Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 100 von 125
unterrichtet.
Wir leisten uns in Zeiten
genereller Einsparungen und eben sozialer Kürzungen des Bundes und Ressourcenverknappung
diesen hervorragenden Bereich, wir leisten uns dieses Geld für den wichtigen
Sozialbereich der Pflege und Betreuung im Alter.
20 Prozent
der Bevölkerung, zirka 310 000 Menschen sind über 60 Jahre alt, und
wir setzen alles daran, diese Menschen so lange es nur geht mobil und
eigenständig zu erhalten. (Beifall bei
der SPÖ.)
Sie haben jetzt sehr heftig
über Cannabis diskutiert und ich schätze Diskussionen, wir müssen das emotionsfreier
durchführen.
Meinen
Standpunkt zu allen Drogen kennen Sie. Ich finde sämtliche Drogen, außer im
medizinischen Bereich, unnötig. Das sind die illegalen Drogen ebenso wie die
legalen Drogen, wobei Alkohol und Nikotin niemals als Medikament einzusetzen
sind. Ich bin nicht - das sage ich gleich - für eine Freigabe, aber ich bin
auch nicht für die Bestrafung der Konsumenten, denn das ist kontraproduktiv. Da
stoße ich sie ins Elend. (Beifall bei der
SPÖ.)
Wäre ich für
die Freigabe, würde ich der Gesellschaft signalisieren, die Mittel sind
harmlos, wovon ich - und das ist ein wissenschaftlicher Streitpunkt - nicht
überzeugt bin. Man kann mich nicht überzeugen, dass eine Substanz, die auf das
Zentralnervensystem wirkt, wirklich absolut harmlos ist. Das ist aber, wie
gesagt, ein wissenschaftlicher Streit. Daher bin ich nicht dafür, dass man
sagt: Nehmt das ruhig. Aber bestrafen wir Jugendliche, grenzen wir sie aus,
dann besteht die besondere Gefahr der weiteren Suchtlaufbahn, und die will ich
unter allen Umständen verhindern. (Beifall
bei der SPÖ.)
Wir können
niemals vorher sagen bei einem Menschen, weder wenn er Alkohol noch wenn er
Drogen konsumiert, ob er abhängig wird. Es ist nicht das Mittel allein, das
abhängig macht, es liegt schon auch an dem betreffenden Menschen. Ich habe das
jahrelang bei einem relativ hohen Drogeneinsatz gesehen. Ich selbst habe
onkologische Patienten betreut, aber praktisch sind uns - bis auf ein, zwei
Fälle, die vorher schon auffällig waren, nur haben wir das damals nicht so
realisiert, weil das nicht so bekannt war - niemals Patienten süchtig geworden,
niemals abhängig, obwohl sie relativ hohe Dosen bekommen haben.
Normalerweise
fühlt sich kein Mensch bei harten Drogen wohl. Ich kann das nur aus eigener
Erfahrung bei operativen Eingriffen sagen, denn ich bin fast immer umgekippt,
wenn mir Opiate verabreicht wurden. Ich habe nie so schreckliche Albträume und
Angstzustände erlebt, wie unter "Drogen-Einwirkung". Aber der, der
sagt, die Wurschtigkeitsspritze oder wie immer man das nennt, war schön, und es
war so toll, so dahinzuschweben, der hat vielleicht doch die Gefährdung, abhängig
zu werden, der empfindet diesen Zustand positiv.
Und darin
liegen die Gefahren. Cannabis ist als Medikament in Österreich noch nicht
zugelassen, kann aber natürlich jederzeit eingesetzt werden, wenn es Ärzte
verschreiben. Ich rate Ihnen - am Samstag findet im Hotel Wimberger eine
Schmerzenquete von Prof Kress statt und gleich der erste Tagesordnungspunkt
ist: "Therapie mit Cannabis". Ich bin sicher, es steht allen frei,
dort hinzugehen. Solche Veranstaltungen medizinischer Natur sind immer
öffentlich, und wen es interessiert, der soll sich das wirklich anhören.
Ich würde
vorschlagen, dass wir uns einmal außerhalb des Gemeinderatssaales wirklich ernstlich
mit Drogen beschäftigen, wobei wir weder verharmlosen noch dämonisieren,
sondern vor allem unser Prinzip "Helfen statt Strafen" immer wieder
voranstellen sollten. Das ist mir das Wichtigste bei der Drogenbekämpfung. (Beifall bei der SPÖ.)
Nach den
Berichten vom ÖBIG zeigt sich auch eine Änderung im Konsumverhalten, nämlich
weg von den Opiaten und Tranquilizern hin zu den Aufputschmitteln wie Weckamine
und Ecstasy. Unser Drogenkoordinator Peter Hacker hat das auch als Spiegelbild
der Gesellschaft apostrophiert. Es wurde auch in dem ÖBIG-Bericht gezeigt, dass
der Drogenkonsum in Wien wesentlich geringer ansteigt, als in ländlichen Gebieten.
Was auch immer die Ursache dafür ist, aber ich glaube, dass wir mit dem
"Fonds Soziales Wien" sehr erfolgreich sind und dass der Weg, den wir
gehen, ein guter ist, wir sollten ihn alle unterstützen und uns ernstlich damit
auseinander setzen. Drogenpolitik ist ein viel zu heikles Thema, als dass sie
einem Hickhack, so wie es jetzt hier stattgefunden hat, zum Opfer fallen
sollte. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich habe mir
viel mehr vorbereitet zum Drogenbericht und zum Fonds "Soziales
Wien", nur ich möchte die Zeit nicht zu lange diesem Thema widmen. Ich
wollte auch nur sagen, "Check it!" war am Anfang ein Projekt, gegen das
man war. Auch Gesundheitsstaatssekretär Prof Dr Waneck hat das mit Geldmitteln
gefördert, weil er auch von der Qualität dieses Projekts überzeugt war und es
ist ein europaweit beachtetes Projekt geworden. Wir sollten immer wieder solche
Projekte durchführen, wo wir den Menschen helfen.
Wir dürfen
nicht nur Schreckensbilder zeichnen und den erhobenen Zeigefinger verwenden.
Das zieht bei der Jugend nicht mehr. Wir müssen andere Mechanismen anwenden.
Sie haben sehr richtig gefragt: Was verursacht denn Alkoholkonsum? - Es sind
andere Mechanismen. Man muss die Jugend stärken im Nein-Sagen, im Selbstbewusstsein,
im Sich-selbst-Lieben fördern, dann wird das nicht stattfinden. Natürlich gibt
es auch einen illegalen Alkoholkonsum, denn es ist verboten, an Jugendliche
Alkohol auszuschenken, aber auch das geschieht noch immer.
Und nur weil Sie
angesprochen haben, dass gerade Sozialisten, Marxisten und sonstige gar so für
die Drogen sind: Ich weise Sie darauf hin, schon in der Anfangsgeschichte
meiner Partei war die Abkehr von den Drogen eine dringende Forderung. Auf
welchen Gründen das immer beruht, es mag durchaus sein,
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