Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 114 von 138
es beschließt das Kollegium und das Amt und das ist das, was
wir als undemokratisch bezeichnen.
Vierte Berichtigung: Zum Assessment. Die Frau
Stadträtin hat gesagt, das Geld wird dort ausgegeben, wo Assessment zugekauft
wird. Stimmt nicht, denn es wird nichts mehr geben, was Assessment genannt
werden kann. Sollte irgendjemand wirklich auf die Idee kommen, diesen Rest, der
da geblieben ist, weiterhin Assessment zu nennen, dann muss ich leider befürchten,
dass dieser Mensch keine Ahnung hat, was ein Assessment ist. Also, kann das
Geld auch nicht in Assessment investiert werden.
So viel zu meinen tatsächlichen Berichtigungen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR
Dipl Ing Margulies, bitte schön.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Das ist eine
Wortmeldung, wir befinden uns in der Debatte! Ja, so ist es.
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sie haben mir vorgeworfen,
ich könnte das Budget nicht lesen. Es stimmt, denn ich kann im Budget nicht das
lesen, was auch nicht drinnen steht. Das heißt, es gibt immer wieder unter den
Postensummen 757, 755, 75, 77, jede Menge Millionenbeträge, die ausgegeben
werden, ohne näher ausgeführt zu werden.
Es ist auch so, dass bei den laufenden Transferzahlungen
überhaupt nicht erkennbar ist, wie viele Mittel tatsächlich noch frei wären. In
manchen Bereichen ist es ausgeführt, in manchen überhaupt nicht, sodass nicht
einmal feststellbar ist, wie viele dieser finanziellen Mittel tatsächlich
veranschlagt werden mussten und wie viele frei verfügbar sind. Aber Ihre
Begründung zur Reduktion der Postensumme 2400 - Kindertagesheime hat mich dann
tatsächlich zu dem Schluss gebracht, dass wir andere Bücher lesen, denn in
meinem Buch lässt sich der Rückgang um knapp 16 Millionen EUR sehr
leicht nachvollziehen und das hat nichts mit Investitionen zu tun, sondern das
ist einzig und allein die andere Budgetierung der Pensionsbeiträge. Das ist der
Rückgang der 16 Millionen in Ihrem Budget und nichts anderes. Also, werfen
Sie mir bitte nicht vor, ich könne das Budget nicht lesen oder wir haben tatsächlich
unterschiedliche Bücher.
Das, was ich aber herauslesen kann, ist - wenn man
diese Änderung der Pensionsbeiträge abzieht -, dass es zu keinerlei Erhöhung in
diesem Budget gekommen ist. Dies bei einer zu erwartenden Inflationsrate von
2,6 und gleichzeitig einem Rückgang für Leistungen des Personals in der Höhe
von 2 Millionen EUR, umgerechnet also ungefähr
26 Milliarden S. Dies bei Gruppengrößen, die nach wie vor zu groß
sind, und nach wie vor kann im Bereich der Qualitätssicherung in den Wiener Kindergärten
genug gemacht werden. Also sprechen Sie bitte nicht davon, dass ich mich beim
Budgetlesen nicht auskenne, aber vielleicht haben wir tatsächlich andere Bücher.
Es gibt einige weitere Postensummen, die bemerkenswert
sind. Wir sparen auch in dem so sozialen Wien. Nun, jetzt muss ich mir doch
eine Vorbemerkung erlauben. Herr Abg Strache hat in seiner Analyse über die
Verantwortlichkeiten der ehemaligen großkoalitionären Bundesregierung Recht
gehabt. Sehr viele der Belastungen - und die GRÜNEN haben das damals auch zu
Recht kritisiert -, die vor allem Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen getroffen
haben, weil auch die vorherige Bundesregierung hat, sage ich einmal, bei
denjenigen, die ein größeres Vermögen besitzen, gespart, Sie haben halt gleich
die Vermögenssteuer mit abgeschafft, damit man denen ja nicht zu nahe tritt.
Sie haben Recht gehabt, schlimm genug, was die
damalige Bundesregierung gemacht hat. Jetzt lernt jeder, der Volkswirtschaft
oder Betriebswirtschaft studiert, die Begriffe Grenzkosten, Grenznutzen im
Vergleich von Kosten und Nutzen zu unterscheiden. Das, was Ihre Bundesregierung
jetzt gemacht hat, ist auf dem tiefen Niveau der sozialdemokratischen und
ÖVP-Vergangenheit angesetzt und von dort weiter gekürzt. Die Ärmsten der Armen,
die betroffen sind und denen jetzt noch etwas weggenommen wird, die trifft
jeder Schilling, den Sie ihnen wegnehmen, noch härter als jeder Schilling, den
ihnen schon vorher die große Koalition weggenommen hat. Und ich hoffe, das
werden Sie begreifen.
Und das trifft auch Wien, um genau das geht es.
Höhere Arbeitslosenzahlen verursachen, wenn das Arbeitslosengeld gekürzt wird
und dann verbraucht ist, die Notstandshilfe gekürzt und dann verbraucht ist,
oder nicht mehr ausbezahlt wird, in Wien zum Beispiel einen höheren
Sozialhilfeaufwand. Eine Verarmung der österreichischen Bevölkerung bewirkt
nicht nur auf Bundesebene Belastungen, sondern auch auf Wiener Ebene. Es ist
dann nicht so einfach, wenn gleichzeitig die Mieten steigen, sich nach wie vor
die Wohnungen zu leisten.
Und jetzt kommen wir zurück zur Sozialhilfe. Wenn ich
da lese, Allgemeine Sozialhilfe - MA 12: Früher waren das
154 Millionen EUR, die ausgegeben wurden, jetzt sind es
150,7 Millionen EUR. Nun, 3,3 Millionen EUR weniger,
rechnen wir es mal 13, ist in etwa ungefähr 45, knappe 50 Millionen S
weniger bei der Allgemeinen Sozialhilfe, vor allem im Bereich der Sicherung zur
Hilfe des Lebensunterhalts.
Unter Post 768, da fehlen ja glatt
11 Millionen EUR bei der Hilfe zur Sicherung des Lebensunterhalts.
Nun gut, soviel zum sozialen Budget, und ich könnte jetzt, um Ihnen zu zeigen,
Frau Stadträtin, dass ich zumindest die Zahlen, die im Budget stehen und nicht
im Verborgenen geblieben sind, tatsächlich lesen kann, noch einige weitere
vorlesen.
Zum Beispiel die Flüchtlingshilfe MA 12. Von
3,1 Millionen EUR auf 2,4 Millionen EUR. Das ist ohnedies
schon sehr gering dotiert, aber weil die Welt rund um uns herum ja so viel
friedlicher geworden ist in letzter Zeit, weil das Flüchtlingselend ja so abgenommen
hat, nehmen wir halt noch gute 25 Prozent
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular