Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 138
optimistisch sein
können. (GR Johann Hatzl: Sie schwindeln
sich in den eigenen Sack!)
Schauen Sie
sich den Verfall der Ölpreise an, schauen Sie sich die sinkenden Zinsen in
Europa, in den USA an! (GR Johann Hatzl:
Wie das die Amerikaner machen? Wenn sich die Regierung wenigstens an das
amerikanische Vorbild halten würde!) Schauen Sie sich aber beispielsweise
auch an - Herr Kollege Hatzl, wenigstens da werden wir uns einig sein -, welche
sinnvollen Beiträge etwa die Sozialpartner auch hier in Österreich zu einem
Florieren der heimischen Wirtschaft dadurch geleistet haben, dass sie maßvolle
Gehaltsabschlüsse tätigten. Wenigstens in diesem Punkt könnten wir einer
Meinung sein, aber offensichtlich verbietet es Ihre parteipolitische Brille,
dass Sie mir wenigstens in diesem Punkt zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Was naturgemäß
auffallen muss in Zeiten wie diesen, ist die Tatsache, dass von Wien keinerlei
positive Impulse im Bereich der Wirtschaftsförderung ausgehen. In Wien werden
keine intelligenten Maßnahmen im Bereich Strukturpolitik gesetzt, in Wien tut
sich so gut wie keine strukturelle Veränderung. Herr StR Schock hat bereits
darauf hingewiesen.
Herr StR
Rieder, Sie kürzen die Unternehmensgründungsförderung, Sie schaffen
Innovationsförderung ganz einfach ab, Sie schaffen auch die
Technologieförderung ab. Sie kürzen die Nahversorgungszuschüsse, Sie kürzen die
Strukturverbesserungsaktion, Sie stellen die Telematik- und C-Tech-Förderung
einfach ein und Sie setzen durchwegs Maßnahmen, die in allererster Linie den
Großen dienen, aber nicht den Kleinen.
Uns wundert
es, warum die Wirtschaftskammer und deren Präsident Nettig bei dieser Streichorgie,
bei dieser Kürzungsaktion so einfach mitmachen. Nach dem Studium des letzten
Kontrollamtsberichts habe ich dafür eigentlich nur eine einzige Erklärung. Ich
formuliere das jetzt bewusst zurückhaltend. Ich formuliere das deswegen
zurückhaltend, damit sich Herr Präsident Nettig ein bisserl weniger ärgert und
sich der Herr Bürgermeister vielleicht in seiner Wortwahl etwas mäßigt.
Zurückhaltend formuliert würde meine Analyse lauten: Die Interessen des Herrn
Präsidenten Nettig liegen offensichtlich weit mehr im fernen Miami, wo seine
Tochter ein florierendes Unternehmen betreibt, als hier in Wien bei der Wiener
Wirtschaft, bei den Wiener Unternehmungen.
Mit Verlaub,
Herr Präsident Nettig ... (StRin Dipl Ing
Dr Herlinde Rothauer: Das ist eine Unterstellung sondergleichen!) Nein,
nein, das ist alles im letzten Kontrollamtsbericht nachzulesen und keine
Unterstellung.
Mit Verlaub,
Herr Präsident, von uns Freiheitlichen bekommen Sie in diesem Zusammenhang
einen Ruf zur Sache. Reisen Sie ein bisserl weniger mit dem Herrn Bürgermeister
quer durch die Welt (Zwischenrufe bei der
SPÖ.), reisen Sie ein bisserl weniger quer durch Europa und quer durch
Asien, sondern seien Sie ein bisserl präsenter hier in Wien. Stärken Sie die
Interessen der heimischen Wirtschaft! Kümmern Sie sich um eine
Strukturverbesserungsoption, um Innovationsförderung, um Technologieförderung,
um Unternehmensgründungsförderungsaktionen, um Nahversorgungszuschüsse und
lassen Sie die vielen Tausenden Wiener Betriebe nicht so einfach im Regen
stehen! (Beifall bei der FPÖ.)
Sie haben
einmal den Slogan verwendet: Wir wollen nicht alles verändern, aber vieles
verbessern. Herr StR Rieder, im Bereich der Wirtschaftsförderung hätten Sie
eigentlich vieles zu verändern und noch mehr zu verbessern. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr VBgm Dr Rieder am Wort. Ich erteile es ihm.
VBgm Dr Sepp Rieder: Frau Vorsitzende! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Persönlich
weiß ich jetzt nicht ganz genau, welche der beiden miesen Anspielungen mich
mehr berührt und betroffen gemacht hat: die vom Kollegen Serles auf eine
Familienbeziehung des Präsidenten der Wirtschaftskammer oder die des Dr Schock
am Beginn seiner Rede, wo er in den Raum gestellt hat, Sozialdemokraten und
GRÜNE hätten - er hat noch das Wort "fast" hinzugefügt - den
wirtschaftlichen Absturz der Betriebe herbeigesehnt. Ich halte mich sehr
zurück, dass ich nicht den Begriff "Sauerei" verwende. Ich halte eine
derartige Unterstellung für absolut unzulässig. (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag Hilmar Kabas: Das kann man ja
dokumentieren!)
Jemandem in
diesem Haus zu unterstellen, dass er nur aus parteipolitischen Gründen ein
Interesse hätte, dass es Österreich schlecht geht, ist eine Einmaligkeit in der
bisherigen Aussage hier. (Beifall bei der
SPÖ. - GR Mag Hilmar Kabas: Nein, schlecht geht es uns ja nicht! Aber das
schlägt schon wieder durch!)
Ich weiß
schon, dass sich die Freiheitliche Partei in Fragen der Wirtschaftsförderung in
ihrer politischen Positionierung nicht leicht tut. (GR Mag Hilmar Kabas: Oh ja!) Es ist schon mit Recht darauf
hingewiesen worden, welcher Eiertanz sich im bisherigen Abstimmungsprocedere
vollzogen hat: Im Ausschuss erhielt die Garagenförderung eine Zustimmung von den
Freiheitlichen, die Wirtschaftsförderung wurde abgelehnt. Im Stadtsenat gab es
eine geteilte Zustimmung. Ein Mitglied der freiheitlichen Mitglieder des
Stadtsenats hat zugestimmt, die anderen waren dagegen. Heute spricht Herr Dr
Schock von einer absoluten Ablehnung.
Was da relativ
ist, brauche ich nicht näher zu erklären. Von absolut kann keine Rede sein. Sie
eiern da herum in dieser Frage, was mir manche Ihrer Begründungen
verständlicher macht, als der Inhalt Ihrer Aussagen. Das muss man auch sagen. (Beifall bei der SPÖ.)
Es hat am Anfang,
Herr Dr Schock, sozusagen eine Erwartungshaltung bei mir und vielleicht auch
bei den Kollegen meiner Partei gegeben, wie Sie davon ge-
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