Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 138
daher der Begriff
"Nulldefizit" von Sprachwissenschaftern zum Wort des Jahres gewählt
worden. (Beifall bei der FPÖ. - GR
Christian Oxonitsch: Da hat es aber viele Unworte auch gegeben!) Finanzminister
Grasser wird nicht nur von wirtschaftspolitischen Experten großer Sachverstand
attestiert, jetzt wird ihm auch von Sprachenwissenschaftern eine wirkliche
PR-Begabung attestiert. Und das sagt doch einiges aus, meine Damen und Herren. (GR Christian Oxonitsch: Das kostet die
Bevölkerung auch viele Millionen!)
Wir haben aber
nicht nur das Nulldefizit bereits heuer geschafft - und dafür gebührt den
vielen Millionen Österreicherinnen und Österreichern, den österreichischen
Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern unser großer Dank (Beifall bei der FPÖ und bei Gemeinderäten der ÖVP.) -, wir haben
auch wichtige strukturpolitische Änderungen vorbereitet. Im Zentrum der
strukturpolitischen Änderungen steht die Verwaltungsreform. Wir wollen die
Verwaltung von Grund auf reformieren. Wir wollen damit die kleinen und
mittleren Unternehmungen Österreichs massiv entlasten. (GR Johann Driemer: Die Beamten vorzeitig pensionieren und die
ASVG-Pensionisten im Regen stehen lassen!) Ja, Herr Kollege Driemer, wir
wollen in diesem Bereich massiv Beamte einsparen. Ja, Herr Kollege Driemer, wir
wollen eine grundlegende Reform im Bereich der Gerichtsbarkeit, im Bereich der
Finanzämter. Ja, Herr Kollege Driemer, wir wollen, dass vieles einfacher wird,
für die vielen Unternehmungen in dieser Republik (Beifall bei der FPÖ.), denn wir wollen den vielen österreichischen
kleineren und mittleren Unternehmungen entscheidend helfen.
Herr Kollege
Strobl, Sie haben einen einzigen richtigen Satz gesagt in Ihrem
Debattenbeitrag. Sie haben gesagt, dass die österreichischen KMUs viele, die
meisten Arbeitsplätze in diesem Land sichern. Da gehen wir völlig konform mit
Ihnen. Daher müssen wir alles tun, damit der heimischen Wirtschaft im Bereich
der kleineren und mittleren Unternehmungen nachhaltig geholfen wird. (Beifall bei der FPÖ. - GR Friedrich Strobl:
Das geschieht ja!)
Denn
tatsächlich hat sich konjunkturell natürlich einiges verändert im Laufe der
letzten Monate. Zur Jahreswende sah der konjunkturpolitische Himmel in Europa,
in Österreich noch strahlend und wolkenlos aus. Am Gipfel von Lissabon haben
etwa die Staats- und Regierungschefs davon gesprochen, dass Europa der am
schnellsten wachsende Wirtschaftsraum sein soll. Seit damals hat sich einiges
verändert und an Stelle dieser hochfliegenden Erwartungen sind realistische
Bilder getreten. Die europäische Wirtschaft stagniert tatsächlich und daher
sind auch europäische Maßnahmen notwendig, um diesen Prozess wiederum
anzukurbeln.
Europa muss
auf europäischer Ebene strukturpolitische Akzente setzen. Viele der Maßnahmen,
die etwa am Gipfel von Lissabon beschlossen worden sind, sind noch immer nicht
verwirklicht, wurden noch immer nicht in Angriff genommen, beispielsweise die
Voraussetzungen für ein europäisches Patent. Noch immer müssen Unternehmungen
in den jeweiligen Nationalstaaten ihre Patente registrieren lassen, anmelden.
Das kostet viele Hunderttausende Schilling pro Land und das ist ein extrem
aufwändiges und zeitaufwändiges Verfahren. Wir brauchen ein europäisches
Patent, um Forschung und Entwicklung im Bereich der Unternehmungen zu fördern.
Wir brauchen
auch, Herr Finanzstadtrat, eine gemeinsame europäische Strategie zur
Liberalisierung der Strommärkte. In diesem Zusammenhang betone ich: Dazu gehört
auch, dass die Standards der Atomkraftwerke in Europa dramatisch verbessert
werden, und dazu gehört auch, bitte, ein Nachdenken darüber, wie dieses Europa
den Ausstieg aus der Kernenergie schafft. (Beifall
bei der FPÖ.)
Österreich hat
erkannt, dass strukturpolitische Akzente notwendig sind, damit die
Voraussetzungen für die Wirtschaftstreibenden in diesem Land verbessert werden.
Zu Recht hat der Herr Bundeskanzler davon gesprochen, dass Stärken gestärkt und
Schwächen bekämpft werden müssen. Wir begrüßen daher das moderne und
intelligente Konjunkturprogramm, das die österreichische Bundesregierung
vorgestellt hat, ein Konjunkturprogramm, das Arbeitsplätze sichert, das den
Wirtschaftsstandort stärkt und soziale Wohlfahrt garantiert.
Dazu zählen
beispielsweise 7 Milliarden S mehr an Ausgaben für die Forschung.
Dazu zählt beispielsweise die Erhöhung des Bildungsfreibetrags von derzeit 9
auf 20 Prozent - eine europaweit einzigartige Maßnahme; kein anderes Land
in Europa setzt solche nachhaltigen Impulse für lebenslanges Lernen. Dazu zählt
beispielsweise das Vorziehen von Bundesimmobilienprojekten. Dazu zählen auch
verstärkte Geldmittel etwa im Bereich des Denkmalschutzes. Das ist wirklich
eine intelligente Maßnahme, die nicht nur den Hochbau ankurbelt, sondern auch
der Schönheit dieser Republik dient und letztlich auch hier strukturelle
Voraussetzungen für einen blühenden Tourismus schafft. (GR Johann Driemer: Damit werden vier Steinmetze beschäftigt!)
Dazu, Herr Driemer, gehören auch die ganz entscheidenden Maßnahmen, die die Bundesregierung
im Bereich der Infrastruktur setzt.
Wir haben
daher durchaus Berechtigung zum Optimismus. Wir können optimistisch in das
nächste Jahr gehen. Es gibt eine Reihe von internationalen Entwicklungen, die
diesen Optimismus nähren (GR Johann Hatzl:
Das müssen Sie ja sagen!), Herr Hatzl, etwa der Verfall der Ölpreise. (GR Johann Hatzl: Das ist Zweckoptimismus!) Ich
bin kein Zweckoptimist, ich bin durchaus pragmatisch und sehe sehr nüchtern,
was sich da rund um Österreich tut. (GR
Johann Hatzl: Das wäre ja schlecht, wenn Sie nicht optimistisch wären!)
Es wird auch Ihnen
nicht entgangen sind, dass es Wirtschaftsforscher gibt - lesen Sie die heutigen
Zeitungen -, die bereits davon sprechen, dass hier eine Trendwende Platz greift
und dass wir berechtigt
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