Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 138
schlechter. Ich darf
aus dem Bericht der Redoutensäle der Hofburg selbst kurz zitieren:
"Der
große Saal war dagegen schwer beschädigt. Decke und Dachstuhl waren völlig
eingestürzt, die Sockelzone bis auf viereinhalb Meter zerstört. Scheinbar gut
erhalten war nur die mittlere Zone der Wand mit den Stuckarbeiten. Aber schon
bald stellte sich heraus, dass dieser oberflächliche Eindruck trügerisch ist.
Der Stuck entzieht sich jedem konventionellen Restaurierungsversuch, indem er
sich bei Berührung in Staub auflöst. Hitze und Löschwasser haben ihn in der
Substanz zerstört."
Dessen
ungeachtet war es keine Frage, dass die Österreicher alle miteinander zusammen
geholfen haben, den Redoutensaal zu erhalten, neu aufzubauen und in seinem
alten Glanz wiederherzustellen. Ich glaube, es war die beste und gescheiteste
Entscheidung, die wir treffen konnten. Alle anderen wären ein entscheidender
Fehler und ein Verlust für Wien und ganz Österreich geworden. (Beifall bei der FPÖ.)
Daher bedauere
ich ein wenig, dass sich die Architektenkammer für einen Neubau ausspricht,
allerdings mit gewissen Einschränkungen. Sie sagt nämlich: "Sollte der
Befund des Denkmalamts ergeben, dass die Reste ausreichen, um die Authentizität
des Hauptraums wiederherzustellen, wäre eine Teilrekonstruktion ein
baukulturell akzeptabler Grenzfall." - Ich möchte darauf hinweisen, nicht
nur einige Nostalgiker und wir und die Wienerinnen und Wiener, die sich wünschen,
dass die Sofiensäle erhalten bleiben, nein, auch Icomos, das ist der
International Council of Monuments and Sights der UNESCO, hat sich für die Rekonstruktion
ausgesprochen. Ich glaube, wir können hier sehr wohl genau diesen Weg gemeinsam
beschreiten.
Unser Beispiel
und unser Vorschlag wäre dahingehend, dass wir einen Ideenwettbewerb machen und
hier versuchen, eine Lösung insofern zu finden, als dass die Rekonstruktion und
Sanierung des noch bestehenden Hauptsaals in die Wege geleitet wird, dass man
die ebenerdigen Räume, die teilweise, wie ich höre, in gar nicht so schlechtem
Zustand sind, ebenfalls erhält, dass wir selbstverständlich die Decke wieder
einziehen, um die Akustik - ganz, ganz wichtig: die Akustik! - für zukünftige
Generationen zu bewahren, und dass wir hier das Ganze in Form eines Hotels ummanteln.
Ich glaube,
dass das ein sehr attraktives Hotel wäre, ein sehr attraktiver Bau, der sich
vor allem dadurch auszeichnet, dass er zum Unterschied von anderen Tagungshotels
über einen historischen Saal verfügt, der in etwa 600 bis 800 Leuten Platz
bietet und somit im Übrigen auch eine Lücke zwischen Tagungsräumen neueren
Datums in diversen Hotels in der Innenstadt und entlang des Ringes und den
großen Veranstaltungssälen wie eben Stadthalle, Austria Center und Ähnliches in
Wien abdeckt. Hier wäre also eine wichtige Lücke zu schließen und ich kann mir
vorstellen, dass durch diese Verbindung von alt und neu ein Saal in altem Glanz
entsteht, der aber gleichzeitig über die modernste technische Ausstattung für
einen solchen Tagungsort verfügt und damit für Fremde und für Gäste in unserer
Stadt ungemein attraktiv ist.
Ich glaube,
wir sollten uns hier alle gemeinsam bemühen, einen solchen Weg zu gehen. Wir
schlagen daher auch einen Runden Tisch vor, in dem sich Bund, Land und
Betreiber zusammenfinden und gemeinsam die Möglichkeiten ausloten, dieses Juwel
für zukünftige Generationen zu sichern, nicht nur im Sinne einer gewissen
Sentimentalität eines Auch-Benützers der Sofiensäle zu vielen Anlässen, sondern
auch, um den nachfolgenden Generationen dieses schöne Bauwerk zu erhalten. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Zum
Wort gemeldet ist als nächster Redner Herr GR Fritz Strobl. - Bitte.
GR Friedrich Strobl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Selbstverständlich
wäre es jetzt verlockend, auf all das bisher Gesagte ganz genau im Detail
einzugehen, bis auf wenige Ausnahmen auf die Kritikpunkte, aber auch vor allem
auf die Aussagen beziehungsweise Interpretationen, die hier zum
Budgetvoranschlag gemacht wurden. Selbstverständlich wäre es verlockend, einige
dieser Kritikpunkte auch klarzustellen. Ich mache nur eine Ausnahme: Es ist
nicht verlockend, auf die Argumentation meines Vorredners einzugehen. Die hat
mit dem Budgetvoranschlag relativ wenig zu tun gehabt. (Aufregung bei der FPÖ.)
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Ich möchte aber noch eine Ausnahme machen. Ich
möchte auf die Argumentation des Herrn Dr Serles eingehen, und zwar nur mit
ganz wenigen Sätzen. Sie stellen sich hier her, reden zum Budgetvoranschlag,
zeigen aus Ihrer Sicht die Unterschiede zwischen dem Bundesbudgetvoranschlag
und dem Wiener Budgetvoranschlag auf und dabei kann man ganz deutlich sehen und
heraushören, dass Sie eigentlich stolz darauf sind, dass auf Bundesebene
Personaleinsparungen und Rationalisierungen durchgeführt werden. Hier ist eben
der Unterschied zu sehen. Sie machen Budgetpolitik und Wirtschaftspolitik für
den Profit, für den Profit von einigen wenigen Auserwählten, und wir machen
Budgetpolitik für die Menschen in dieser Stadt! (Beifall bei der SPÖ.)
Was ich
natürlich auch nicht verabsäumen möchte, ist, zusammenfassend festzustellen,
unter welchen veränderten Bedingungen dieser Budgetvoranschlag erstellt wurde,
was die Ursachen für die schlechte Lage am Arbeitsmarkt sind, was die Ursachen
für die schlechte Entwicklung der Wirtschaft sind, wer dafür verantwortlich ist
und letztendlich wie man auf diese Veränderungen reagieren kann und wie man vor
allem reagieren soll.
Zum Ersten. Europa
und auch Österreich befinden sich in einer Wirtschaftskrise. (GR Kurth-Bodo Blind:
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