Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 138
Mario Monti, um
diesen Versuch zu starten, weil wir der Meinung sind und auch Experten der
Meinung sind, dass massiv wettbewerbsverzerrende Maßnahmen von Ihrer Seite und
von Seiten der Wiener Energie zu verantworten sind.
Dazu kommt
noch die massive Kürzung der Wohnbauförderung und somit die drastische Erhöhung
der Rückzahlungen bei neuen Miet- und Eigentumswohnungen. Und geplant sind eben
auch - wie ich schon erwähnt habe - kräftige Erhöhungen der Gebühren bei den
WIENER LINIEN, bei Wasser, Kanal und Müll sowie im sozialen Bereich und im
Gesundheitsbereich.
Das sind
einmal so die sechs Punkte, die man als die Märchen des Finanzstadtrats
anführen kann. Allerdings, für die Wienerinnen und Wiener ist das weniger
märchenhaft, denn ein durchschnittlicher Wiener Haushalt wird durch die
Maßnahmen der Wiener Sozialisten im Jahre 2002 mit etwa 4 000 S
zusätzlich belastet (GR Godwin Schuster:
Wo haben Sie die Zahl her?) und eine Wohnungssuchende Jungfamilie muss
zusätzlich 6 000 S an Wohnkosten verkraften. Daher wird diese Jungfamilie
insgesamt nächstes Jahr mit mindestens 10 000 S von der Gemeinde
Wien, von der sozialistischen Alleinregierung hier in Wien, belastet werden.
Und da sagen
Sie, Ihr Modell ist ein Gegenmodell. Da sage ich: Jawohl, es ist das typische
sozialistische Modell eines Budgets, wo die Leute nur belastet werden und
weiter Schulden gemacht werden und die Belastungen weiter steigen. (Beifall bei der FPÖ.)
Und diese
Budgetpolitik ist wirklich unsozial, weil sie noch dazu, wie Tariferhöhungen
und so weiter und auch die neue Stromsteuer, alle Steuerzahler, egal ob arm
oder reich, trifft. (Zwischenruf des GR
Johann Driemer.) Nein, das sind Sie! Sehen Sie, Sie haben irgendein Trauma.
(Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.) Sie
haben ein Trauma, weil Sie selber zu solchen Maßnahmen greifen. Sie müssten es
natürlich nicht. Aber Sie greifen zu solchen Maßnahmen. Ohne dass Sie Sanierungseffekte
erreichen, wollen Sie sich ununterbrochen auf andere ausreden. Nur, so einfach
geht das nicht. Das ist Ihre Verantwortung. Und das muss man auch den
Bürgerinnen und Bürgern draußen sagen. Egal ob arm oder reich, es trifft alle
Steuerzahler gleich hoch, und daher wird dieses Belastungspaket natürlich die
unteren, die sozial schwachen Einkommensbezieher relativ am härtesten treffen
und ist daher - um mit Rieders Worten zu sprechen - eine Umverteilungspolitik
zu Lasten der sozial Schwachen. Und das lehnen wir ganz dezidiert ab! (Beifall bei der FPÖ.)
Ich möchte
noch ganz kurz, weil wir einen Vorschlag gemacht haben, wie man vielleicht doch
auch Geld sparen könnte bei den aktuellen Bauvorhaben des U-Bahn-Baus, auf
etwas hinweisen. Wir haben bei unserer Klausur, bei unserem Pressegespräch und
auch bei dem Entwurf zu einem Antrag zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses
zu Überprüfung der U-Bahn-Baukosten niemanden angeklagt, wir haben keine
Verdächtigungen ausgesprochen, nur haben wir eines gesagt. Wir haben gesagt, da
ist einfach eine solche Diskrepanz, die bis zum heutigen Tag nicht wirklich
aufgeklärt wurde. Und daher sagen wir: Dadurch, dass wir jetzt in den dritten
Abschnitt der U-Bahn-Erweiterung eintreten, jetzt einmal vorerst mit einem
Volumen von 24 Milliarden S - Verlängerung U 1, U 2 -, wäre
es doch vernünftig, jetzt wirklich zu schauen, wieso es, wenn man Vergleiche
anstellt, etwa zwischen Wien und München - es ist ja nichts Neues, das weiß ich
schon -, solche wirklich große Divergenzen geben kann, letztlich im
Durchschnitt von 500 Millionen S pro Kilometer.
Und da muss
ich dem Planungsstadtrat widersprechen. Da hat er einen Irrtum begangen. Wir
haben nicht Äpfel mit Birnen verglichen. Wir haben alles mit einbezogen,
inklusive der Zuggarnituren, auch in München. Und da kommt dann netto heraus:
Es sind im Durchschnitt 500 Millionen S.
Und wenn der
Bürgermeister sozusagen endlich einmal auch zugegeben hat, dass in Wien sehr
spät mit dem U-Bahn-Bau begonnen wurde und man daher die Kosten nicht
vergleichen kann, so stimmt auch das nicht, denn wenn Sie die neuen Bauvorhaben
und Bauabschnitte in Wien und München vergleichen, werden Sie darauf kommen,
dass die Verlängerungen drüben wieder einen Kostenaufwand von
1,7 Milliarden S bedingen und in München die Aufwendungen für diese
Verlängerungen, die jetzt ins Auge gefasst sind, wieder zwischen 500 und
700 Millionen S schwanken.
Daher glaube
ich, dass es vernünftig wäre, auch für eine wirklich größere Sparsamkeit,
herauszufinden, was da wirklich dahinter ist, dass wir letztlich, wenn man es
im Durchschnitt nimmt, bei unserem U-Bahn-Bau bei einem Netz von
62 Kilometern um 30 Milliarden S mehr ausgegeben haben als die
Münchner bei einem Netz von ungefähr 92 Kilometern. Das wäre doch wirklich
etwas, wo man nicht von vornherein irgendwelche Verdächtigungen aussprechen
muss noch sonst etwas, sondern wo man untersuchen sollte, wo man mehr sparen
kann. Es ist das wirklich ein Rätsel und es konnte das bisher niemand erklären.
Und bitte,
jetzt muss ich schon eines sagen zu den Argumenten, die da gekommen sind
dagegen: Ich verstehe nicht, wieso der Herr Bürgermeister gesagt hat, das ist,
wie wenn ich einen Audi A 6 mit irgendeinem Peugeot vergleiche. Ich weiß
nicht, warum er eigentlich auf den Peugeot losgeht oder auf die Peugeot-Fahrer.
Ein Peugeot ist gar kein so schlechtes Auto. Das hat übrigens auch Ihr
Autofahrerklub, der ARBÖ, erkannt, da hat sogar der Bürgermeister die Laudatio
gehalten. Es ist schon richtig: Den großen österreichischen Automobilpreis, den
hat Audi bekommen. Erster Preis. Aber den zweiten Preis hat schon Peugeot
bekommen. Das kann also nicht so ein schlechtes Auto sein. Daher verstehe ich
den Vergleich des Herrn Bürgermeisters nicht.
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