Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 138
was das Immobilienmanagement betrifft, sondern auch, was
ganz generell die Haltung der Stadt Wien zum Thema Verkauf von gemeindeeigenen
Immobilien betrifft.
Können Sie sich, wenn wir
die Probleme der BIG jetzt einmal außer Betracht lassen, grundsätzlich vorstellen,
dass in Zukunft in vermehrtem Maße Immobilien der Stadt Wien - ich sage jetzt
absichtlich nicht "Gemeindebauten" oder "Gemeindewohnungen",
sondern "Immobilien der Stadt Wien" - verkauft oder zum Gegenstand ähnlicher
Transaktionen, wie "sale & lease back", gemacht werden?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Stadtrat.
VBgm Dr Sepp Rieder: Wir reden hier ja
miteinander auf Expertenebene, und ich kann daher voraussetzen, dass Sie über
die Geschäfte des Wirtschaftsförderungsfonds, unter denen ja auch Grundstücksgeschäfte
sind, wo es laufend zu Veräußerungen von Grundstücken zur Förderung von
Wirtschaftsunternehmen kommt, Bescheid wissen und dass Sie über den
Grundstücksbereitstellungsfonds ebenfalls informiert sind. Es kann daher nur um
die Frage gehen, ob es zusätzliche Strategien geben kann, die dazu führen, dass
man Grundstücke veräußert.
Ich denke - und ich habe auch kein Hehl daraus
gemacht -, dass man aus dieser Zielsetzung der Immobilienverwaltung heraus auch
so etwas wie eine Projektentwicklungsarbeit, wie sie zum Teil für die
"Platte" stattgefunden hat - es gibt dafür ja sozusagen einige
Vorbilder -, genereller angehen könnte, und unter diesem Gesichtspunkt wäre
dann sehr wohl die Frage zu stellen, ob der Immobilienbesitz der Stadt nicht
zum Teil das Halten von nicht notwendigen Grundstücken bedeutet, die einen
anderen wirtschaftlichen Wert ergeben könnten.
Auf der anderen Seite ist klar, dass jede Veräußerung
eines Grundstücks ein Einmalerfolg ist: Damit ist das Grundstück dann sozusagen
weg. Das "Versilbern" beziehungsweise das Verkaufen des "Familiensilbers"
ist ja bekanntlich nicht beliebig wiederholbar. Daher geht es in diesem
Zusammenhang auch um die Frage eines gezielten Vorgehens, bei dem als einer der
Gesichtspunkte auch die Tatsache zu berücksichtigen ist, dass Immobilienbesitz
etwas ist, von dem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten manche sagen, dass man
sein Geld am besten in Immobilien anlegt. Es kann also nicht um einen
prinzipiellen Ausverkauf gehen - einen solchen haben Sie auch nicht angesprochen
-, sondern es bedarf einer klugen Überlegung, wie man sinnvoll, im Interesse
auch des Steuerzahlers, mit vorhandenen Grundwerten umgeht, die möglicherweise
wirtschaftlich besser genützt werden können.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
zweite Zusatzfrage stellt Herr GR Josef Wagner. - Bitte schön.
GR Josef Wagner (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Stadtrat!
Aus
Ihrer Antwort habe ich entnehmen können, dass Sie grundsätzlich einen Verkauf
von Immobilien - und zwar auch Immobilien im Sinne von Gemeindebauten, im
Bereich des sozialen Wohnbaus - nicht ausgeschlossen haben, wobei ich schon
zugestehe, dass es sich bei allen mir bisher bekannt gewordenen Verkäufen in
dieser Richtung ausschließlich um Liegenschaften handelte, bei denen der
Rechnungshof der Stadt Wien empfohlen hat oder "Wiener Wohnen"
empfohlen hat, sich von diesen Liegenschaften zu trennen, weil sie nicht ins Konzept
passen und so weiter, und bei deren Veräußerung auch keine Nachteile für die
Mieter zu erwarten waren und zu erwarten sind.
Meine Frage ist daher:
Können Sie für die Zukunft ausschließen, dass dann, wenn das
Lease-back-Verfahren aus finanztechnischer Sicht absolut sicher wäre - aus
vertraglicher Sicht ist es das -, Gemeindebauten, Immobilien im Bereich des sozialen
Wohnbaus in Form von Lease-back-Verträgen verwertet werden?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Ich
bitte um die Beantwortung.
VBgm Dr Sepp Rieder: Das schließe ich
aus, das ergibt auch keinen Sinn. Nach dem, was ich zuvor gesagt habe, wäre das
ja ein Bruch in den Überlegungen. Es ist auch nicht Gegenstand der
Projektplanung, die ich hier beschrieben habe. Hier kommt eben die MA 17,
also "Wiener Wohnen", überhaupt nicht vor. Ich denke - das brauche
ich vielleicht auch Ihnen gegenüber nicht zu erklären -, dass der Grundgedanke,
von dem wir ausgehen, natürlich überhaupt nichts damit zu tun hat, dass man
Bereiche einfach nur sozusagen hinaus verkauft, um sie dann zur Gänze wieder
zurückzuleasen. Das ist etwas, was ja offenbar von Eurostat auch grundsätzlich
abgelehnt wird, aber es gibt auch grundsätzliche Bedenken gegen eine solche Vorgangsweise.
Um es noch einmal zusammenzufassen: Das schließe ich mit
Garantie aus.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön. - Die dritte Zusatzfrage wird von Herrn GR Dipl Ing Margulies gestellt.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Wenn wir über die Wiener Immobilien ganz allgemein
reden, stellt sich immer die Frage: Wissen wir eigentlich, wie viele Immobilien
wir tatsächlich besitzen? - Dies zu wissen wäre interessant, wenn man sich mit
"sale & lease back" auseinander setzt.
Ich verhehle nicht: Ich bin
nicht unglücklich darüber, dass klargestellt wird, dass die wesentlichen Bereiche
für "sale & lease back" überhaupt nicht in Frage kommen, gerade
in Wien.
Dennoch eine ganz konkrete
Frage, weil das ja als Information ganz wichtig ist: Lässt sich seitens der
Gemeinde Wien jederzeit feststellen, wie viele Immobilien Wien tatsächlich
besitzt und welchen Wert diese repräsentieren?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Stadtrat.
VBgm Dr Sepp Rieder: Quantitativ ist das möglich.
Wenn man den Rahmen nicht insofern zu weit setzt,
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