Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 100
Ich weiß nicht - das
ist auch schon gesagt worden -, ob man bei einem Zeitraum von einem Jahr von
einer Eile sprechen kann. Ich weiß auch nicht, ob wir gut beraten wären, den
Ablauf der Verhandlungen über die Verordnung der Europäischen Union bis zuletzt
- auch auf Kosten der Nerven der Direktoren und Mitarbeiter der WIENER LINIEN -
auszureizen. Ich glaube, unter dem Gesichtspunkt der Konzessionsverteilung
kommen wir nach der derzeitigen Einschätzung mit unserem Vertrag zurecht.
Richtig ist, jetzt den Vertrag wirksam werden zu lassen. Ich muss schon um Verständnis
dafür ersuchen, dass sich die Terminplanungen des Europäischen Parlaments nicht
nach den Terminplanungen des Finanzausschusses des Wiener Gemeinderats richten.
Der Zusammenhang, was die Beschlussfassung betrifft, liegt ja auf der Hand: Am
Mittwoch vorher ist die Abstimmung im Verkehrsausschuss im Europäischen
Parlament erfolgt und in der Woche darauf haben wir die Beschlussfassung im
Finanzausschuss vorgenommen. (GR Gerhard
Pfeiffer: ... seit 15 Jahren!)
Ich füge noch
eine zweite Anmerkung hinzu: Wir werden Anfang November in einer gemeinsamen Sitzung
des Finanzausschusses mit dem Stadtsenat über unser Budget zu entscheiden
haben. Zu diesem Zeitpunkt wird es auch gut sein, wenn wir wissen, wie die
Struktur der WIENER LINIEN in finanzieller Hinsicht gesichert ist. Ich kann
dazu nur sagen, dass ich glaube, dass wir gut beraten waren, diesen Termin zu
wählen.
Ich bin bass
erstaunt, feststellen zu müssen, dass einzelne Fraktionen bei den
Parteiengesprächen am 22. Juni und in der Sitzung des Unterausschusses
Stadtwerkeausschuss offenbar nur körperlich, aber nicht geistig anwesend waren,
denn ich kann mich nicht erinnern, dass ich eine Fraktion dort nicht gesehen
hätte. Wir haben dort sehr eingehend über den Entwurf debattiert. - Ich gebe
zu, es mag schon sein, dass einzelne Mitglieder vergessen haben, dass es auch
schon in der vergangenen Funktionsperiode sogar Gegenstand eines
Ausschussbeschlusses gewesen ist. - Nun haben wir einige Veränderungen vorgenommen,
auch im Lichte der Veränderung der Entwicklung auf der europäischen Ebene. Aber
es kann überhaupt nicht die Rede davon sein, dass das jetzt etwas so
unglaublich Neues wäre, dass wir uns darin jetzt entsprechend vertiefen
müssten. Wenn ich mich an das Parteiengespräch am 22. Juni erinnere, so
war dessen Verlauf nicht wahnsinnig intensiv, und ich denke, es hätte dort sehr
wohl die Gelegenheit gegeben, all diese Fragen auch intensiver zu behandeln.
Ich meine
daher, bei aller Bereitschaft, auf solche Anliegen einzugehen, dass wir hiefür
ausreichend die Möglichkeit geboten haben. Für eine Legendenbildung dahin
gehend, dass dieser Vertrag ein Akt des Drüberfahrens wäre, gibt es daher keine
tatsächliche Grundlage, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist ein
Vertrag, der wichtig ist, weil er den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Wien
sicherstellt, und zwar im Einklang mit der Stadtentwicklung und mit der Verkehrsplanung
und, so glaube ich, auch - und das ist ja auch unsere Aufgabe - mit den Bedürfnissen
der Bevölkerung. Er verhindert - und das scheint mir auch wichtig zu sein -
eine Zerschlagung, eine Zersplitterung einer funktionierenden Einheit, die aus
einer Hand U-Bahn, Bim und Bus anbietet. Wo gibt es eine derartige Einheit
sonst noch? - Ich füge noch hinzu: Es wird dadurch auch ermöglicht, auch gemeinwirtschaftliche
Aufgaben zu erfüllen, was bei einem rein privaten Unternehmen, das nur auf
Gewinn ausgerichtet ist und wo die Anleger ihre Wünsche haben, nicht der Fall
ist.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Ich komme zum Schluss meiner Ausführungen: Es kommt
sicher nicht auf die Zahl der Seiten oder die Zahl der Paragraphen eines
Vertragswerks an, sondern es kommt vor allem darauf an, welcher Geist hinter einem
Vertrag steht. (Ruf bei der ÖVP:
... genau!) Es ist in diesem Vertrag nicht der Geist des Misstrauens,
nicht der Geist der Ausbeutung, nicht der Geist des Hintergehens, sondern jener
der fairen Partnerschaft und des fairen Umgangs - natürlich auch mit Konflikten,
die es geben kann.
Ich meine -
und damit bin ich am Schluss meiner Rede -, wir sind gut beraten, mit diesem
Vertrag der Verkehrssicherheit und der Versorgungssicherheit in Wien den
Vorrang zu geben, vor einer Budgetsanierung und einer einfachen Reduzierung der
Zuschüsse! - Das ist die eigentliche Botschaft dieses Vertrags. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist somit geschlossen.
Der Herr
Berichterstatter hat auf sein Schlusswort verzichtet. (GR Dr Herbert Madejski: Peinlich! Das war feig!) - Das kommt
davon, wenn ich ihn ersuche, er soll nichts sagen!
Wir kommen
jetzt zur Abstimmung.
Ich lasse
zuerst über den vorliegenden Abänderungsantrag abstimmen, den Herr GR Juznic
eingebracht hat und bei dem es darum geht, einen Tippfehler zu korrigieren.
Es geht um den
Punkt 7 Abs. 1 lit. a des Vertrags, wo es an der Textstelle
"Punkt 12 Abs. 3" der vorliegenden Fassung in Wirklichkeit
heißen muss, dass Punkt 12 Abs. 4 sinngemäß Anwendung findet.
Wer für diesen
Abänderungsantrag ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit
Stimmenmehrheit, ohne die Stimmen der ÖVP, so angenommen. (GR Mag Christoph Chorherr: Die ÖVP ist für Tippfehler! - Weitere
Zwischenrufe und Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben jetzt nicht
die Freifahrt für den Tippfehler, sondern wir stimmen jetzt bitte über den
Antrag als solchen ab.
Wer für das
Geschäftsstück ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dies ist mit
Stimmen
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