Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 138
der Beilage zum
"Gewinn" vom November. Sie verbreiten dieses Märchen in teuren
Broschüren auf Kosten der Steuerzahler, und es ist schon eine ganz besondere
Chuzpe, wenn man diese heute auf der Tagesordnung stehenden massiven Kürzungen
dann auch noch auf Kosten der Steuerzahler als Rekordbudget bejubelt.
Herr Stadtrat!
Die freiheitliche Fraktion bleibt daher ganz bewusst bei ihrem ausdrücklichen
Nein zu diesem heutigen Beschluss. (Beifall
bei der FPÖ. - VBgm Dr Sepp Rieder: Im Ausschuss war es nicht so ausdrücklich!)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Friedrich Strobl am Wort. Ich erteile es ihm.
GR Friedrich Strobl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr
Berichterstatter!
Es fällt mir
jetzt wirklich sehr schwer, ruhig und emotionslos - ich werde es versuchen -
auf die Wortmeldung des Herrn StR Schock zu reagieren. Es ist nur so, dass
auch, wenn Sie ständig falsche Sachen wiederholen, diese Sachen deshalb nicht
richtiger werden. Das einmal zur Einleitung.
Wenn Sie sich
die Zahlen anschauen und wenn Sie die Summe der Wirtschaftsförderung vom vergangenen
Jahr und die Wirtschaftsförderung, die wir für das Jahr 2002 vorgesehen haben,
vergleichen, dann werden Sie ganz einfach erkennen, dass es ein Plus von
9 Prozent gibt. Und das ist wirklich keine Kürzung! Das werden Sie den
Klein- und Mittelbetrieben erklären müssen, wieso es, wenn es mehr Geld gibt,
plötzlich eine Kürzung sein soll. Das ist sicher nicht verständlich.
Und noch
etwas: Sie, Herr Dr Schock, stellen sich hier heraus als Vertreter einer
Partei, deren Vorsitzender ein Großgrundbesitzer ist, deren Wirtschaftssprecher
ein Großindustrieller ist, deren Finanzminister Maßnahmen gesetzt hat, die für
die Wirtschaft mehr als schädlich sind, als Vertreter einer Partei, die in der
Regierung dafür verantwortlich ist, dass es eben dieses Nulldefizit gibt und
dieses Dogma Nulldefizit unter allen Umständen erreicht werden muss, koste es,
was es wolle. Und Sie als ein Vertreter einer Partei, die für eine vorher nie
dagewesene Umverteilungsaktion von Klein zu Groß verantwortlich ist, stellen
sich da her und reden davon, dass wir die Kleinen nicht unterstützen, sondern
nur für die Großen da sind. Also, ich glaube, das ist wirklich sehr, sehr
stark, wie Sie das da präsentiert haben. Das ist unglaublich.
Ich möchte
jetzt gar nicht auf Ihre vielen Vorwürfe im Detail eingehen, aber ich möchte
nur ein Beispiel herausnehmen, nämlich das Beispiel der Nahversorgung, wo Sie
jetzt am Schluss davon gesprochen haben, dass sich die kleinen Greißler und
Nahversorger bedanken werden für eine Halbierung der Förderung. Wie schaut es
denn in Wirklichkeit aus? - Das muss man schon auch sagen. Bisher war es so,
dass es eine Förderung in Form eines Zuschusses von 20 Prozent gegeben
hat. Wie schaut es jetzt aus? - Ein kleiner Greißler - bleiben wir bei diesem
Beispiel - investiert 7 500 EUR. Was erhält er nach Ihren
Darstellungen? - Halbiert 10 Prozent, also 750 EUR. In Wirklichkeit
erhält er 2 000 EUR, also nicht 10 Prozent, nicht
20 Prozent, sondern 27 Prozent Zuschuss.
Und wenn Sie
jetzt sagen, das steht so drinnen, dann muss ich Ihnen sagen, dann haben Sie es
nicht genau durchgelesen. Schauen Sie sich die Sachen ganz genau an, dann
werden Sie auch erkennen, dass es hier ganz, ganz bewusst Signale für die
Nahversorger, für die Klein- und Mittelbetriebe gibt.
Bleiben wir weiter
bei diesem Beispiel des Greißlers, der, wie gesagt, 2 000 EUR
Unterstützung bekommt. Gehen wir in einen etwas höheren Bereich. Er investiert
mehr. Wie schaut es denn da aus? - Wenn er zum Beispiel in einer
Geschäftsstraße investiert, wo ein Geschäftslokal schon länger leer steht, wenn
er zusätzliche Arbeitsplätze schafft, dann gibt es zu dieser Basisförderung
noch einmal eine Bonifikation von bis zu 10 Prozent dazu. So schaut also
die "Kürzung" aus, die Sie immer beschreiben, die in Wirklichkeit
aber keine Kürzung, sondern eindeutig eine Verbesserung ist, und zwar gerade
für diese Zielgruppe, gerade für die kleinen Greißler, gerade für die
Nahversorger.
Bleiben wir
noch einmal bei diesem Beispiel. Haben Sie sich schon einmal angeschaut, wie
viel denn diese kleinen Greißler im Durchschnitt investieren? Haben Sie sich
einmal die Mühe gemacht und sich angeschaut, wie denn das ausgesehen hat in den
letzten Jahren? Wie hoch waren denn die Investitionssummen dieser Betriebe?
Waren die 1 Million, waren die 2 Millionen, waren sie
3 Millionen, und dann haben die soundso viel Förderung bekommen? - Nein.
Durchschnittlich investiert ein kleiner Nahversorger in der Größenordnung von
300 000 S bis 500 000 S, und da gibt es keine Kürzung, da
gibt es im Gegenteil eine Steigerung.
Und wenn Sie
die Unternehmensgründungen angesprochen haben, die in allen anderen
Bundesländern viel besser sind als in Wien, dann muss ich Ihnen auch sagen,
dann haben Sie sich nicht gut genug informiert. Wir haben das hier schon einige
Male gebracht und vorgetragen. Wir haben zum Beispiel im letzten Jahr in Wien
wirklich weitaus die meisten Unternehmungsgründungen gehabt - ich glaube, es
waren über 6 000 -, und wenn man sich die Betriebsansiedlung von
internationalen Betrieben anschaut, dann ist es so, dass sich in Wien mehr als
die Hälfte aller internationalen Betriebe angesiedelt hat, die sich in ganz
Österreich angesiedelt haben, also in allen anderen Bundesländern zusammen.
Lassen Sie mich noch
ein Wort zu Ihren Ausführungen zum so genannten Konjunkturbelebungspaket der
Bundesregierung, auf das Sie offensichtlich so stolz sind, sagen. Sie haben das
sehr gut durchgelesen,
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