Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 138
macht keine Aussendungen, ohne nicht seine politisch
zuständige Stadträtin wenigstens davon zu informieren. Daher ist es schon
überraschend, dass die Fraktion das dann zurücknimmt und durchaus die Arbeit
der Integrationsstadträtin lobt - die auch nicht ganz so ist, wie das hier
dargestellt wird. (GR Godwin Schuster: ... Der Integrationsfonds ist keine
parteipolitische Einrichtung, falls Sie das noch nicht bemerkt haben!) Der
Weg, den die SPÖ in der Integration seit Jahren gegangen ist, Herr Kollege
Schuster, war der falsche. Sie haben es von der falschen Seite her aufgezogen.
Integrieren kann ich nicht, indem ich mit dem Hammelgrillen im Hinterhof
beginne, sondern integrieren kann ich, indem ich versuche, die hier
befindlichen Ausländer in Österreich zu integrieren. (GR Franz Ekkamp:
Hammelfleisch gibt es gar nicht!)
Die Sprachoffensive, die zuerst vom Kollegen
Stürzenbecher erwähnt wurde, ist durchaus etwas Positives und es wurden auch hohe
Besucherzahlen verzeichnet, nur: Es hat überhaupt nie jemand kontrolliert, ob
dabei auch jemals ein Erfolg herausgekommen ist. Ein Schulbesuch oder
Kursbesuch besagt nämlich noch nicht, dass die Sprache dort auch wirklich
erlernt wurde!
Das ist auch einer der Hauptgründe für den
Integrationsvertrag der Bundesregierung, und in diesem Zusammenhang sieht man,
dass die SPÖ kein Verständnis dafür hat, dass Integration nur dann möglich ist,
wenn ich auch die Sprache des jeweiligen Landes verstehe. Das ist eine
Grundvoraussetzung dafür, und aus diesem Grund ist dieser Integrationsvertrag
ein interessanter und gescheiter Vertrag. (Beifall bei der FPÖ. - GR Godwin
Schuster: Den Integrationsvertrag gibt es ja noch gar nicht! Der ist ja noch
gar nicht im Nationalrat gewesen!)
Wenn ich nur Deutschunterricht gebe und keinerlei
Sanktionen vorsehe, dann kann es sein, dass das eintritt, was ich anlässlich
einer Wahl beobachten konnte, bei der ich selbst in der Wahlkommission gesessen
bin. Da kam ein chinesisches Ehepaar herein, die nach zehn Jahren Aufenthalt in
Österreich österreichische Staatsbürger geworden waren und kein Wort Deutsch
konnten! Die Wahlleiterin dort hat der Frau dann gezeigt: Das ist Vranitzky,
SPÖ; und das ist - ich weiß nicht mehr, wer es von der ÖVP war -; und das ist
FPÖ, Haider - prrrrrr! - So ist sie dort gestanden! (GR Johann Hatzl: Herr
GÜNTHER, ich verstehe das!)
Das war die Taktik, mit der Sie versucht haben, Leute
zum Wählen zu bringen. Wenn die Kollegin sagt, wir können mehr Wähler nur bekommen,
indem wir den hier wohnenden Ausländern auch das Wahlrecht geben, sage ich:
Nein, Sie müssen für die österreichischen Staatsbürger, die in Österreich
wahlberechtigt sind, auch die Möglichkeiten, ihr Wahlrecht auszuüben,
verbessern, etwa durch die Einführung der Briefwahl oder auch durch sonstige
Überlegungen im Bereich des Wahlrechts. - Ich weiß schon, dass Sie dagegen
nichts haben.
Zu sagen, Wahlrecht erhöht Integration, ist der
falsche Zugang. Die Integration kann erhöht werden durch gegenseitiges
Verständnis, nur erwarte ich Verständnis nicht nur von den Österreichern für
die Ausländer, sondern ich erwarte vor allem von den hier lebenden Ausländern
das Verständnis für ihr Land: ihr Heimatland, in dem sie sich anscheinend wohl
fühlen und in das sie gezogen sind. Hier den Weg der Österreicher mitzugehen,
das kann nur unser Ziel sein! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Nurten Yilmaz. - Bitte schön.
GRin Nurten Yilmaz (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Gäbe es die GRÜNEN nicht, müsste man sie wirklich
erfinden! (Demonstrativer Beifall bei den
GRÜNEN.) Sie sind für jede Partei im Gemeinderat nützlich: Für die FPÖ
geben sie den idealen Watschenmann ab. Herr Kabas und Kollegen zeigen mit
warnendem Finger auf die GRÜNEN und malen in den schrillsten Farben und
schrecklichsten Visionen aus, was Wien wäre, könnten die GRÜNEN ihre
Vorstellungen umsetzen.
Die ÖVP wiederum kann sich mit dem Hinweis auf die
GRÜNEN bei jeder Gemeinderatssitzung als Retter des christlichen Abendlandes
geben.
Und wieso sind die GRÜNEN für uns Sozialdemokraten so
nützlich? - Weil sie jedem vernünftigen Menschen den Unterschied zwischen
sozialromantischer Träumerei und verantwortungsbewusster Realität aufzeigen (Beifall bei der SPÖ. - Ironische Heiterkeit
des StR DDr Eduard Schock sowie der GRe Heinz Christian Strache und Gerhard
Pfeiffer.), weil
sie klar und deutlich vor Augen führen, was auf der einen Seite Wünsche ans
Christkind sind und was es andererseits heißt, tagtäglich beinharte
Knochenarbeit gemeinsam mit den Betroffenen zu machen! Deswegen sage ich: Gäbe
es die GRÜNEN nicht, müsste man sie aus Gründen der Nützlichkeit für die
anderen Parteien erfinden. (Heiterkeit des GR Johannes Prochaska.)
Natürlich bin ich mir im Klaren darüber, dass wir
Sozialdemokraten mit den Zielen der GRÜNEN in der Integrationsfrage
grundsätzlich gar nicht so weit auseinander liegen. Vorstellungen mancher
ÖVPler sind uns genauso fremd wie die Hump-Dumpen-Visionen der FPÖ. Der zu
Recht als unmenschlich bezeichnete Integrationsvertrag ist ja eine
Manifestation des Willens von Blau und Schwarz. Ein harmonisches Miteinander
unterschiedlicher Kulturen in Wien ist das Ziel der Sozialdemokraten und wohl
auch der GRÜNEN.
Bis zu diesem Ziel müssen aber die Mühen der Ebenen
bewältigt werden und hier spießt es sich. Das jüngste Beispiel ist die von den
GRÜNEN gewünschte "Wiener Stadtbürgerschaft". Hier wird frei von der
Leber weg alles gefordert, was für Zuwanderer gut sein könnte. Ich sage deshalb
bewusst "könnte", weil ich der Meinung bin, dass die Umsetzung
einiger
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