Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 138
tungskürzung um
5 Prozent aus. Daher: Das erste Märchen vom Rieder hat sich damit leider
schon in Luft aufgelöst.
Das zweite
Märchen: Der Finanzstadtrat behauptet, dass es zu einer Ausweitung von
Sozialmaßnahmen, der Alten- und Behindertenhilfe kommt. Leider ist auch hier
das Gegenteil der Fall. Durch einen Budgetierungstrick glaubt er, uns weismachen
zu können, dass es hier um 1 Milliarde mehr gibt. Aber genau durch diesen
Trick, durch diese Technik kommt man drauf, dass sich da gar nichts ändert und
natürlich überhaupt von keiner Ausweitung die Rede sein kann.
Drittes
Märchen: Er sagt, es gibt hier eine Rekordinvestitionsquote. Auch diese Aussage
ist falsch. Auch hier wendet er einen Budgettrick an, indem er nämlich die
Investitionszuschüsse für die Wiener Spitäler im Budget zweimal, doppelt,
verbucht. Dadurch kommt er dann zu diesem scheinbar guten Ergebnis. In
Wirklichkeit ist es so, dass es auch hier keine Erhöhung gibt, dass auch bei
den gesamten Ausgaben für das Bau- und Baunebengewerbe im Budget eine Reduzierung
um 870 Millionen S vorgesehen ist, und auch die kommunalen
Investitionen sinken so wie in den letzten Jahren weiter kontinuierlich ab, von
1,4 Milliarden EUR auf 1,1 Milliarden EUR und erreichen
damit einen neuen Tiefstand. Das ist gerade auch im Hinblick auf die weltweite
wirtschaftliche Entwicklung natürlich genau das Falsche, was er hier macht. (GR Christian Oxonitsch: Sagen Sie das dem
Herrn Finanzminister!)
Das ist ein
gutes Stichwort. Der hat in der Hochkonjunktur das Nullbudget erreicht und
daher hat er jetzt die Möglichkeiten und die Ansätze, auf das zu reagieren, was
auch auf uns zukommt, wo wir uns nicht ganz entziehen werden, nämlich er macht
zum Beispiel allein durch die Einführung des Kindergeldes eine Kaufkraftstärkung
um 9 Milliarden S für das Jahr 2002. (Beifall bei der FPÖ. - Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.) Das
kostet Sie einen Lacher, aber Sie machen überhaupt nichts im Bereich des Budgets
der Stadt Wien.
Vierter
Schmäh: Die Stadt gibt 2002 - das hat der Herr Stadtrat auch auszuwalzen versucht
- mehr Geld für die Wirtschaftsförderung aus, sie erreicht im nächsten Jahr mit
666 Millionen S sogar einen neuen Rekordwert. Diese Aussage ist
leider falsch. Der Herr Finanzstadtrat hat nur den einen Teil gesagt, aber
nicht den zweiten Teil. Er hat gesagt: Ja ja, es ist so, dass ab 1.1.2002 eine
Erhöhung ist, aber - hat er gesagt - da sind auch Darlehen, Kredite von Seiten
des Magistrats an den Wirtschaftsförderungsfonds drinnen. Aber das macht ja
sozusagen nichts. - Es macht natürlich schon etwas, denn Kredite, Darlehen
müssen bekanntlich wieder zurückgezahlt werden.
Und genau
darum geht es. Auf der einen Seite gibt es einen großen Rückstand, einen so
genannten Rucksack bei den Anträgen, die bis jetzt hier nicht behandelt wurden.
Das hat sogar schon zu einer Welle von Klagsdrohungen wegen nicht erfüllter
Förderungszusagen geführt. Das heißt, die Budgetmittel dienen nur zur Finanzierung
von alten Förderungszusagen, und es kommt ab 1.1.2002 zu einer massiven
Verschlechterung der Richtlinien und natürlich auch zu einer
De-facto-Abschaffung der Wiener Unternehmungsgründungsaktionen. Und der WWFF
muss dann diese zusätzlichen Budgetmittel, damit er diesen Rückstand abarbeiten
kann, 2003 und 2004 an die Stadt zurückzahlen, natürlich mit einer
dementsprechenden Einbuße seiner Fördermittel in den Jahren 2003 und 2004.
Solche Schmähs
und solche Tricks werden angewendet, um hier Sand in die Augen zu streuen. Es
würde zumindest dem Herrn Handelskammerpräsidenten gut anstehen, das zu
durchschauen, das zu durchleuchten und sich nicht herzugeben dafür, dass er
noch die Räuberleiter für diese Schmähs des Herrn Finanzministers macht. (Beifall bei der FPÖ. - GR Godwin Schuster:
Des Herrn Finanzministers?)
Märchen Nummer
fünf: Die Stadt baut ihre Schulden ab. - Schön wär’s. Aber auch diese Aussage
ist leider falsch. Da die Stadt ausschließlich in Schweizer Franken verschuldet
ist, gehört sie zu den Verlierern der Euro-Abwertung. Wien kann daher derzeit
die Schulden nicht tilgen, ohne diese Kursverluste zu realisieren. Daher
steigen infolge dieses Währungsrisikos die Schulden von
2 Milliarden EUR auf 2,1 Milliarden EUR an.
Das Märchen
Nummer sechs - darüber haben wir uns ja schon, auch die Vorredner, unterhalten
-: In Wien gibt es im Gegensatz zum Bund keine Abgabenerhöhungen. Auch das ist
falsch. Die Stromsteuer ist schon eingeführt worden, aber nicht, wie die Wiener
Energie in diesem ominösen Brief schreibt, "sie werde von den Behörden
festgelegt". Nein; das war der Herr Bürgermeister, der diese Verordnung
selbstverständlich festgelegt hat. Das muss man auch den Menschen sagen. Es war
der Herr Bürgermeister und es waren nicht irgendwelche anonymen Behörden. Daher
gibt es natürlich hier leider Erhöhungen. Ja, sogar eine neue Steuer wurde hier
erfunden. Es ist ein ungerechtfertigt hoher Zuschlag. Für die Förderung von Ökostrom
werden nur 0,72 Groschen zu bezahlen sein, für die Förderung der
Kraft-Wärme-Kopplung sind es dann 10,22 Groschen, also 14-mal so viel wie
zur Förderung des Ökostroms. Daher stimmt auch das nicht, was vorhin Herr StR
Rieder hier als Begründung gesagt hat. Und daher wird es für die Wiener Haushalte
mindestens eine Erhöhung um 300 Millionen S geben.
Jetzt kann man das
nicht so machen, Herr Stadtrat. Jetzt sind wir in der EU. Wir haben ja gemeint,
wir müssen in den Verhandlungen 1994 noch Verbesserungen zustande bringen. Das
haben Sie nicht zustande gebracht. Aber jetzt sind wir drinnen. Und jetzt
werden auch wir die Möglichkeiten ausnützen, die innerhalb der EU gegeben
werden, wenn Sie ungerechtfertigte Erhöhungen, Steuererhöhungen auf dem Rücken
der Bürger versuchen. Daher sagen wir, wir schreiben einen Brief an den
Wettbewerbskommissar
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