Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 125
gang, du bist da.
Sehr schön! Also, nachdem deine Definition von Rassismus völlig veraltet ist,
und ich mir denke, dass der Integrationssprecher einer Partei sich schon die
Mühe machen sollte, sich ein bisserl zu erkundigen, was denn eigentlich wirklich
Rassismus ist ... (GR Dr Wolfgang Ulm: Wer ist dieser Jemand?) "Jemand" ist
nett ausgedrückt.
Die gesamte
wissenschaftliche Literatur versteht sich schon seit Anfang der Neunzigerjahre
zu einer Verschiebung weg vom biologistischen Diskurs, der Rassismus nur auf
Rassenunterscheidungen zurückführt, hin zu einem Diskurs, der inzwischen längst
dazu übergegangen ist, zwischen Kulturen von Menschen zu unterscheiden und
diese tatsächliche oder vermeintliche kulturelle Differenz als Argument dafür
zu benutzen, dass eine bestimmte Bevölkerungsgruppe sehr wohl schlechter
behandelt, untergeordnet wird oder vom Zugang zum kulturellen Leben, zum
politischen Leben oder zu materiellen Ressourcen in einem Land ausgeschlossen
wird. Und das ist Rassismus, das ist kultureller Rassismus. (GR Dr Wolfgang Ulm: Das steht nicht in
dieser Form drinnen!)
Ich möchte
hier festhalten, dass diese Form von rassistischer Vorgangsweise sehr wohl auch
in Österreich existiert, sehr wohl auch in Österreich gepflogen wird, weshalb
es sehr wohl auch zulässig, möglich, ja sogar notwendig, dringend erforderlich
ist, auch hier in Österreich von strukturellem Rassismus zu sprechen. Denn wir
haben so ein Problem und wir sollten uns endlich daranmachen, die Gesetze zu verändern,
die diesen Rassismus erzeugen und prolongieren, falls wir jemals von einer
echten Integrationspolitik hier zu Lande sprechen wollen. Ich bin übrigens
gerne bereit, dir die Kopien mit diesen Definitionen zukommen zu lassen. (GR Dr Wolfgang Ulm: Was steht im Integrationsvertrag
über Kulturvorhaben?)
Es würde
wirklich den Rahmen sprengen. Wahnsinnig gerne, wirklich wahnsinnig gerne,
setze ich mich nachher mit dir nach hinten und erkläre dir, worin der
kulturelle Rassismus im Integrationsvertrag besteht. Sehr wohl ist er darin vorhanden,
denn was anderes sollte es sein, wenn man Menschen nur auf die Sprache, die sie
sprechen oder nicht sprechen, reduziert und wenn man sich von da her herausnimmt,
erwachsene Menschen durch Zwangsmaßnahmen an ihr Glück heranzuführen. Wie gesagt,
darüber kann man ziemlich lange reden, ob das Rassismus ist oder nicht ist.
Nun zu deinen
Ausführungen zum Asylgesetz. Auch das würde den Zeitrahmen sprengen. Ich habe
hier einen hervorragenden Beitrag von Melitta Sumitsch, Sprecherin des UNHCR,
in dem - exemplarisch übrigens - ausgeführt wird, wie man hier zu Lande gerade
dabei ist, sich von der Genfer Flüchtlingskonvention zu verabschieden, in dem
sie auch exemplarisch erklärt, wie das, was derzeit die neue Regierung mit dem
Asylrecht plant, eigentlich mehr dazu angetan ist, dieses Asylrecht zu etwas
anderem vielleicht zu machen, aber ganz sicher nicht zu etwas, was verfolgten
Menschen Schutz bietet.
Nicht
unkommentiert darf ich auch die Ausführungen zur Polizeireform lassen. Es ist
nämlich spannend, sich hierher zu stellen und zu erklären, dass jene Polizeireform,
die momentan vom Herrn Innenminister gemeinsam mit seinen Freunden geplant
wird, zu irgendeiner Besserungen führen soll. Sie bringt weder eine
Verwaltungsvereinfachung noch eine Verbesserung der Aufklärungsstatistik,
geschweige denn mehr Polizisten auf der Straße.
Also ich muss
mich da schon den Ausführungen von vorhin anschließen. Abgesehen vom historischen
Tiefstand, den es momentan bei Exekutivbeamten in Wien gibt - und das müsstet
ihr doch auch wohl wissen -, gibt es gleichzeitig einen Aufnahmestopp, es gibt
auch niemanden, der in den letzten Jahren in der Akademie ausgebildet worden
ist, und es gibt auch bis auf weiteres einen Beschluss, Überstunden abzubauen.
Und dann stelle man sich hierher und erkläre man uns, es sollen aber keine
Wachzimmer geschlossen werden.
Jetzt ist die
Frage: Willst du oder will Herr Strasser sich dort hineinsetzen, oder wollt ihr
den Pappkameraden - von der "Kronen Zeitung" übrigens -, der so schön
grüßt, hinstellen, wenn die Leute hinkommen? - Denn mir ist nämlich nicht ganz
klar, wer in diesen Wachzimmern sitzen soll, und mir ist auch nicht ganz klar,
wer auf die Straße gehen soll. Mir ist es nämlich nicht recht - übrigens auch
als Frau -, wenn ich nachts nach Hause gehe und mich womöglich in ein paar
Jahren, wenn es so weitergeht, fürchten muss, was ich jetzt nicht muss.
Also
Sicherheit hat schon auch etwas damit zu tun, dass es ausreichend Polizisten
gibt, dass es, bitte, gut ausgebildete Polizisten gibt und dass es nicht
übermüdete Polizisten gibt. Denn Übermüdung bei Polizisten führt bekanntlich
dazu, dass man wo-möglich reizbar ist. Und da kann es dann schon sein, dass es
in dieser Stadt einige Schwierigkeiten gibt, sei es vielleicht bei
Demonstrationen oder sei es vielleicht deshalb, weil man den einen oder anderen
Schwarzhäutigen in dieser Stadt fälschlicherweise für eine Drogendealer
gehalten hat und vielleicht dann halt ein bisschen ein Problem mit der Hand gehabt
hat, die ausgerutscht ist, oder auch mit verbalen Attacken.
Es ist in
unser aller Sinne, die Wiener Polizei nicht auszuhungern, sondern dafür zu
sorgen, wie gesagt, dass sie gut ausgestattet ist und dass ausreichend Polizisten
vorhanden sind. Aus diesem Grund übrigens und aus keinem anderen sind wir auch
total gegen diese Reformpläne, bei denen ich überhaupt nicht nachvollziehen
kann, wozu sie führen sollen, es sei denn dazu, ein wenig eleganter wieder
einmal ein bisschen Postenschacher zu betreiben.
So viel einmal
vielleicht zu deinen Ausführungen.
Ich komme nun zu dem,
was ich in eigener Sache vorbereitet habe, und jetzt kann ich es wirklich
schnell machen. Ich habe mir meine Rede aus dem Vorjahr geholt und habe mir
angeschaut, was ich denn letztes
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