Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 125
nachgelesen, dass die
Freiheitliche Fraktion uns vorgeworfen hat, dass unsere Betonung der Prävention
ein reines Lippenbekenntnis sei. Ich werde Ihnen heute beweisen, dass es nicht
so ist. Ich verweise hier konkret auf die Kampagne "Ein Herz für
Wien", in deren Rahmen es unter anderem um Folgendes geht: Erhöhung der
Bereitschaft für einen gesünderen Lebensstil, Reduzierung der Risikofaktoren,
Schaffung gesunder Rahmenbedingungen im Alltag, Aufklärung in Bezug auf
Vorsorgemöglichkeiten - hier wurde auch nachhaltige Information geschaffen und
eine Homepage eingerichtet.
Das sind aber
nur einige Beispiele, eine lange Reihe weiterer Projekte lässt sich mühelos
anführen:
Vermeidung von
Haltungsschäden - hier werden Lehrer geschult, um in der Schule Haltungsschäden
vorbeugen zu können.
Im Netzwerk
Ernährung werden verschiedene Organisationen zu einer Enquete am
18. Dezember zusammengebracht und werden darüber reden, wie sie in ihrer
Arbeit gesundheitsbezogene Informationen weitergeben und diese umsetzen können.
Ein
Unfallverhütungsprogramm, zum Beispiel in der Josefstadt, setzt das
Weltgesundheitsorganisationskonzept Save Communities in die Praxis um.
In derselben
Richtung wirkt auch das Großprojekt "Gesunde Leopoldstadt". Es
vernetzt hier alle sozialen und Gesundheitseinrichtungen für
Präventiveinzelaktionen und führt Informationsveranstaltungen durch und
integriert alle Zielgruppen in diese Arbeit ein. (Beifall bei der SPÖ.)
Seit 1996
läuft auch ein Unfallverhütungsprojekt für Senioren, das heißt "Sicher
gehen über 60", das sich vor allem auf die Verhütung von Unfällen im
Haushalt und in der Freizeit konzentriert. Zahngesundheitsprojekte laufen in
den Kindergärten und in den ersten vier Klassen Volksschule. Lassen Sie mich
noch das Hepatitis-B-Projekt und die Männergesundheitstage erwähnen.
Aber ein
letztes Beispiel will ich anführen, das mir persönlich besonders am Herzen
liegt, nämlich die Gesundheitsvorsorge der MigrantInnen. Wir Sozialdemokraten
wollen in Wien, und auch gerne anderswo, gleichen Zugang zur Spitzenmedizin für
alle, unabhängig von Geschlecht, Religion oder ihrer Herkunft, schaffen. Damit
haben wir auch das Prinzip der Solidarität in die Praxis umgesetzt. Wir haben
hier Barrieren für die MigrantInnen, die den Zugang zur Versorgung versperren
könnten, beseitigt und dies in einer ganz konkreten Art und Weise.
Zu diesem
Thema hat die Frauengesundheitsbeauftragte Anfang des Jahres eine internationale
Fachtagung durchgeführt, es wurden einschlägige Modelle aus ganz Europa
studiert und bereits breite Studien des Boltzmann-Instituts für
Frauengesundheitsforschung gemacht.
Wir haben heute völlig neu
entwickelte und zukunftsweisende Übersetzungs- und Dolmetscherdienste in sieben
Wiener Spitälern und mit der Ambulanz für transkulturelle Psychiatrie wurde
eine zusätzliche Betreuungsmöglichkeit geschaffen.
Meine Damen
und Herren! Das sind keine abstrakten Prinzipien und Bekenntnisse, sondern Taten
und Fakten, dort wo sie nötig sind. Der Zuspruch zu diesem Angebot und der
Erfolg gibt uns Recht. Das ist gelebte Integrationspolitik, meine Damen und
Herren, gelebte Gesundheitspolitik und gelebte Frauenpolitik. (Beifall bei der SPÖ.)
Damit bin ich
bereits in meinen nächsten Themenkreis hinübergewechselt, in das Feld der
Frauengesundheit. Wien zeichnet sich in der Frauengesundheitspolitik durch
einen umfassenden systematischen, wissenschaftlich fundierten und aus der
praktischen Umsetzung orientierten Ansatz aus. Es ist einmal Zeit, an dieser
Stelle unserer Frau Prof Wimmer-Puchinger, der Wiener
Frauengesundheitsbeauftragten, für ihr unermüdliches und erfolgreiches
Engagement in aller Form zu danken. (Beifall
bei der SPÖ.)
Kernstück der
Arbeitsergebnisse ist das Wiener Frauengesundheitsprogramm, das hier einstimmig
beschlossen wurde und es sind vier Projekte weitgehend realisiert worden.
Einige möchte ich anführen: Das Frauengesundheitszentrum FEM und FEM-Süd haben
sich wirklich gut bewährt. Von ihrem Angebot an Informationen, Beratungen und
Betreuung haben im Vorjahr, bitte, 11 000 Frauen Gebrauch gemacht, davon
3 700 Migrantinnen. Die Tendenz ist ebenso steigend, wie die
internationale Bekanntheit und Anerkennung dieses Modells. Die Wiener Kampagne
gegen Essstörungen reagiert auf ein mädchenspezifisches Problem und bietet ein
Bündel von Maßnahmen an, wie zum Beispiel eine Gratishotline, die Beratung von
Schülerinnen, eine Plattform für den professionellen Gedankenaustausch,
Fortbildungsangebote, Fachkonferenzen et cetera.
Das Wiener
Brustkrebs-Vorsorgeprogramm konzentriert sich auf Vorsorge und Früherkennung,
hier haben Frauen zwischen 50 und 70 Jahren die Möglichkeit, an den
Untersuchungen teilzunehmen. Sie werden per Post hingewiesen und ein Untersuchungsscheck
wird beigelegt und diese Informationen werden auch in serbischer und türkischer
Sprache ausgeschickt.
Obwohl wir uns
erst in der Halbzeit des Programms befinden, haben bereits 21 Prozent der
Frauen davon Gebrauch gemacht und sind mit den Schecks zu den Untersuchungen
gekommen. Die Akzeptanz ist also sehr groß.
Schließlich
hat ein Programm zur Prävention nachgeburtlicher Depression vor kurzem in
Wiener Spitälern begonnen. Man wird hier 4 000 Schwangere erfassen, was
bei einer Krankheitsanfälligkeit von 15 Prozent zeigt, welche große
Bedeutung diese Initiative hat.
Meine Damen
und Herren, meine Kolleginnen, wir können Resultate vorweisen, die
internationale Anerkennung finden, ja weithin als Modell dienen.
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28 Jahren Berufstätigkeit im Kran-
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