Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 125
unseren Antrag bezüglich
der Ordensspitäler. Ich bin jemand, der sehr gerne etwas lernt und auch gerne
immer an Wissen zulegt. Im konkreten Fall jedoch muss ich dich darauf
aufmerksam machen, dass die Nichterwähnung der Barmherzigen Brüder im Interesse
der Barmherzigen Brüder war und sie mir ein E-Mail schicken haben lassen, in
dem sie darum ersucht haben, nicht erwähnt zu werden. - Frag mich nicht, warum.
- Das zeigt, dass es sozusagen intern hier auch verständliche oder nicht
verständliche, für mich - da lerne ich auch noch - nicht durchsichtige und
durchschaubare Rivalitäten oder Absprachen gibt.
Letztlich unterstütze ich
aber auch die Position, dass man sie hier kritisch betrachten soll, aber keinesfalls
sozusagen irgendwelche nicht begründeten Bevorzugungen machen, sondern auf die
Sache, auf die Inhalte und ihre Leistungen abstellen soll. - Danke.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke
schön. - Als Nächste ist Frau GRin Jerusalem zum Wort gemeldet. Die restliche
Redezeit beträgt 7 Minuten.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
In unserer
sehr interessanten Debatte hat Herr GR Pfeiffer mich etwas gefragt und das
verdient natürlich auch eine Antwort. Er hat gefragt, warum wir fordern, dass
Cannabis legal wird.
Darauf gibt es
eine ganz klare Antwort: Wir wollen, dass die Menschen, die Konsumenten und Konsumentinnen
entkriminalisiert werden. Das heißt, dass keine Anzeige von der Polizei
erfolgt, dass sie nicht vor Gericht stehen und nicht das Risiko laufen, ins
Gefängnis zu kommen, und dass sie nicht vorbestraft sind. Ich denke, das ist es
wert, Cannabis zu legalisieren. (Zwischenruf
des GR Gerhard Pfeiffer.)
Sie haben
darüber hinaus gefragt: Was heißt denn das, wenn Cannabis legal ist? Heißt das,
dass dann die Menschen Cannabis legalisieren müssen? - Nein, Herr Pfeiffer, es
ist wie beim Alkohol: Sie müssen nicht, aber sie dürfen! - Ich habe nämlich
mittlerweile den Verdacht, dass Sie das mit dem Legalisieren ein Leben lang
falsch verstanden haben (Heiterkeit und
Beifall bei den GRÜNEN und Heiterkeit des GR Godwin Schuster.) und dass wir
diesem kleinen Missverständnis die sensationellen Reden verdanken, in deren Genuss
wir da immer kommen.
Sie haben
gesagt, in der Schweiz wurden durch die Maßnahmen nur 10 Prozent der
Menschen wieder sozial integriert. Das beweist, dass Sie die Studie nicht
einmal aus der Entfernung angeschaut haben, denn die Kategorie "sozial
integriert" kommt nämlich dort gar nicht vor. Ich bitte Sie daher, das
Werk tatsächlich zu lesen, zu studieren und sinnvolle soziale Maßnahmen zu
setzen. (GR Gerhard Pfeiffer: Ich tu es
jetzt nicht berichtigen, aber das stimmt nicht, was Sie sagen!)
Wir GRÜNE sind
davon überzeugt, dass unsere Drogenpolitik, die entkriminalisiert, die die
Beschaffungskriminalität beseitigt, die die Beschaffungsprostitution beseitigt,
erstens einmal Sicherheitspolitik ist, zweitens durch die Gesundheitsräume und
das Heroinprogramm Gesundheitspolitik darstellt und drittens als erstrangige
Maßnahme gegen Verelendung auch Sozialpolitik ist. Wir freuen uns und sind
stolz darauf, mit einem Schlag Sicherheitspolitik, Gesundheitspolitik und
Sozialpolitik machen zu können, und vielleicht werden Sie unseren Weg auch noch
einmal beschreiten. - Danke. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Der
nächste Redner ist Herr GR Strache. - Bitte. Die Redezeit beträgt
20 Minuten.
GR Heinz
Christian Strache (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Gemeinderatsvorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Es hätte mich
ja verwundert, wenn Frau Kollegin Jerusalem heute nicht dieses Thema angeschnitten
hätte, aber ich bin a froh, dass sie ihre Einstellung zu wesentlichen Fragen
und Problematiken, die wir in dieser Stadt haben, heute wieder so offen und
ehrlich von sich gegeben hat.
Ich habe
heute, wie ich Ihre Ausführungen hörte, den Eindruck gehabt, dass ich mich
nicht bei einer Gesundheitsbudgetrede befinde, sondern dass wir hier über
Krankheitsförderung in dieser Stadt reden und darüber, wie wir Menschen
letztlich noch näher der Sucht zuführen können (GR Günter Kenesei: Da haben Sie nicht zugehört, Herr Kollege Strache!)
- da habe ich gut zugehört! (Ruf bei den
GRÜNEN: Der hört nur auf Rechts!) -, denn wenn ich all die Ansätze, die die
Frau Kollegin heute von sich gegeben hat,
die Sicherheitsaspekte und die sozialen Aspekte, die sie genannt hat,
durchdenke, dann muss ich die Frage stellen: Ja, Herrgott noch einmal, warum
lassen wir, um das Problem Bankräuber in Zukunft zu lösen, nicht gleich die
Banken offen, damit die Bankräuber ungehindert dazu können? - Damit hätten wir
dieses Problem auch beseitigt! - Das ist genau Ihr Denkansatz: Nicht Probleme
bekämpfen, sondern erweitern! Nicht herzugehen und zu sagen: bekämpfen wir die
Alkoholprobleme, die wir in der Stadt haben! - nein, sondern zu sagen: holen
wir neue und weitere Probleme hinzu! - Das ist ein wirklich fataler Ansatz, den
Sie haben! Da haben Sie Ihre Fratze wirklich vom Gesicht gerissen! Da sieht man
jetzt wirklich, was Sie für eine drogenpolitische Fratze haben (Beifall bei der FPÖ.), und das ist gut,
dass die Bürger das erkennen, was Sie hier für ein ideologisches Denken haben!
Was Sie nämlich
wollen, ist mir und auch vielen Bürgern draußen in dieser Stadt und in diesem
Land schon klar: Sie wollen letztlich Menschen, die nicht frei sind, Menschen,
die abhängig gemacht werden, Menschen, die nicht mehr freien Geistes sind,
selbst Entscheidungen zu treffen! Sie wollen Abhängigkeiten schaffen, das ist
Ihr Ziel, und deshalb treten Sie auch dafür ein, dass Haschisch freigegeben werden
soll - genau in dem Wissen, dass Haschisch eine Einstiegsdroge ist! Da können
Sie 100 -mal hier herausgehen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular