Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 99
schwachsinniger Vorsitz! - GR Mag Christoph Chorherr:
Geschäftsordnung! 5. Frage! - GR Günter Kenesei: Geschäftsordnung!
Geschäftsordnung! - Allgemeine Aufregung.)
Ich danke
vielmals. Nachdem man mir eine schwachsinnige Führung vorgeworfen hat, die
5. Anfrage. Aber ich entschuldige das, den Zwischenruf von der freiheitlichen
Partei.
Entschuldigen
Sie, Herr Bürgermeister.
Frau GRin
Marie Ringler hat die 5. Anfrage (PrZ 0016/GM/01-KGR)
an den Herrn Bürgermeister gestellt: Herr
Bürgermeister, Sie haben im Sommer angekündigt, dass die Stadt Wien den
Nachlass von Johann Strauß einerseits an die Erben zurückgeben wird und
andererseits als einen Beitrag zur Aufarbeitung und Wiedergutmachung
österreichischer NS-Geschichte diesen zurückkaufen wird. Derzeit herrscht
jedoch Unklarheit über die konkreten Bedingungen des Rückkaufs. Wie hoch ist
die Rückkaufsumme, aus welchem Budgetansatz und bis wann wird diese
aufgebracht?
Bgm Dr Michael
Häupl: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin!
Die Stadt Wien
hat die Sammlung Strauß-Meyßner, das ist jener Teil des Nachlasses von Johann
Strauß, für den die Wiener Rückstellungskommission die Restitution empfohlen
hat, bereits im Mai 2001 an die Erben nach Adele Crespo de la Serna
zurückgestellt. Eine Ankündigung der Rückstellung im Sommer 2001 fand daher von
mir nicht statt. Sie wäre auch sinnlos gewesen, weil die Rückstellung zu diesem
Zeitpunkt bereits vollzogen war. Wohl aber besteht die prinzipielle Absicht der
Stadt Wien, diese einmalige und für die Kulturgeschichte der Stadt so
bedeutsame Sammlung wieder zu erwerben.
Die Sammlung
verblieb nach der Prüfung des Bestands durch einen von den Erben beauftragten
Rechtsanwalt, die im Juni 2001 abgeschlossen wurde, weiterhin in der Wiener
Stadt- und Landesbibliothek beziehungsweise im Historischen Museum der Stadt
Wien und wurde auf Kosten der Stadt Wien versichert. Unmittelbar nachdem die
Erben ihre Absicht geäußert hatten, die Sammlung in Wien zu belassen und das
Londoner Auktionshaus Sotheby als Beauftragte für die Verhandlungen
nominierten, begannen Anfang September 2001 intensive Verhandlungen für den
Rückkauf der Sammlung Strauß-Meyßner. Diese Verhandlungen sowie die damit verbundenen
rechtlichen und steuerlichen Abklärungen sind noch nicht zur Gänze
abgeschlossen, sodass die genaue Summe, die für den Rückkauf erforderlich sein
wird, noch nicht bekannt ist. Abgesehen davon, dass, auch wenn ich sie kennen
würde, vor Abschluss des Kaufvertrags ich sie hier öffentlich nicht nennen würde,
weil wir dann gleich am nächsten Tag wieder weiterverhandeln könnten.
Der Kaufpreis
wird voraussichtlich in den Jahren 2002/2003 aufgebracht werden müssen. Für das
Jahr 2002 ist im Entwurf des Kulturbudgets dafür ein Betrag von
54 Millionen S beziehungsweise rund 3,9 Millionen EUR
vorgesehen, der auf dem Budgetansatz der Wiener Stadt- und Landesbibliothek
bereitgestellt wird.
Grundsätzlich
halte ich es für wichtig, einen wichtigen und bedeutenden Teil des kulturellen
Erbes im Besitz der Stadt Wien zu erhalten. Es ist auch ein moralisches Gebot,
dass nach Möglichkeit jene Teile des kulturellen Erbes, auf die wir so stolz
sind und von denen wir realisieren müssen, dass sie zu Unrecht in unserem
Besitz sind, nicht nur an die rechtmäßigen Erben zurückzugeben, sondern nach Möglichkeit
auch wieder zu erwerben sind.
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Bitte,
Frau Gemeinderätin.
GRin Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Herr
Bürgermeister!
Ich nehme Ihre
Ausführungen mit großer Freude an. Es freut mich zu hören, dass Sie sich in
dieser wichtigen Sache so engagieren.
Was mich noch interessieren würde, ist, wer von Seiten der
Stadt Wien hier verhandelt und auch welche Rolle der Restitutionsbeauftragte
Kurt Scholz hat?
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael
Häupl: Selbstverständlich ist
dafür der Kulturstadtrat politisch federführend, in dessen Ressort das auch
fällt. Die Verhandlungen selbst werden auf Anwaltsebene beziehungsweise auf
Beamtenebene geführt. Der Restitutionsbeauftragte ist, wie bei allen
Angelegenheiten der Restitution, selbstverständlich dabei. Es ist dies für ihn
angenehmer Weise sein geringstes Sorgenkind.
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Danke. -
Als Nächster ist Herr GR Dr Salcher zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Es gibt Informationen darüber, dass diese budgetierten
54 Millionen S nicht ausreichen könnten.
Meine Frage ist daher:
Sollte der Betrag mehr ausmachen, weil es ja wirklich um ein sehr wertvolles
Gut geht, sind Sie persönlich dann bereit, im Rahmen Ihrer Möglichkeiten sich
dafür einzusetzen, dass wir das natürlich trotzdem zurückholen, und zweitens
sollten wir als Stadt nicht überhaupt darüber nachdenken, einen Fonds oder
etwas zu schaffen, damit für derartige Fälle - und das wird ja nicht der Einzige
bleiben - in Zukunft Sorge getragen wird?
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael
Häupl: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Ich bitte von
Fondsideen in einem solchen Zusammenhang Abstand zu nehmen. Wir haben in der Vergangenheit
bewiesen, dass wir in der Lage sind, innerhalb von ganz, ganz kurzer Zeit -
Stichwort Schönberg - Entscheidungen zu treffen und das Geld auch aufzustellen.
Ich verstehe schon, dass auch für diesen
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