Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 100
der SPÖ. - GR Gerhard Pfeiffer: Die Mechaniker würden sich
schön bedanken, wenn sie hören würden, dass sie diese Qualifikation nicht haben
sollen!)
Ich halte es
auch nicht wirklich für ein Vorbild, dass man - was auch in diesem Beitrag der
"Presse" kommentiert wiedergegeben wird - Tochterunternehmen gründet,
um dort die, wie es heißt, schlechter entlohnten Fahrer zu verleihen. Wenn das
sozusagen der zweite Ansatz für den Vertrag sein soll, dass man die Möglichkeit
schafft, Fahrer - Buslenker, Straßenbahnfahrer, U-Bahn-Fahrer - einfach
sozusagen in einer Tochtergesellschaft unterzubringen, um sie von dieser bei
niedrigerer Entlohnung auszuleihen, damit es billiger wird, dann frage ich
mich: Was hat das mit Qualitätskriterien und Qualitätsanforderungen zu tun?
Noch ein
Punkt, der hier auch erwähnt wird - ich will jetzt nicht direkt unterstellen,
dass Dr Görg es war, der gerade das sozusagen als Beispiel für sich mitgenommen
hat; man könnte das fast herauslesen, aber das kann ich mir eigentlich doch
nicht vorstellen -: "Dubenkropp verschwieg auch nicht, dass die Spitzenmanager
heute mehr verdienen als die Funktionäre vor der Ausgliederung." - Wenn
uns das als Messlatte für unseren Vertrag vorgelegt wird, dass die Manager mehr
verdienen und die Busfahrer, die Straßenbahnfahrer weniger verdienen sollen,
dann hat das, glaube ich, mit Qualitätsanforderungen wenig zu tun. Dann soll man
sich aber auch nicht hier herstellen und an dem Vertrag Kritik üben, indem man
behauptet, dass darin hinsichtlich Qualitätsanforderungen zu wenig enthalten
sei. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich gebe -
losgelöst von der Frage, ob das, was da in Berlin vielleicht als Teil des
Wahlkampfs gedacht war, jetzt wirklich ernst zu nehmen ist - nur Folgendes zu
bedenken: Wenn man sich den Vertrag ernsthaft anschaut und überlegt, wie viele
Kriterien und Elemente in Bezug auf Qualitätssicherung und Standardverbesserung
darin enthalten sind - und das ausgehend von einer diesbezüglich wirklich großartigen
Lage, in der wir uns im internationalen Vergleich befinden -, dann fragt man
sich wirklich, mit welcher Brille, mit welchem Ansatz man hier eigentlich an
diesen Vertrag herangeht. Wenn man von vornherein sagt, wir wollen den Vertrag
nicht, dann verstehe ich das. Wenn man aber sagt, ich mache meine Zustimmung
davon abhängig, ob in hinreichendem Maß für Qualität gesorgt ist, dann ist es
mir unverständlich, wie man dieses Vertragswerk unter diesem Gesichtspunkt
ablehnen kann.
Nächster Punkt
- ich bin schon wieder beim Berliner Vertrag -: Es ist hier als zweiter Punkt
die Frage der Tarifautonomie genannt worden, und es ist lobend erwähnt worden,
dass das in Berlin anders ist. Dort muss sozusagen die politische Zustimmung
her. Ich habe hier einen Bericht aus der "Berliner Morgenpost" vom
1. August dieses Jahres, in dem unter dem Titel "Da ist Auto fahren
billiger" dargestellt wird, wie dort alles teurer geworden ist. Ich lese
Ihnen jetzt nicht alles vor, sondern zitiere nur den Schlüsselsatz: "Von
heute an müssen die Berliner deutlich mehr für Bus und Bahn bezahlen. Einzelne
Tickets verteuerten sich um 36 Prozent."
Wenn Sie also
der Meinung sind (GR Dr Matthias Tschirf:
Da sieht man, dass der Bgm Wowereit ... dazu beigetragen hat!), dass die
politische Zustimmung ... (Weiterer
Zwischenruf des GR Dr Matthias Tschirf.) - Meinen Sie mit diesem Zwischenruf,
dass Sie sozusagen froh sind, dass der CDU-Bürgermeister Diepgen jetzt abgelöst
worden ist, oder war das anders zu verstehen? (Heiterkeit bei Gemeinderäten der SPÖ. - GR Dr Matthias Tschirf: Nein,
sondern dass man genau sieht, was passiert, wenn ...!)
Tatsache ist,
dass dieser hoch gelobte Vertrag, der der politischen Zustimmung bedurfte,
nichts anderes bewirkt hat, als dass dort die Tarife in die Höhe geschnalzt
worden sind.
Da frage ich
mich wiederum: Was ist Ihr Einwand gegen unseren Vertrag, in dem wir in Bezug
auf den Umgang mit Tariferhöhungen natürlich auch ein korrektes System festgelegt
haben? Worin soll diesbezüglich ein Grund für eine Ablehnung bestehen? - Der
Vertrag enthält eine Reihe von Kriterien, die sehr ernst zu nehmen sind, die
eine Prüfung erforderlich machen. Diese Prüfung werden wir auch vornehmen, aber
wir werden sie - das sage ich auch dazu - fair und korrekt durchführen und
nicht nach dem Prinzip, dass es einfach keine Tariferhöhung geben darf, komme
auf das Unternehmen zu, was wolle. Priorität hat für uns - das sage ich gleich
jetzt - die Verkehrssicherheit und die Versorgungssicherheit der Bevölkerung,
und wir werden uns nicht hergeben für ein primitives Kaputtsparen eines
funktionierenden Unternehmens! (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich möchte zu
dieser Frage der Tarifautonomie aber noch etwas sagen: Ich verstehe nicht,
warum ein Unternehmen, das bisher sehr maßvoll - nämlich bisher gar nicht - mit
der Tarifautonomie umgegangen ist, jetzt plötzlich an die Tarifleine der
Politik genommen werden soll. Warum soll das geschehen? - Es wäre etwas
anderes, wenn es in letzter Zeit irgendwelche dramatischen Tariferhöhungen
gegeben hätte. Dann könnte man sagen: Okay, das muss man korrigieren, da muss
man eingreifen. - Aber warum soll das geschehen? Bedeutet das nicht in
Wirklichkeit, dass hier eine möglicherweise notwendige Tariferhöhung einfach
auf den Steuerzahler umgewälzt werden soll? Ist das die Absicht? Sagt man sich
hier vielleicht, es ist in der Politik bequemer, den Steuerzahler zur Kassa zu
bitten, anstatt sich ernsthaft mit der Frage der Tariferhöhung auseinander zu
setzen? (GR Gerhard Pfeiffer: Das geschieht
ja! - Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Dann sage ich
dazu: Das werde ich als Finanzstadtrat dieser Stadt, mit der Verantwortung für
ein ausgewogenes Budget, nicht akzeptieren! (Beifall
bei der SPÖ. - GR Gerhard Pfeiffer: Das geschieht ja!)
Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Es war hier davon die Rede, dass die Eile nicht geboten sei.
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