Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 125
In formeller Hinsicht
wird die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Es gehört
natürlich auch ein wenig zum Ritual unserer Debatten, dass man hier beim Budget
kritisiert, manchmal, wie wir heute von Chorherr gehört haben, natürlich auch
lobt. Für uns als Politiker ist das aber ganz normal hier herinnen. Ich möchte
aber zum Abschluss noch ein paar sehr berufene Stimmen zu Wort kommen lassen,
nämlich die, die jeden Tag mit Stadtplanung in Wien zu tun haben: Architekten
und Developer.
Da war vor
einigen Tagen erst im "Standard" ein interessanter ganzseitiger Artikel,
eine Diskussion über Architektur mit der Überschrift "Wir reißen uns den
Hintern auf und verbluten". Da haben mit der "Standard"-Fachredakteurin
Ute Woltron vier Journalisten und ein sehr großer Immobilienentwickler aus dem
halbstaatlichen Bereich in Wien diskutiert und ich möchte jeden von diesen fünf
mit einem ganz kurzen Satz nur zitieren. Da sagt der Eine - ich nenne keine
Namen dazu -: "Offenbar mangelt es an gescheiter Organisation
architektonisch städtebaulicher Prozesse, und es gibt einen eklatanten Mangel
an Wertschätzung gegenüber der Arbeit, die Architekten zu erbringen imstande
sind." Der Nächste sagt auf die Frage, ob es denn noch lange Wettbewerbe
geben würde: "Das wäre ohnehin das Klügste, weil die sittliche Reife der
Auslober fehlt." Und der Nächste sagt: "Eine vorbereitende Flächenwidmung
gibt es nicht mehr, es gibt nur anlassbezogene." Da sagt der Nächste:
"Die Stadtplanung ist zahnlos geworden, weil sie kein Geld hat." Und
schließlich der Fünfte: "Ein übergeordnetes Verkehrskonzept ist in seinen
Konturen nicht erkennbar."
Ich glaube,
diesen berufenen Stimmen ist nichts mehr hinzuzufügen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Dr Madejski gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Kurz ein Satz
zu meinem Vorredner. Es ist ja nicht so, dass die Anlassflächenwidmung erst
jetzt vom neuen Stadtrat erfunden worden ist, die hat es immer gegeben in Wien.
Sie hat sogar unter Ihrem Stadtrat eine neue Blüte und einen Höhepunkt erlebt,
das ist überhaupt keine Frage. Ob sie jetzt fortgesetzt wird oder nicht, wird
an dem Herrn Stadtrat liegen. In der Zwischenzeit hat es einige Fälle von
Anlassflächenwidmungen gegeben, aber die gehen nicht über jenes Maß hinaus, das
auch unter der Regentschaft des Herr StR Görg damals schon Usance war.
Und das Zweite
zur U 5: Unser leider früh verstorbene Klubobmann und Parteiobmann Dipl
Ing Pawkowicz hat das schon in den Siebzigerjahren moniert. Das Ganze gibt es
aber auch schon in den ersten Plänen der Stadt Wien. Da ist eine fast
identische oder gleiche Strecke hier eingezeichnet oder geplant, oder man war
Willens, das irgendwann einmal durchzuführen. Es ist also keine ÖVP-Erfindung,
sondern es ist in der Stadtplanung von uns allen eigentlich seit vielen, vielen
Jahren gewünscht. Es war eine Prioritätenfrage. Mir ist nicht klar, warum diese
Strecke erst irgendwann am Schluss geplant wird. Ich nehme das zur Kenntnis.
Mit der Bundesregierung
und der Frau Minister brauchen wir überhaupt nicht zu verhandeln. Es gibt das
30-Milliarden-Paket und innerhalb dessen kann Wien umschichten. Erst wenn das
ausgelaufen ist, können wir neue Verhandlungen führen, daher brauchen wir bei
diesem Antrag gar nicht dazu aufzufordern, mit der Bundesregierung zu
verhandeln. - Das zu meinem Vorredner und nun zum eigentlichen Thema.
Der Herr
Stadtrat hat in der kurzen Zeit, in der er im Amt ist, einiges aufgewühlt. Er
hat uns einige, was heißt einige, sehr viele Unterlagen zukommen lassen, die
einen sehr pünktlich, die anderen etwas verspätet, manche vielleicht überhaupt
nicht. Macht nichts.
Ich möchte
mich jetzt ein bisschen mit dem Masterplan beschäftigen. Der Masterplan sowohl
in Kurzfassung als auch in Langfassung ist eigentlich nichts anderes, als eine
Aufzählung von Verkehrsstrukturmaßnahmen, von Plänen, von Forderungen - ich
weiß nicht, an wen die jetzt alle gestellt sind, ich nehme es einmal zur
Kenntnis, dass es ein Wunsch des Herrn Stadtrats oder der Planungsabteilung ist
-, die seit 20, 25 und manche sogar seit 30 Jahren eigentlich immer wieder
in verschiedenen Akzentuierungen gestellt werden, und ich frage mich schon sehr
ernsthaft, Herr Stadtrat, was ist eigentlich in den letzten Jahren tatsächlich
passiert, wenn wir jetzt einen Masterplan in einem unheimlichen Umfang
erstellen müssen, in dem durchaus sinnvolle und interessante Aspekte und
Forderungen stehen, die wir aber alle schon seit 10, 15 oder 20 Jahren
kennen? Wo ist denn die Durchsetzung Ihrer Stadtregierung damals in der
SPÖ-Alleinregierung oder mit der ÖVP gemeinsam gewesen?
Und bezüglich
der Ausrede, die ich immer wieder höre, dass der entsprechende Minister in der
großen Koalition ja immer ein Schwarzer war und dass man deshalb nichts machen
konnte, erinnere ich Sie und auch die Kolleginnen und Kollegen von der Sozialdemokratie
an das Einstimmigkeitsprinzip im Ministerrat. Das heißt, es konnte ja keine
Maßnahme, sei es Schiene oder Bahn oder Wasser, ohne die Zustimmung des
jeweiligen anderen Ressortkollegen gefasst werden. Also die Ausrede, dass wir
auf der Straße nichts machen konnten, weil das ein ÖVP-Minister war, kann ich
nicht gelten lassen. Tauschgeschäfte mögen schon gewesen sein, nur passiert ist
nichts, und das möchte ich hier einmal anführen.
Ein paar
Beispiele zum Masterplan oder überhaupt einige wichtige Details und Punkte, die
wir in Zukunft in Wien unbedingt angehen sollten und müssten.
Das sind einmal die
Bahnhöfe. Ich habe gestern
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