Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 138
ich habe es mir auch
durchgelesen, wie auch Experten sich das durchgelesen haben, und alle, die
Wirtschaft und auch die Experten, sind sich einig, dass dieses
Konjunkturbelebungspaket nicht ausreichend ist, um tatsächlich eine Veränderung
im Klima zu erreichen, in der Auftragslage zu erreichen und schon gar nicht bei
den Klein- und Mittelbetrieben.
Sie haben
es versäumt beziehungsweise Ihre Bundesregierung hat es versäumt, zu dem Zeitpunkt,
als absehbar war, dass es einen Konjunktureinbruch geben wird, ein deutliches
Signal zu setzen. Sie haben es versäumt oder die Bundesregierung hat es
versäumt, Investitionen vorzuziehen. Was ist dadurch passiert? - Die Industrie,
die großen Betriebe haben sich plötzlich in einer Situation gefunden, dass sie
Aufträge, mit denen sie gerechnet haben, nicht mehr bekommen haben, und als
Folge davon haben sie sich natürlich auch Gebieten zugewendet, die vorher für
sie gar nicht so interessant waren, in denen in erster Linie Klein- und
Mittelbetriebe beschäftigt waren. Plötzlich waren die Klein- und Mittelbetriebe
hier in einem Wettbewerb, wo sie nicht reüssieren konnten, und sie sind es
immer noch. - Das ist die Politik Ihrer Bundesregierung.
Es ist nun einmal
so, dass die Klein- und Mittelbetriebe dafür verantwortlich sind, dass die
meisten Arbeitsplätze geschaffen werden, die Klein- und Mittelbetriebe bilden
die meisten Jugendlichen aus und die Klein- und Mittelbetriebe tätigen die
meisten Investitionen. Das hat auch Ihr Wirtschaftssprecher, Herr Dipl Ing
Prinzhorn, so erkannt, nur die Politik hat er deswegen nicht umgestellt,
sondern es wird nach wie vor eine Politik betrieben, die ausschließlich den
großen Industriebetrieben dient und wo sich die Freunde des Herrn Prinzhorn
entsprechend bedienen können.
Es ist
Tatsache, dass eben Industriebetriebe, gerade was die Bauwirtschaft betrifft,
in Aufträge hineingehen und sagen: Okay, wir brauchen das als Überbrückung, wir
brauchen da gar nichts zu verdienen, also gehen wir da mit Angeboten hinein,
bei denen Klein- und Mittelbetriebe ganz einfach nicht mithalten können.
Da würde ich
gerne von Ihnen Ansätze und Lösungen hören. Da gibt es keine. Da schweigen Sie
sich natürlich aus, weil es diesbezüglich keine Konzepte von Ihnen gibt.
Um
abschließend zur Wirtschaftsförderung zurückzukommen: Wir können wirklich
sagen, dass mit dieser Wirtschaftsförderung den Klein- und Mittelbetrieben ein
weiteres Signal der Stadt Wien gegeben wird, dass die Stadt Wien selbstverständlich
daran denkt, die Wirtschaft zu unterstützen. Es ist so: Die
Wirtschaftsförderung wurde erhöht. Da können Sie noch so oft wiederholen, dass
es eine Kürzung gegeben hat.
Schließlich
möchte ich noch darauf hinweisen, dass es schon ein sehr sonderbares Verhalten
der Freiheitlichen Partei ist, wenn wir im Finanzausschuss eine Abstimmung
haben und die Freiheitlichen die Wirtschaftsförderung komplett ablehnen und
ausschließlich der Garagenförderung zustimmen. Und dass Sie dann noch die
Chuzpe haben und Aussendungen an Klein- und Mittelbetriebe machen und darin
darstellen, wie Sie sich für die Wirtschaft einsetzen, das ist ungeheuerlich.
Aber die
Wirtschaftstreibenden wie auch die anderen Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt
wissen ganz genau, wie die Politik ist. Sie werden an Ihrer Glaubwürdigkeit
gemessen und wenn wir uns die Wahlergebnisse in den letzten Jahren anschauen,
dann haben die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt und auch die
Wirtschaftstreibenden in dieser Stadt nicht vergessen, wie "glaubwürdig"
- unter Anführungszeichen - Sie tatsächlich sind und haben Ihnen bei den Wahlen
auch die entsprechende Rechnung präsentiert. Da Sie diesen Weg offensichtlich
nicht verlassen, wird das so weitergehen. Wir warten darauf und wir freuen uns
schon auf die nächsten Wählerinnen und Wähler der Freiheitlichen. - Danke
schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Dr Serles gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Wilfried
Serles (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Lieber
Herr Kollege Strobl, Sie haben zwar gemeint, Sie wollten hier einen
emotionslosen Debattenbeitrag liefern, aber ich habe irgendwie registriert, dass
Sie doch einigermaßen aufgeregt gewesen sein müssen. Es ist Ihnen nämlich
gleich zu Beginn ein peinlicher Irrtum passiert, den ich aufklären darf. Sie
haben davon gesprochen, dass diese Partei, nämlich die FPÖ, einen Vorsitzenden
hätte, der Großgrundbesitzer wäre.
Ich darf
feststellen: Das ist schlicht und einfach unrichtig. Wir haben keinen
Vorsitzenden, sondern eine Vorsitzende, die sicher irgendwo grundbücherlich
eingetragen und Eigentümerin ist. Dass sie Großgrundbesitzerin wäre, ist mir
neu. Aber das ist so symptomatisch wie vieles, was Sie gesagt haben. News, Herr
Strobl: Nicht ein Wort stimmt! (Beifall
bei der FPÖ.)
Ich verstehe
aber Ihre Aufregung durchaus, haben Sie doch in den letzten Monaten miterleben
müssen, dass diese Bundesregierung die budgetäre Wende geschafft hat. Sie hat
nämlich die budgetäre Wende geschafft, ohne dass Österreich
wirtschaftspolitisch in Schutt und Asche liegt. (GR Johann Driemer: Das glaubst du wohl selber nicht! - Ironische
Heiterkeit des VBgm Dr Sepp Rieder.) Ganz im Gegenteil, meine Damen und
Herren - Kollege Schock hat darauf hingewiesen -, und der Vergleich macht
sicher: Wir liegen in diesem Europa gar nicht so schlecht, wir liegen, was
Wachstum und Beschäftigung betrifft, bedeutend besser, als etwa unser großes
Nachbarland, die Bundesrepublik Deutschland. (GR Johann Driemer: In zwei Jahren sind wir noch besser!)
Meine Damen und
Herren! Nicht zu Unrecht ist
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