Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 138
und durch Flämmen von
Dachpappe oder ähnlichem Material erfolgt sei - diese Rollen sind immer unbenützt
daneben gelegen -, sondern man hat entlang einer Dachkante, wo zwei Dächer
zusammengekommen sind, klar und eindeutig die aufgewölbt und hat hier, nach
Aussagen dieser Zeugen, die ganze Zeit hineingeflammt bis Rauch aufgestiegen
ist. Man muss auch feststellen, dass sich entgegen den Aussagen des
Brandsachverständigen der Sicherheitswache, die hier wiedergegeben wurden,
nicht ein, sondern zumindest zwei Arbeiter auf dem Dach befunden haben. Das
Auftreten des Rauches hat die Arbeiter auch nicht sehr in Aufregung versetzt,
denn sie haben nicht versucht, in irgendeiner Form Löschversuche zu unternehmen.
Ein weiterer
Zeuge - ein Musiker, der drinnen gerade geprobt hat - hat festgestellt, dass
die Brandschutzeinrichtungen zum Zeitpunkt des Brandes völlig desolat waren. Es
hat nur einen einzigen verfügbaren Feuerlöscher gegeben, der leer war, und die
Wasserschläuche waren offensichtlich seit Jahrzehnten nicht mehr ausgerollt und
haben daher das Wasser nicht mehr wirklich transportieren können.
Daher haben
wir Freiheitliche, genauer gesagt der GR Strache und ich, eine
Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft geschickt und dabei die Protokolle
der drei Zeugen, soweit sie uns zur Verfügung standen, beigelegt.
Erstaunlicherweise
ist in der Zwischenzeit die Sache insofern weitergegangen, als nunmehr die
Staatsanwaltschaft die Causa an das Bezirksgericht abgetreten hat. Sie haben
die Untersuchungen eingestellt, und zwar wurde festgestellt, es gäbe vorerst
keine Anzeichen auf Brandstiftung und die Causa wurde daher abgetreten.
Da es vorerst
kein Indiz gibt, wird hier festgestellt, dass ein Vorsatzdelikt vorliegt, ist
die Zuständigkeit eines Gerichtshofs nicht mehr gegeben. Andererseits die
Behauptung der Bürgerinitiative, Arbeiter hätten am Dach des Gebäudes mit einem
Flammenwerfer so lange unter das aufgespreizte Blechdach geglüht, bis es dort
zu brennen angefangen habe, diese Aussagen haben sich bis jetzt offensichtlich
weder erhärtet noch bestätigt.
Meine Damen
und Herren! Dummerweise sind bis heute die Zeugen nicht einvernommen worden.
Wir haben sie gefragt, es ist bisher zu keiner Einvernahme gekommen. Das halte
ich für eigenartig und finde es sonderbar, dass hier die Staatsanwaltschaft zu
Schlussfolgerungen kommt wie diesen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Wir vertrauen
aber selbstverständlich den Gerichten und nehmen an, dass das Bezirksgericht
seiner Pflicht nachkommen wird und hier die entsprechenden Untersuchungen
nachholen wird.
So weit einmal
zu der Sache mit der Brandursache, die für uns, wie gesagt, äußerst
aufklärungsbedürftig ist. Das Bundesdenkmalamt wird in der nächsten Zeit relativ
kurzfristig zu einer Entscheidung über den Denkmalschutz oder
Nicht-Denkmalschutz kommen. Wir hoffen, dass hier die Entscheidung in die von
uns gewünschte Richtung geht.
Allerdings
möchte ich feststellen, dass das Bundesdenkmalamt sich hier, wie ich finde, mit
seinen Maßnahmen in der Zeit seit dem Brand doch deutlich zurückgehalten hat.
Jeder, der einmal mit dem Altstadterhaltungsfonds oder ähnlichen Gremien als
Haus- und Immobilienbesitzer befasst war, weiß, in welchem Ausmaß das
Bundesdenkmalamt um jeden Fenstersims eines alten Gebäudes kämpft. Hier wurden
Arbeiten seitens einer Abbruchfirma durchgeführt, die zur Zerstörung des Bodens
geführt haben und die außerdem auch dazu geführt haben, dass die Logen entlang
der Seite im ersten Stock, die noch vollständig erhalten waren, in der Zwischenzeit
ebenfalls zerstört wurden. Das heißt, man kann sich des Verdachts nicht ganz
erwehren, dass hier vollzogene Tatsachen geschaffen werden sollen. Das ist eine
Vorgangsweise, die wir deutlich ablehnen. Wir fordern das Denkmalamt auf, am
besten gemeinsam mit Behörden des Bundes oder Landes, möglichst rasch für die
Erhaltung der gegebenen Bausubstanz Sorge zu tragen. (Beifall bei der FPÖ.)
Das heißt
also, dass es dringend notwendig ist, die Gebäudereste vor der nun kommenden
kalten Jahreszeit zu schützen und durch ein Notdach abzusichern. GR Strache
wird dann einen entsprechenden Antrag einbringen.
Die Zukunftsperspektiven
allfälliger Art: Im Mai dieses Jahres wurde nach langem Hin und Her endlich
beschlossen, diesen Komplex einer Verwertung dahin-gehend zuzuführen, dass man
den historischen Saal, so wie wir es auch vorschlagen, erhält plus Fassade und
das Ganze in einem Kongresshotel ummantelt. Das ist natürlich jetzt in Frage
gestellt und der Betreiber ist zurzeit nicht sehr interessiert, einen solchen
Weg zu gehen. Wir dagegen sind der Meinung, dass genau das der Weg sein sollte,
wie wir die Sofiensäle den zukünftigen Generationen erhalten könnten.
Es gibt hier
eine ganze Reihe von Beispielen, wie es woanders und auch bei uns selbst
gemacht wird:
Ich darf
darauf hinweisen, dass es im Berliner "Esplanade" den Kaisersaal und
das Frühstückszimmer des Kaisers gegeben hat, das nun vollinhaltlich ins neue Sony-Center
übertragen wurde. Das heißt also, der Frühstückssaal wurde in
500 Einzelteile zerlegt und diese ins Sony-Center übertragen. Besonders
toll war diese Verschiebung des Kaisersaales um 75 Meter. Nunmehr sind
beide in dem Kuppelgebäude des Sony-Centers eingefügt und verbinden dort aufs
Beste alt und neu. Ein Weg, auf den Berlin sehr stolz ist, und ein Weg, den
Wien jederzeit beschreiten könnte.
Wir haben bereits ein
Beispiel, wie es in Wien auch gehen kann. Das war der Brand der Redoutensäle
1992. Jeder erinnert sich noch an die schaurigen Bilder, wie die Flammen leider
die Nacht erhellt haben. Der Zustand dieser Redoutensäle war ein äußerst
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular