat, schon lange nicht mehr im Amt ist und in einer
durchaus koordinierten Aktivität des Landes Wien gemeinsam mit dem Bund
vorzeitig abgelöst worden ist - die Vorgänge rund um die Schwechater
Baugesellschaft beziehungsweise deren Chef, Herrn Baumeister Graf, gerade in
der Öffentlichkeit waren. In der 42. Aufsichtsratssitzung vom 6. Mai
1998 wurde gemäß § 85 Abs. 2 des Aktiengesetzes die
Wirtschaftsprüferkanzlei CONFIDA mit einer aktienrechtlichen Sonderprüfung
beauftragt.
Diese Prüfung
ist, meine Damen und Herren - um damit ein bisschen Licht in das Dunkel, auch
in das Geschichtsbild der jüngeren Vergangenheit der ÖVP und des Herrn
Prochaska zu bringen -, besonders auch auf Betreiben der Stadt Wien erfolgt.
Ebenso hat der Bundesminister für Finanzen, der damals Rudolf Edlinger geheißen
hat und ein sozialdemokratischer Finanzminister war, am 23. April 1998 den
Rechnungshof ersucht, eine Überprüfung im Sinne des Art. 126b Abs. 4
des Bundes-Verfassungsgesetzes durchzuführen. Über diesen Prüfbericht, meine
Damen und Herren, sprechen wir heute.
Herr Prochaska
hat, gemeinsam mit seiner Vorrednerin, Frau Jerusalem, kurz beleuchtet, worum
es in diesem Prüfbericht geht. Es ging dann um die Frage der Vergabe, der
Vergabe vieler Projekte am Wiener Flughafen. Dieser Prüfbericht ist in der Tat
nicht sehr positiv ausgefallen. Man spricht darin von einem kleinlichen
Hickhack der Kompetenzen zwischen dem Aufsichtsrat und dem Vorstand. Man
spricht davon, dass der Vorstand einige Male Expertisen angefordert hat, um den
Aufsichtsrat nicht informieren zu müssen. - Auch das entspricht den Tatsachen.
- Man spricht davon, dass es eine mangelnde Transparenz bei der Vergabe gegeben
hat, dass die Vergabe nicht vertieft genug war. Man spricht davon, dass es
mangelhafte Leistungsverzeichnisse gegeben hat, die schlussendlich dann auch
bei der Abnahme der Projekte, der Bauarbeiten, dazu geführt haben, dass man die
Preiswürdigkeit nicht mehr feststellen hat können.
Von all
dem spricht man, und die Sozialdemokratie in diesem Hause hat diesen
Prüfbericht auch zur Kenntnis genommen, und sie nimmt ihn auch zur Kenntnis.
Das ist ein Teil der Geschichte, meine Damen und Herren - das sei vor allem dem
Kollegen Prochaska gesagt.
Der andere Teil der
Geschichte, meine Damen und Herren, ist der, dass die Stadt Wien, die Vertreter
der Stadt Wien im Aufsichtsrat und als Eigentümervertreter sich immer massiv
für die Prüfung ausgesprochen haben. Es waren auch im Aufsichtsrat die
Vertreter der Stadt Wien diejenigen, die diese Prüfung ganz massiv gefordert
haben und die schlussendlich mitgeholfen haben, zu erreichen, dass der
Vorstand, von
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