Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 138
Forderungen sogar erhebliche Nachteile für ausländische
Mitbürger bringen würde. (GR Mag Rüdiger Maresch: Wenn sie sozial integriert
werden?)
Stichwort Wohnen: Hier fordern die GRÜNEN bessere
Maßnahmen gegen Wohnungsspekulationen, weil viele ausländische Staatsbürger von
skrupellosen Hauseigentümern über den Tisch gezogen werden. - Ja! Wir sagen ja
- eine gute Forderung, denn in Wien darf für Spekulation kein Platz sein. Aber
diese Forderung wird hier leider an die falsche Adresse gerichtet, denn die
notwendigen Maßnahmen im Mietrecht, um Spekulanten besser das Handwerk legen zu
können, müssen auf Bundesebene gesetzt werden. Das ist ein wichtiger Grund,
weshalb die SPÖ seit vielen Jahren die Verländerung des Mietrechts fordert.
Trotzdem
ist die Stadt bei der Bekämpfung der Spekulation erfolgreich. Sie hilft
einerseits mit dem Rechtshilfefonds. Er unterstützt jährlich 300 Familien,
die zu Opfern von Spekulanten geworden sind. Diese Unterstützung reicht von
rechtlicher Vertretung vor Gericht bis zu Ersatzwohnungen, die organisiert
werden. Andererseits hilft die Stadt durch die 900 Notfallswohnungen, die
bisher vergeben worden sind. Dieses Notfallswohnungs-Programm wird so lange weitergeführt,
solange es Familien gibt, die diese Hilfe benötigen.
Ein zweiter
wohnspezifischer Punkt der Staatsbürgerschaft heißt: vollständige Öffnung der
Gemeindebauten. Diese Forderung ist genauso wenig neu wie gut. Wir
Sozialdemokraten setzen nicht auf Hauruck-Aktionen, sondern auf behutsame
Maßnahmen in Abstimmung mit allen Betroffenen. Gerade im Gemeindebaubereich
erfordert jede politische Maßnahme beinharte Knochenarbeit vor Ort,
Überzeugungsarbeit nämlich. Es ist leicht, aus luftigen Höhen herab sozialromantische
Wunschvorstellungen von sich zu geben. Im Gegensatz zu den Grünen müssen wir uns als
Regierungspartei aber auch überlegen, wie man seine Vorstellungen umsetzen
kann.
Freilich, ein
irrsinnig toll funktionierendes Miteinander im Gemeindebau, wo ausschließlich
tolerante Menschen andere ausschließlich tolerante Menschen irrsinnig gerne
einladen, damit sie endlich untereinander irrsinnig tolle Kochrezepte
austauschen können, das wäre schön. Nur spielt es das leider in den meisten
Fällen nicht. Deshalb wäre es auch irrsinnig blöd, den Gemeindebau auf der
Stelle und völlig zu öffnen.
Darüber hinaus
würde auf der Stelle ein zusätzliches Programm entstehen. Derzeit liegen die
Vormerkungen für eine Gemeindewohnung bei nur noch etwa 11 000. Noch vor
sechs Jahren waren sie doppelt so hoch. Durch den von den Grünen geforderten Zugang für
ausländische Staatsbürger würden die Wartezeiten für eine Gemeindewohnung auf
einen Schlag drastisch verlängert. Statt durchschnittlich einem Jahr bis
eineinhalb Jahre Wartezeit, wie es jetzt der Fall ist, müssten die Familien
dann fünf, sechs oder noch mehr Jahre warten. Das kann doch nicht der Inhalt
einer vernünftigen Politik sein, gerade jetzt, wo endlich durch ein großes
Wohnungsangebot die Wartelisten für Gemeindewohnungen halbiert worden sind.
Es ist auch
hanebüchen den Gemeindebau als Allheilmittel für jedes Integrationsproblem
anzusehen. Die Fakten sehen auch ganz anders aus. In diesem Jahr werden
20 Prozent aller vergebenen Genossenschaftswohnungen an ausländische Staatsbürger
vergeben. Das ist eine sehr neue und sehr positive Entwicklung, die zeigt, dass
die hier gesetzten Integrationsmaßnahmen greifen.
Ich danke für
die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Die
Aktuelle Stunde ist beendet.
Bevor wir zur
Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der
Geschäftsordnung bekannt, dass an schriftlichen Anfragen von
Gemeinderatsmitgliedern des Grünen Klubs im Rathaus 9, des ÖVP-Klubs der
Bundeshauptstadt Wien 6 und des Klubs der Wiener Freiheitlichen 5
eingelangt sind.
Vor
Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des Grünen Klubs im
Rathaus 3, des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien 4 und des Klubs
der Wiener Freiheitlichen 6 Anträge eingelangt.
Den
Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisung
erfolgt wie beantragt.
Von der
Tagesordnung wird die Postnummer 185 (PrZ 124/01-GFW)
abgesetzt.
Die Anträge
des Stadtsenats zu den Postnummern 1, 3 und 4, 6 bis 12, 14, 25, 30 und 31, 33 bis
35, 38, 40 bis 61, 73, 75 bis 78, 80 und 81, 84 bis 92, 97 bis 110, 113, 115,
117 bis 125, 127 bis 131, 133 bis 136, 140 bis 142, 144, 146 bis 150, 153 bis
155, 158 bis 160, 163 und 164, 166, 173, 175 bis 177, 179 bis 182, 186, 189,
190, 193 und 195 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt
gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderats zu
diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß
§ 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen, und stelle fest,
dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl
von Mitgliedern des Gemeinderats gegeben ist.
In der
Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender Beratung die Postnummer 184 zum
Schwerpunkt-Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung
der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummer 183, 187, 188, 191, 192, 194, 23,
143, 145, 24, 26, 27, 28, 29, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 32, 36, 37, 39,
62, 63, 64, 196, 74, 82, 83, 93, 95, 96, 111, 112, 114, 116, 126, 132, 137,
138, 139, 79, 94, 161, 162,165, 167, 168, 169, 170, 171, 172, 174, 178, 2, 5,
13, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 15, 151, 152, 156, 157 und 197. Diese
Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen.
Es gelangt nunmehr
die Postnummer 184 (PrZ 122/01-GFW) der Tagesordnung zur
Verhandlung.
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