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Gemeinderat, 8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 59 von 99

 

GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Es ist mir deswegen ein großes Anliegen, dass dieses Projekt hier zur Sprache kommt, weil ich es für extrem wichtig halte und das Gefühl habe, dass bei der Textierung die Chancen nicht im entsprechenden Ausmaß zum Vorschein kommen, um nicht zu sagen, das Licht unter den Scheffel gestellt wird.

 

Es geht um nicht mehr und nicht weniger, wenn das umgesetzt wird, als dass es möglich ist, in relativ kurzer Zeit einen beträchtlichen Anteil des Lkw-Verkehrs, der in Wien fährt, auf die Schiene zu bringen, und nicht nur ein bisschen etwas. Lassen Sie mich das jetzt exemplarisch ausführen, weil wir - ich mache jetzt keine oppositionelle Straßenbaudebatte - immer über den Lkw-Verkehr diskutieren und dass es in fünf Jahren, sieben Jahren oder zehn Jahren vielleicht eine Umfahrungsstraße gibt.

 

Tagtäglich fahren durch das Wohngebiet Tausende Lkw, von denen man bisher angenommen hat, sie müssen fahren, weil wenn man ein Haus baut, muss sowohl der Aushub weg- als auch das Material hinkommen. Ich sage Ihnen einmal die Zahlen, wie viel Prozent der Lkw-Verkehr in Wien ausmacht, der nur für den lokalen Bauverkehr ist, also - noch einmal - Aushubmaterial weg, Material hin. Es ist ein Viertel des gesamten Straßengüterverkehrs und mengenmäßigen die Hälfte. Die Hälfte, mengenmäßig von dem, was in Wien Lkw-mäßig unterwegs ist, betrifft Baumaßnahmen. (GR Harry Kopietz: Unterstützen Sie den Lkw-Verkehr?)

 

Noch einmal, damit man es sinnlich bekommt. Ich habe schon bei der Generaldebatte gesagt, einen einzigen Stellplatz auszuheben, ein einziger Stellplatz, kostet - unter Anführungszeichen - "eine Umweltbelastung von zwölf Lkw-Fuhren". Also können wir uns vorstellen, wenn wir eine größere Baustelle haben, wo auch ein Keller und ich weiß nicht was gebaut wird, was da an Lkw-Fahrten notwendig ist, wenn man sagt, das muss sein.

 

Es gibt jetzt einige wenige Pilotprojekte in Wien, die gezeigt haben, dass mit marginalen Mehrkosten - schon auch der einen oder anderen Schwierigkeit - es möglich ist, das auf die Schiene zu bringen. Wie soll denn das gehen? - Ich kann mir vorstellen - das sagen viele -, dass man Fernverkehr auf die Schiene bringt, aber doch nicht den Nahverkehr. Das Konzept ist Folgendes: Es gibt überall in Wien - viel mehr als wir im Bewusstsein haben - Schienen. Dazu bedarf es auch keines großen Bahnhofs. Dazu bedarf es der Möglichkeit, dass ein Zug 24 Stunden beziehungsweise überhaupt nur 12 Stunden über Nacht steht und geschaut werden muss, wo in der Nähe eine Baustelle ist, eine Lkw-Möglichkeit, die es oft in einigen 100 Metern oder einigen wenigen Kilometern Entfernung gibt. Dort steht jetzt ein großer Zug. Das, was normalerweise passiert, ist, dass der Aushub irgendwo quer durch Wien geführt wird, dann auf die Tangente fährt und auf irgendeine Deponie im Norden, Süden, Osten oder Westen Wiens gelegt wird. So fährt man oft nur einige wenige 100 Meter mit einem Container zu einem Zug, ladet diesen Container ab und der gesamte Lkw-Verkehr ist dann auf der Schiene. Es gab einige wenige Projekte, die, meine Damen und Herren, 90 Prozent des Lkw-Verkehrs erfolgreich auf die Schiene gebracht haben.

 

Jetzt soll dieses EU-Projekt richtigerweise sagen, welche technischen Infrastrukturen ... (GR Mag Harald STEFAN: Haben Sie sich auch die Logistik überlegt?) Ich habe mir einiges überlegt und auch dieses Konzept hat sich einiges überlegt. (GR Günter Kenesei: Das war ein qualifizierter Zwischenruf!)

 

Der Punkt ist, dass wir so rasch wie möglich - das ist der Kern meiner Rede, als Aufforderung an StR Faymann insbesondere - Konsequenzen ziehen könnten. Ich sage, Konsequenz eins: Ab sofort bei allen Bauträgerwettbewerben - sofern das noch nicht der Fall ist -, ernsthaft eine Prüfung einzureichen, ein Nebeneinander, der gesamte Baustellenverkehr über den Lkw - wie es noch immer der Regelfall ist - oder über die Bahn. Worin liegt das Problem?

 

Ich sage Ihnen jetzt ein Stadtentwicklungsgebiet, das besonders prädestiniert wäre. Ich hoffe, es wird durchgesetzt. Das ist die KDAG-Geschichte, worüber wir schon öfters gesprochen haben. Dort ist ein Bahnanschluss nicht irgendwo in der Nähe, sondern mitten am Grundstück. Es wäre dort also - ich sage es zugespitzt - ohne eine einzige Lkw-Fuhre möglich. Das sind - ich habe nur eine Schätzung - über die Jahre 10 000 Fahrten in diesem Gebiet. Das ist ein Wahnsinn! Dort würde alles mit dem Zug weggeführt werden können, wenn - jetzt wird es spannend - jemand das vorschreibt. Bisher war niemand dafür wirklich zuständig. Darum die Frage: Kann man hier nicht kurzfristig Richtlinien erlassen?

 

Ich habe oft das Gefühl - darum ist es mir so ein Anliegen, hier zu sprechen -, dass über gewisse Dinge unglaublich lange kontrovers diskutiert wird, und bei ganz billigen Punkte - fußballermäßig ausgedrückt - steht man alleine beim Elfer, der Tormann ist hinausgelaufen, man müsste nur hineinschießen, aber das passiert irgendwie nicht, weil es nicht auffällt. Ich verstehe nicht, meine Damen und Herren, warum ein Konzept, das technisch und wirtschaftlich möglich ist und auf einen Schlag ein Drittel des Lkw-Verkehrs entfernen könnte, nicht umgesetzt wird. Keine Straße kann das versprechen, dass das irgendwo unter "ferner liefen" abgehandelt wird, wo das jetzt zwar - ich finde das toll und notwendig, das ist alles ein EU-Projekt - geprüft wird - ich stimme auch mit Begeisterung zu -, aber ob man nicht rasch daraus Konsequenzen zieht.

 

Das geht auch bei Baulücken. Schauen wir uns das dort an, wo es ein bisschen versucht wurde - ich finde viel zu wenig -, beim mengenmäßigen Riesenprojekt Lainzer Tunnel, wo es möglich gewesen wäre, sehr viel mehr über die Bahn abzuwickeln. Da stellen sich

 

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