Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 138
me an, dass der Herr
Frauenminister gar nicht so daran interessiert ist, dass sich die Frauen am
Arbeitsmarkt entwickeln können. Ich habe da ein Interview mit ihm in der
Zeitschrift "Die Wienerin" gelesen. Da kann man sich als moderne Frau
in dieser Stadt, in diesem Land ja nur mehr an den Kopf greifen, weil das, was
er eigentlich aussagt, ist, dass Kindergärten ja eigentlich eh nichts bieten
und die Kinder am besten bei der Mutter zu Hause aufgehoben sind und für ihn
ein Hausfrauengehalt also durchaus auch in Frage käme. Also gut, was kann man
schon von einem Frauenminister, der eine Männerabteilung in seinem Ministerium
kreiert, erwarten. Ich denke, da sehen wir auch, dass er sich nicht sehr für
die Frauenanliegen einsetzt. Und auch hier denke ich, ist es gut, in Wien
einfach eine andere Politik zu machen und diese Politik auch transparent und
herzeigbar zu machen.
Wir stehen
hier in Wien vor großen Herausforderungen. Unser Gegenmodell zur Politik der
Bundesregierung ist, wie gesagt, hier in den "100 Projekte für
Wien" festgeschrieben. Diese Politik soll bei den Menschen das Vertrauen
und die Zuversicht in die sozialdemokratische Stadtregierung stärken. Durch
unsere Politik für die Wienerinnen und Wiener, die sich in den Zahlen des
Budgets niederschlägt, beweisen wir Verantwortung und solidarisches Handeln,
insbesondere für die Schwächeren in unserer Gesellschaft. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr StR Herzog. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ich möchte
heute zu einem Sonderthema das Wort ergreifen, und zwar zum Thema Sofiensäle.
Dies umso mehr, als sich die Situation in nächster Zeit durch ein
Zwischenergebnis auf alle Fälle ändern oder verändern wird. Es ist ja in den
nächsten Tagen, in der nächsten Zeit das Ergebnis der Untersuchungen und der
Feststellungen des Bundesdenkmalamts zu erwarten. Wir Freiheitliche stehen am
Standpunkt, dass das Bundesdenkmalamt eine Entscheidung herbeiführen sollte,
die den Denkmalschutz aufrecht erhält und die von unserem Wunsch her gesehen,
die historisch wertvollen Teile der Sofiensäle, das sind vor allem Ballsaal und
Nebenräume, vielleicht auch das Mauerwerk, das sezessionistische, zu erhalten
ist. Die Sofiensäle sind ja, wie ich glaube, ein ganz wesentlicher Faktor in
der Kulturgeschichte Wiens. Ich glaube, jeder Wiener hat in irgendeiner Form
ein Verhältnis zu diesen Sälen, ist in irgendeiner Form einmal dort gewesen und
hat an irgendeinem Ereignis, sei es Ball, sei es Clubbing, sei es Vortrag oder
sonst etwas, teilgenommen. Daher hat jeder eine Erinnerung und jeder eine
Beziehung zu diesen Sofiensälen und ein Abbruch, ein Abriss dieser Säle würde
viele Wienerinnen und Wiener zutiefst schmerzen.
Man muss auch
feststellen, dass natürlich nicht nur die sentimentale Beziehung von
Wienerinnen oder Wienern zu diesen Räumlichkeiten ein Grund sein soll, sie hier
zu erhalten. Sie sind ja auch der einzige - bisher zumindest, eine Erhaltung
werden wir erst sehen - klassizistisch-biedermeierliche Ballsaal nicht nur
Wiens, nicht nur Österreichs, sondern ich glaube auch weltweit, zumindest
europaweit, gewesen. Er soll es auch bleiben. Wir haben hier eine Fülle von
kulturellen Ereignissen gehabt. Die Strauß-Dynastie ist gerade mit den
Sofiensälen aufs Engste verknüpft, denn von wie gesagt 1838 an war das zwar ein
Schwimmbad, aber ab 1848 wurde im Winter dieses Schwimmbad eben auch für
Veranstaltungen genützt und die Strauß-Dynastie hat sich in diesen Sofiensälen
sehr oft ein Rendezvous gegeben. Es haben insgesamt 100 Werke der
Strauß-Dynastie dort ihre Uraufführung erlebt.
Gerade auf
Grund der Tatsache, dass das ein ehemaliges Schwimmbad war und ab 1906 nur mehr
ein Saal für Veranstaltungen, ist genau hier das Geheimnis seiner Faszination
gelegen, denn die Akustik, die durch die darunter liegenden ehemaligen Bassins
gegeben ist, ist in ihrer Einzigartigkeit in der Welt nicht irgendwo erreicht.
Daher ist es unbedingt notwendig, diesen einmaligen Klangkörper auch
zukünftigen Generationen zu erhalten. Wir haben ja von Karajan über Böhm und
Bernstein alle großen Dirigenten dieser Welt in den Sofiensälen gehabt, wo sie
ihre Aufnahmen, Einspielungen und sonstigen CD's oder was auch immer gewesen
ist, vorgenommen haben.
Im August kam
es eben zu diesem furchtbaren Feuer, zu diesem vernichtenden Brand, der
angeblich auf Grund von Flämmarbeiten entstanden ist, wobei man feststellen
muss, dass hier sehr voreilige Schlüsse gezogen wurden. Die Brandursache ist
unserer Meinung nach völlig ungeklärt. Es muss hier eine klare Untersuchung
vollzogen werden, um hier zu zeigen, was wirklich passiert ist. Es hat hier
gleich nach dem Brand Aussagen des zuständigen Brandreferenten der
Sicherheitsbehörden gegeben, der festgestellt hat - und das sehr, sehr bald
zwei Tage nach dem Brand -, dass die mit der Abdichtung des undichten Daches
beauftragte Firma recht salopp mit den Bestimmungen für den Umgang mit offenem
Feuer umgegangen sein soll. Tatsächlich führte ein einziger Arbeiter auf dem
Dach das Flämmen durch, Brandstiftung sei somit auszuschließen.
Es ist eine
erstaunliche Leistung eines Brandreferenten, bei einem Großbrand innerhalb von
zwei Tagen zu einem abschließenden Urteil zu kommen. Es ist meiner Meinung nach
sicherlich etwas, was hier leichtfertig in den Raum gestellt wurde und bedarf
meiner Meinung ganz klar der Beachtung auch anderer Umstände. Die anderen
Umstände ergeben sich daraus, dass sich eine Bürgerinitiative gebildet hat, die
an der Erhaltung der Sofiensäle interessiert ist und die sehr wohl insgesamt
drei Zeugen namhaft gemacht hat, die die Dinge anders gesehen haben und die
sich sofort nach dem Brand mit den Polizeibehörden in Verbindung gesetzt haben,
allerdings von der Polizei nicht vernommen wurden. Die haben einmal festgestellt,
dass der Brand nicht durch Schweißarbeiten
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