Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 125
Wie wäre es denn,
wenn die U 2 diesen 1 Kilometer von diesem Gurkenfeld, wo sie jetzt endet,
weitergeführt wird, dann würde - und da liegt, glaube ich, auch der Knackpunkt
- die Stadt Wien nämlich 50 Prozent der Kosten übernehmen müssen. Deswegen
bleibt diese U-Bahn 1 Kilometer vor dem Bahnhof Hirschstetten stecken.
50 Prozent der Kosten übernimmt die Stadt Wien bei einem U-Bahn-Bau und
50 Prozent der Bund. Aber beim Ausbau der Schnellbahn schaut es ganz
anders aus. Da ist das Verhältnis 20 Prozent Wien, 80 Prozent Bund,
und das ist ja viel billiger. Daher werden wir diese Anbindung wahrscheinlich
unter dieser Stadtregierung nie bekommen. Daher wurde auch gegen die
Bequemlichkeit des Bürgers entschieden.
Allerdings müssen aber die
Sozialisten für die Kapazität aus dem daraus entstehenden Finanzbedarf noch mit
den ÖBB verhandeln. Alles auf das Infrastrukturministerium abschieben, kann man
nicht. Das Infrastrukturministerium hat die 800 Millionen S für die
Verknüpfungsstationen bereitgestellt. Den Rest muss die Gemeinde Wien selber
tun. Und wie viel Zeit die Verhandlungen mit den ÖBB in Anspruch nehmen, das
weiß jeder. So könnte sich die vereinbarte 20-Minuten-Taktverdichtung noch in
die Länge ziehen.
Schuld an dieser ganzen
Misere ist in Wirklichkeit die Geschenkspolitik und die Verschwendungssucht der
früheren SPÖ-Regierung. Die haben nämlich dazu geführt, dass wichtige
Nahverkehrsausbauvorhaben verzögert wurden. Und das, meine Damen und Herren,
ist aus Umweltschutzgründen unerträglich und für die Mobilität jener Menschen,
die willens sind, öffentliche Verkehrsmitteln zu benutzen, ein schwerer
Nachteil.
Ich fordere
die verantwortliche Stadtregierung daher auf, endlich richtige Prioritäten beim
Ausbau des öffentlichen Verkehrs zu setzen und die notwendigen Finanzmittel
dafür zur Verfügung zu stellen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR
Rudolf Hundstorfer: Herr GR
Deutsch, bitte schön.
GR Christian Deutsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Herr
Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Mit dem
vorliegenden Budget setzt Wien der aktuellen schwachen Konjunkturlage ein sehr
wirkungsvolles Investitionsprogramm entgegen. Denn, Kollegin Trammer, während
auf Grund der Maßnahmen des Bundes, nämlich der Rücknahme öffentlicher Investitionen
und dem Schnüren von Sparpaketen, Österreich nunmehr die höchste Arbeitslosenrate
seit mehr als fünfzehn Jahren hat, die höchste Steuer- und Abgabenquote seit
den Fünfziger Jahren und die höchste Inflationsrate seit rund zehn Jahren,
schafft Wien durch Investitionsmaßnahmen der öffentlichen Hand nämlich sehr
wohl Impulse für die Wirtschaft und für den Arbeitsmarkt. Damit kann auch dem
dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit durch Investitionen in die
Infrastruktur, die unverzichtbar sind, entgegengewirkt werden und auch
Arbeitsplätze geschaffen werden. (Beifall
bei der SPÖ.)
Wichtig für den
Wirtschaftsstandort Wien - und ich habe von meinen Vorrednerinnen und
Vorrednern das Wort "Wirtschaftsstandort" in den letzten Stunden
nicht gehört - und die gesamte Ostregion ist eigentlich die Realisierung eines
Verkehrsinfrastrukturpakets. Sie wissen, im Jahr 2002 werden sowohl auf europäischer
als auch auf nationaler Ebene sehr wesentliche Entscheidungen getroffen, mit
denen sowohl für die Stadt als auch die Region Wien verkehrspolitische
Weichenstellungen vorgenommen werden. Da soll man nicht so tun, als würde dies
ausschließlich in der Kompetenz der Stadt Wien liegen, weil auf Grund von
EU-Richtlinien, auf Grund von nationalen Gesetzen aber auch internationalen
Verträgen, Wien natürlich darauf angewiesen ist, dass die Positionen auch durch
die Bundesregierung im eigenen Wirkungsbereich, aber auch gegenüber der
Europäischen Kommission entsprechend vertreten werden.
StR Schicker
hat daher die aktuellen Positionen Wiens entsprechend formuliert, in der Gemeinderatssitzung
Ende Oktober auch vorgelegt und hat die entsprechenden Gespräche und Verhandlungen
mit dem Bund aufgenommen, weil eben die Investitionen in die geeignete
Infrastruktur auch unter der Berücksichtigung der Integration des europäischen
Wirtschaftsraums wesentliche Dinge sind. Hier ist der Bund gefordert und hier
kann sich der Bund auch nicht verabschieden, meine sehr geehrten Damen und
Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Die bevorstehende
EU-Erweiterung - und ich würde Sie bitten, auch das im Zusammenhang zu sehen -
rückt Wien dadurch nicht nur geografisch ins europäische Zentrum, sondern
besitzt auch das Potenzial, dass Wien eines der wichtigsten ökonomischen und
verkehrlichen Zentren Europas wird, und diese stellt auch neue
Herausforderungen an die Wirtschafts- und Verkehrspolitik. Mit der Erweiterung
der EU haben wir davon auszugehen, dass das Verkehrsaufkommen stark anwachsen
wird. Verkehrsexperten gehen davon aus, dass der Anstieg des Güterverkehrsaufkommens
bis zum Jahr 2015 im Bereich von 50 Prozent, im Ostverkehr um
100 Prozent liegen wird, und zusätzlich zeigt sich in den
Kandidatenländern ein eindeutiger Trend zur Straße, weil die Erneuerung und
Modernisierung der sehr weit verzweigten Bahnnetze im Osten auch die
Staatsfinanzen der jungen Demokratien überfordern würde. Daher sind dringend Maßnahmen
erforderlich - Road Pricing ist heute auch schon gefallen -, die zu einem
Beitrag zur Entlastung der Straße und zu einer Verlagerung des Güterverkehrs
von der Straße auf die Bahn führen. (GR
Dr Herbert Madejski: Ja und die Planung und die Finanzierung?) Verzögerungen
durch den Bund würden ein massiver Nachteil für den Standortwettbewerb sein,
weil internationale Konzerne sehr wohl zu unterscheiden wissen. In der
Entscheidung, Herr Kollege Madejski, ob sie sich in Wien ansiedeln oder nicht,
ist
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